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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Schuh?«, begann ich. »Sie schauen mich an, als wollten Sie mich umbringen. Ist es meine Beziehung zu Kondis, die Sie nicht ertragen können?«
    Die offensive Ansprache verblüffte sie. Sie wollte etwas sagen, überlegte es sich anders und griff zum Weinglas.
    »Er ist ein Schwein«, murmelte sie, »er hat mich abserviert wie eine alte Socke. Haben Sie keine Angst, dass er mit Ihnen das gleiche macht?«
    »Das Leben ist kein ewiger Sonnenaufgang, keine frühlingshafte Offenbarung und kein ständiger Jubelgesang«, philosophierte ich. »Beziehungen entstehen, werden genossen und beendet. Wo also liegt das Problem?«
    »Sie sind verdammt cool«, meinte sie. »Schon mal was von Liebe gehört?«
    »Nein, was ist das?«
    Sie sagte nichts, sondern fing an zu heulen. Das Wasser floss ihr aus Augen und Nase.
    »Ist ja gut«, sagte ich leise, »es tut mir leid. Liebeskummer ist eine schreckliche Krankheit.«
    »Was wissen Sie denn schon?«, zischte sie. Und heulte weiter.
    »Das geht vorüber, glauben Sie mir! Ich bin ein paar Jährchen älter als Sie und habe bereits einiges mitgemacht. Kondis ist nicht der einzige Mann auf der Welt!«
    »Aber der beste Ficker, den ich je hatte!«, schrie sie zornig und fegte die Weinflasche vom Tisch. Sie rollte über den Boden und blieb an der Wand liegen. Der Rotwein gluckerte langsam zwischen die Fliesen.
    Ich hatte genug. »Schönen Abend noch!«, rief ich laut in die Runde und stand auf. Als ich Richtung Treppe ging, sah ich das breite Grinsen von Costas.
    »Spar dir dein Lachen, Grieche!«, fuhr ich ihn an. »Hol mir lieber heute Abend noch meinen Oreganostrauß aus dem Bus und hänge ihn an meine Türklinke. Ich hab mir schließlich die Finger wund gesammelt. Okay, Kleiner?«
    Der Apollon-Verschnitt kniff mir verschmitzt ein Auge zu.

»Koronis gebar im steinigen Epidauros«
    Orestes brachte seine Mutter und ihren Geliebten um, um den Vater zu rächen. Da Muttermord in Griechenland ein schweres Verbrechen war, war Agamemnons Sohn gezwungen, Vergebung zu erflehen, um weiterleben zu können. Leider waren sich die griechischen Dichter über das Schicksal des Orestes nicht einig. Sicher war nur, dass er umherirrte, um jemanden zu finden, der ihm Absolution erteilte.
    »Meinst du, er ist nach Delphi zum Orakel gefahren? In der kastalischen Quelle konnten sich Mörder ihre Schuld abwaschen.«
    Kondis schüttelte den Kopf. »Die kastalische Quelle ist zurzeit abgesperrt. Ich habe eine andere Idee. Schau im Buch mal unter Epidauros nach. Er will bestimmt zum Heiligtum des Asklepios.«
    Ein schöner Morgen hatte begonnen. Die Landschaft strahlte trotz des vielen Blutes in ihrem Boden eine zärtliche Stimmung aus. Die Spatzen schilpten im Laub des Weinstocks.
    Die anderen waren früh gestartet, Kondis und ich frühstückten allein auf dem Balkon. Wer uns beobachtete, konnte an nichts anderes glauben als an die Urlaubsreise eines verliebten Paares.
    Ich hatte ihm nichts von Daphnes Anfall vom Vorabend erzählt, ich wollte die hässliche Szene am liebsten vergessen. Noch ein paar Tage mit ihm und die Sache war sowieso vorbei. Ich erhoffte nichts, befürchtete nichts, erträumte nichts und forderte nichts. Deshalb war ich frei.
    Kondis schien völlig wiederhergestellt, der Kopfverband war durch ein Pflaster ersetzt worden. Im Morgengrauen war er zu mir gekommen. Er war wieder gierig und hatte mich angesteckt. Als wir fertig waren, sah er mich mit einem fordernden Blick an. Da wusste ich, dass er etwas bei mir suchte, das ich ihm nicht geben konnte, weil ich nicht wusste, was es war.
    Das warme Wasser der Dusche ließ meine dubiosen Gefühle im Abfluss verschwinden. Als wir unsere Kleider anlegten, entfernten wir uns noch weiter voneinander. Die Bitterkeit des schwarzen Kaffees tat wohl. Ich nahm ein Buch in die Hand und las, was ich über das Heiligtum in Epidauros finden konnte.
    »Dieser Asklepios«, rief ich überrascht aus, »ist ja der Sohn von Apollon und Koronis. Das ist die untreue Königstochter, die dafür gesorgt hat, dass die weißen Raben schwarz wurden. Erinnerst du dich an die Szene auf der Apollonschale, die Unbill geklaut hat?«
    »Natürlich«, lächelte er, »deshalb bin ich ja auf Epidauros gekommen. Ajax Unbill ist krank. Er trägt den Namen eines berüchtigten Vergewaltigers – Ajax fiel über Kassandra her. Kassandra ist die Konkubine von Agamemnon, die von der Ehefrau getötet wird. Daphne wird von Apollon in Delphi vergewaltigt, Ajax gibt sich als Apollon aus. Agamemnon
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