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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Super-Story, sage ich euch! Das Opfer, 35 Jahre, blond und hübsch, ein bisschen mollig – aber noch im Rahmen –, gibt eine Fete, so eine Art Sex-Orgie. Nimmt sich ihren Mörder für eine schnelle Nummer mit aufs Zimmer, wird vergewohltätigt und alle gemacht. Und, stellt euch vor, von den Gästen merkt keiner was.«
    Das war zu viel. Ich stand auf und ging auf Meister zu. »Hör mal zu, Meister. Wenn du das Wort ›vergewohltätigen‹ noch einmal in den Mund nimmst, dann kannst du was erleben! Deine frauenfeindlichen Aussprüche haben mich schon immer geärgert. Was du privat denkst, ist dein Bier und zeigt, wie dumm und primitiv du bist. Aber halte dich gefälligst in meiner Gegenwart zurück! Sonst sag ich den Mädels von der Roten Zora Bescheid, und die kommen dann mal abends bei dir vorbei und bringen dir Respekt vor Frauen bei!«
    Im Großraumbüro herrschte plötzlich Totenstille. Kulturredakteurin Blume, die seit Stunden über einem Buch geträumt hatte, war erwacht und erstarrte. Der Volontär hatte Mund und Nase offen gelassen, und Peter Jansen steuerte langsam auf Meister und mich zu, beide Arme in Hüfthöhe nach vorne gestreckt, so, als gelte es, eine Schlägerei zu verhindern.
    »Nun mal ganz friedlich, ihr zwei«, sagte er beschwichtigend. »Du könntest dich im Ton wirklich etwas zügeln, Meister. Wir sind schließlich kein Blut-und-Sperma-Blatt.« Und zu mir meinte er: »Bei allem Verständnis dafür, dass du als Frau solche Sprüche nicht leiden kannst, Maria … Aber du brauchst nicht die Empfindliche zu spielen. Der Kollege meint es doch nicht so. Wir sind alle etwas abgestumpft, das gilt auch für dich. Also, reg dich wieder ab.«
    Ich hatte mich wieder gefasst, mein Herz schlug normal. »Laura Gutweil, die Tote, über die ihr so kräftig herzieht, war meine beste Freundin. Und ich war gestern mit von der Partie bei der angeblichen Sex-Orgie. Ich selbst habe ihre Leiche am Morgen gesehen.«
    »Mein Gott«, stammelte Meister und wurde blass, »das konnte ich doch nicht ahnen. Tut mir leid, Kollegin!«
    »Nur keine Rücksicht auf mich«, fauchte ich ihn an, »aber wenn du ein schlechtes Wort über Laura schreibst, dann passiert das, was ich eben angekündigt habe.«

Ein Fressen für die Presse
    Mein Wutanfall hatte wohl Eindruck auf ihn gemacht, denn am nächsten Morgen las ich in unserem Blatt:
    Schreckliches Ende einer fröhlichen Party – Junge Frau von Unbekanntem ermordet
    In den Artikel war ein Foto von Laura eingeklinkt, weiß der Teufel, woher Meister das hatte. Im Text stand:
    Es sollte eine nette Gesellschaft für ihre vielen Freunde werden, doch einer der Gäste war ein Mörder: Laura Gutweil, 35 Jahre alt, Psychologin und in der städtischen »Beratungsstelle für Menschen in Not« angestellt, wurde in der Nacht zum Montag Opfer eines schrecklichen Gewaltverbrechens. Einer der Gäste – so vermutet die Mordkommission – tötete die junge Frau in ihrem Schlafzimmer. Das Opfer wurde an Händen und Füßen an das Gestell ihres Bettes gefesselt. Ein Sexualverbrechen ist nicht ausgeschlossen, die genaue Todesursache kann erst die Obduktion klären. Polizei und Staatsanwaltschaft bitten die Gäste der Gesellschaft, sich zu melden, da noch nicht alle Besucher ermittelt werden konnten. Lesen Sie weiter auf Lokalseite 3.
    Auf der Dritten wurde dann gemenschelt. Die Nachbarin, die Laura – ständig hinter der Gardine sitzend – belauert hatte, sagte:
    Sie war eine so freundliche, lebenslustige Person. Bekam immer viel Besuch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine solch liebe Frau Feinde hatte.
    Außer dir vielleicht, du alte Schlampe, dachte ich. Du hast dir immer das Maul darüber zerrissen, wenn Laura männlichen Besuch hatte, hast im ganzen Stadtteil über sie getratscht, du falsches Luder.
    Auch der Kollege, der mit dem Mordopfer seit einem Jahr zusammenarbeitet, kann nur Gutes sagen, ging es weiter. Der Kollege hieß Agnus Naider und wurde wie folgt zitiert:
    Sie war eine liebenswerte Kollegin und eine gute Psychologin, die ihre Arbeit mit psychisch gestörten Kindern sehr ernst nahm. Gerade in der letzten Zeit hat sie besonderes Geschick bei der Therapie sexuell missbrauchter Mädchen bewiesen. Sie ging ganz in ihrer Arbeit auf und verlor dennoch nicht ihr heiteres Wesen.
    Ich rief Peter Jansen an. »Ich recherchiere in der Sache Laura Gutweil, oder ist das Meisters Story?«
    Jansen zögerte. »Der wartet nur noch das Obduktionsergebnis ab, dann ist er draußen. Besonders,
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