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Grappa 07 - Killt Grappa

Grappa 07 - Killt Grappa

Titel: Grappa 07 - Killt Grappa
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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sich verstümmeln, nur weil sie glauben, einem Schönheitsideal nacheifern zu müssen, das von Männern diktiert wird. Das ist nicht nur anti-emanzipatorisch, sondern auch noch saudumm.«
    »Ich sehe ja ein, dass ein zu kleiner Busen für dich kein Problem wäre«, konterte Nik mit einem sanften Blick auf meine Oberweite, »aber du solltest vielleicht gegenüber deinen Geschlechtsgenossinnen toleranter sein. Nimm dir mal ein Beispiel an mir!«
    »Deine Nachsicht wundert mich in diesem Fall kein bisschen«, fuhr ich ihn ärgerlich an, »denn schließlich habt ihr Männer die Normen gesetzt, nach denen wir Frauen uns verbiegen sollen. Blond, doof, unterwürfig, große Ohren und immer bereit, euch sexuell oder sonst wie zu bedienen.«
    »Deine Art, alles und jedes zu verallgemeinern, hat Stammtischniveau. Du hast deine Frauengruppenjahre wohl nicht richtig verdaut.«
    Sein Widerspruch reizte mich, ein handfester Streit bahnte sich an. »Ich weiß, dass es Schlimmere gibt als dich«, versuchte ich daher einzulenken.
    »Herzlichen Dank!« Wütend hebelte er ein Stück Fruchtfleisch aus der Pampelmuse.
    Ich schwieg ein Weilchen, damit sich die Lage entspannen konnte. »Habt ihr diese Detema wirklich ernsthaft in Verdacht?«, fragte ich dann.
    »Eigentlich nicht. Die Frau ist fix und fertig. Kann mir nicht vorstellen, dass die noch ein Messer ruhig in der Hand halten kann.«
    »Also doch Eva Grid, oder?«
    »Sie ist zurzeit unsere heißeste Spur. Baißer hat sich darin verbissen. Er muss Erfolge vorweisen. Die Polizeistatistik sagt, dass Spuren bereits nach einer Woche kalt wie Eis sind. Wenn Baißer morgen deinen Artikel liest, wird er unter die Decke gehen. Hast du wirklich einen Hinweis auf den Aufenthaltsort der Frau, oder bluffst du nur?«
    Ich zuckte die Schultern. »Nur einen klitzekleinen Anhaltspunkt – mehr nicht. Du bist der erste, der's erfährt, wenn die Spur heiß wird. Und du kriegst die Frau sofort nach mir. Okay?«
    Zum Glück war er mit meinem Vorschlag einverstanden. Wir tranken den obligatorischen Espresso, dann schleppte Nik das Geschirr in die Küche und wusch es ab.
    »Du bist eine süße kleine Küchenfee«, strahlte ich ihn an. »Gib mir die Adresse deiner Frau Mutter, damit ich mich bei ihr bedanken kann, dass sie ihren Sohn so gut gedrillt hat.«
    »Ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen«, erklärte Nik. »Dort gab's Küchendienste für die Kinder.«
    »Das tut mir leid«, stammelte ich betroffen. »Was ist mit deinen Eltern passiert?«
    »Das ist eine lange Geschichte ...«
    »... die du jetzt nicht erzählen willst«, vervollständigte ich den Satz.
    »Vielleicht später«, gab Nik zurück, »heute ist mir nicht danach.«
    Er stand auf, trat hinter mich und senkte seinen Kopf zu meinem Ohr. Sein Atem strich an meiner Wange entlang.
    »Soll ich dir jetzt die wahrscheinlich längste Praline der Welt zeigen?«, flüsterte er.
    »Angeber«, prustete ich los. »Das haben mir schon viele versprochen, und dann war's doch nur ein armseliger Schokoriegel.«
    »Vertrau einem armen Waisenkind.«

Aufruhr, Ärger und eine Überraschung
    Mein Artikel verursachte einen Sturm der Entrüstung. Die Privatsender und Boulevardblätter waren entrüstet, weil ihnen die Polizei nichts von der Verstümmelung erzählt hatte, die Polizei war entrüstet, weil das Bierstädter Tageblatt inzwischen mehr Fakten beisammen hatte als die ›SoKo Eiskalt‹.
    Else Ambrosius hütete die Villa und ließ sich nicht sehen. Ich hatte kurz mit ihr telefoniert und zart angedeutet, dass meine Hilfe für Eva Grid davon abhängig sei, dass ich alle Informationen exklusiv bekäme. Keine Deals und Interviews mit der Konkurrenz. Ich stand also super da. Selbstzufrieden legte ich meine Beine auf den Schreibtisch, schob den Bürostuhl zurück und blickte durch das Fenster in den bewölkten Himmel. Irgendwann würde ich mal ein Buch über meine Storys schreiben. Dass der Mord an Grid und seine Aufklärung einen herausragenden Platz in diesem vermutlichen Bestseller haben würde, war für mich schon jetzt klar. Das Telefonklingeln unterbrach den Ausflug in die Unsterblichkeit.
    »Was bilden Sie sich eigentlich ein, Sie superschlaue Pressetante«, brüllte mich Baißer an. Ich hielt den Hörer weit vom Ohr weg. »Was muss ich da in Ihrem Schmierblatt lesen? Was soll die Unverschämtheit, mich beobachten zu wollen, um zu testen, ob ich meiner Aufgabe gewachsen sei?«
    »Sie wissen doch, lieber Herr Baißer, dass die Presse in einem
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