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Grappa 07 - Killt Grappa

Grappa 07 - Killt Grappa

Titel: Grappa 07 - Killt Grappa
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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gelangen. Immerhin waren wir Journalisten der örtlichen Tageszeitungen vor den Fuzzis von der Glotze in der Stadt gewesen, und wir dachten nicht daran, unsere Positionen kampflos aufzugeben. Die Kommerzsender kamen außerdem nur bei Straftaten, die von Blut und Sperma tropften.
    Zum Glück wusste die Bierstädter Polizei zu schätzen, dass wir biedere Zeitungsmenschen auch über Taschendiebstähle, GdP-Versammlungen, Jubilarehrungen und den Polizeiball berichteten. Und seitdem unsere Zeitung die Serie Der freundliche Polizist von nebenan aus der Taufe gehoben hatte, wurden wir Schreiberlinge vom Bierstädter Tageblatt besonders gern gesehen.
    »Machen Sie doch bitte Platz für Frau Grappa!«, rief der Polizeipressesprecher quer über den Konferenztisch.
    Ich lächelte huldvoll ins Rund und ließ mich in den Stuhl fallen. Turkey platzierte sich hinter mir, seine Geräte schussbereit.
    »Wir haben es hier mit einem besonders brutalen Verbrechen zu tun«, konstatierte der Staatsanwalt für Kapitales. »Aber der Reihe nach. Dr. Oktavio Grid wurde heute früh von der Hausangestellten Else A. tot in seinem Schlafzimmer aufgefunden. Frau A. alarmierte über Notruf die Polizei, die Beamten stellten nach dem ersten Augenschein mehrere tiefe Stichwunden im Körper des Toten fest. Näheres können wir erst nach der Obduktion der Leiche sagen. Ich habe sie für heute Nachmittag angeordnet. Und jetzt stellen Sie bitte Ihre Fragen, meine Damen und Herren.«
    »Können Sie den Abend rekonstruieren?«, fragte die Konkurrenz.
    »Wir müssen uns da auf die Angaben der Hausdame verlassen. Sie hat Dr. Grid am Abend ein leichtes Mahl zusammengestellt, das er wohl auch gegessen hat. Die Ehefrau des Opfers war nicht zu Hause. Danach hat sich die Zeugin verabschiedet; sie wohnt nicht im Haus. Dr. Grid habe einen völlig normalen Eindruck gemacht. Als die Zeugin das Haus verließ, saß Dr. Grid mit einem Buch in der Bibliothek und las.«
    »Könnten es Einbrecher gewesen sein?«, fragte ich.
    »Es gibt keine Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen in das Gebäude. Wir gehen davon aus, dass der Tote seinen Mörder ins Haus gelassen hat oder dass er sich bereits im Haus befand.«
    »Und die Mordwaffe? Haben Sie sie gefunden?«, erschallte es aus dem hinteren Teil des Raumes.
    »Noch nicht«, gab der Polizeisprecher zu. »Im Haus selbst war sie jedenfalls nicht. Wir haben damit begonnen, das umliegende Gelände zu durchkämmen. Nach ersten Erkenntnissen hat der Täter ein kleines, sehr scharfes Messer benutzt. Genaueres können wir Ihnen erst nach der Obduktion mitteilen.«
    Ich meldete mich erneut zu Wort. »Wo war seine Frau eigentlich an dem Abend?«
    »Das wissen wir noch nicht. Wir konnten die Ehefrau noch nicht ausfindig machen«, erklärte der Ankläger, »niemand weiß, wo sie sich befindet. Die Haushälterin konnte uns leider auch nicht weiterhelfen.«
    Ein überraschtes Gemurmel kam auf. »Also weiß Frau Grid gar nicht, dass ihr Mann tot ist?«, kam es vom anderen Ende des Tisches.
    »So ist es«, bestätigte der Staatsanwalt.
    »War die Leiche unbekleidet? Hatte der Tote Geschlechtsverkehr?«, wollte ein Kollege vom größten deutschen Boulevardblatt wissen.
    Der Staatsanwalt wechselte ein paar leise Worte mit dem Pressesprecher und sagte dann: »Das Opfer war nackt, Hinweise auf Geschlechtsverkehr vor dem Tod gibt es nicht.«
    »Sonst irgendwelche Besonderheiten?«, startete ich einen Versuch.
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Außergewöhnliches eben!«
    »Nein.« Die Lüge kam ihm glatt über die Lippen.
    »War Dr. Grid in irgendwelche Geschäfte verwickelt? Drogen? Mafia? Schmuggel? Sex? Mädchenhandel?« Der Reporter vom Boulevardblatt hatte schiere Verzweiflung in der Stimme.
    »Wir stehen erst am Anfang unserer Ermittlungen«, meinte der Staatsanwalt reserviert. »Ich kann Ihnen nur noch berichten, dass die Polizei eine Sonderkommission gebildet hat. Und jetzt entschuldigen Sie mich.«
    Die Pressekonferenz war beendet.
    »Jetzt wird meine Story wieder auf zehn Zeilen eingedampft und landet auf der Sieben«, maulte der Bild -Heini, als er zufällig neben mir zum Lift trabte.
    »Erfinde doch irgendwas dazu«, riet ich ihm, »ihr haltet euch doch sowieso nicht an die Wahrheit. Mit ein bisschen Fantasie wird der langweiligste Mord ein Bringer. Du musst es dir nur schön passend machen.«
    »Hast du einen Tipp?« Er war ganz Ohr.
    »Vielleicht war's ein Racheakt. Eine Frau, der das Silikonimplantat im Busen bis zu den Knien
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