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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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hörte nicht auf
mich.
»Was machen sie überhaupt da?«, fragte sie, und mit einem Mal klang ihre Stimme ängstlich. Die Kätzchen auf ihrem Arm miauten kläglich und wanden sich unter Ednas
festem Griff.
Ich hatte keine Zeit, um mir ihretwegen Gedanken zu
machen. Die Polizei hatte unterdessen Scheinwerfer aufgestellt, und Scharfschützen schwärmten in die Seitengasse
neben unserem Haus aus, bezogen in den Gärten auf der
Rückseite Position und richteten ihre Gewehre auf unser
Küchenfenster. Nick war wirklich mehr als optimistisch gewesen, als er gemeint hatte, niemand würde etwas wegen ein
paar Schüssen unternehmen und er könnte unerkannt entkommen. Doch nicht bei Custers letztem Gefecht! Das Haus
war von allen Seiten eingekesselt, und nicht einmal eine
Ratte hätte unbemerkt entkommen können.
Der Mann mit dem Megafon brüllte nun: »Kommen Sie
mit erhobenen Händen heraus!«
Mr. Patel und Ganeshs Onkel redeten aufeinander ein.
Die Tanten weinten. Usha drohte damit, ihren Anwalt zu
rufen. (Ich schätze, sie und ihr Mann Jay kannten tatsächlich einen. Ich kannte jedenfalls keinen.) Ich sprang auf und
ab und brüllte sie an, endlich Inspector Janice zu rufen. Wie
um allem die Krone aufzusetzen, begann Edna in einem hohen, klagenden Ton zu kreischen. Es klang wie ein Funksignal und wollte und wollte nicht enden, als müsste sie niemals Luft holen.
Keine meiner Bemühungen führte zu irgendetwas. Ich
musste handeln. Wenn es so weiterging, würden sie Ganesh
aus Versehen erschießen. Ich konnte nicht mehr die Straße
hinunter, weil sie abgesperrt war. Doch ich kannte mich
besser aus als die Beamten, und deswegen rannte ich zu Ednas Friedhof. Neben dem Friedhof stand das erste Haus der
Reihe. Ich bewegte mich an der Seite nach hinten, kletterte
über die Gartenmauer und sprang auf der anderen Seite
herab. Ich landete auf einem Haufen alter Mülleimer. Es gab
einen furchtbaren Lärm, doch im allgemeinen Aufruhr
schien niemand etwas zu hören oder der Sache Aufmerksamkeit schenken zu wollen.
Ich schlich hinter den Häusern entlang, kletterte über
Gartenmauern, verfing mich in Ranken und Rankgerüsten.
Es war wie einer jener Hinderniskurse bei der Armee. Ich
vertrat mir den Knöchel und schrammte mir die Hände auf,
doch ich schlich weiter und weiter. Inzwischen war ich ganz
in der Nähe des Hauses und des rückwärtigen Gartens angelangt, dem Brennpunkt des Geschehens.
Ich fiel über die letzte Mauer und landete genau in dem
Augenblick in den Büschen dahinter, in dem Ganesh die
Schrotflinte aus dem Küchenfenster warf. Dann kletterte er
selbst nach draußen. Sämtliche Bullen sprangen hinzu und
warfen sich auf ihn.
Sie hatten ihn am Boden festgenagelt, und ich fürchtete
bereits, dass er unter ihrem Gewicht ersticken würde. Sie
brüllten Dinge wie: »Also schön, Sonnenschein, versuch
nicht, dich zu wehren!«, während ich noch immer auf sie
einredete und ihnen zu erklären versuchte, dass der Mann,
den sie suchten, noch im Haus wäre, von einem herabstürzenden Stück Putz bewusstlos geschlagen. Ich fürchtete
ernsthaft, dass er wieder zu sich kommen und unerkannt
entkommen könnte, während sich alles auf den armen Ganesh stürzte.
Ich versuchte sie von ihm herunter zu ziehen. »Ihr habt
den Falschen, ihr Idioten!«, brüllte ich, bis ich heiser war.
Am Ende verhafteten sie mich ebenfalls und brachten uns
beide auf die Wache.
    Auf der Wache herrschte ein unbeschreibliches Chaos. Sie
nahmen unsere Fingerabdrücke. Ich hatte ein definitives
Gefühl von déjà vu und sagte ihnen, dass sie meine nicht
nehmen müssten – sie hätten sie bereits genommen, und
zwar als sie wegen des Mordes, der sich in eben diesem
Haus ereignet habe, ermittelt hätten.
    Es war, als hätte ich Benzin ins Feuer gegossen. Sie wurden so aufgeregt, dass ich glaubte, sie müssten jeden Augenblick einen kollektiven Herzinfarkt erleiden. Wahrscheinlich
dachten sie, ihnen wäre eine Bande von Terroristen ins Netz
gegangen.
    Zu guter Letzt tauchte Inspector Janice in Jeans, einem
weiten Pullover und mit tiefen Ringen unter den Augen auf
und erlöste uns.
    Ich war zum ersten Mal richtig froh, sie zu sehen.
Ich sprang auf und rief: »Haben sie ihn gefunden? Haben
sie Nick Bryant erwischt? Sie haben ihn doch wohl nicht
entkommen lassen, oder?«
»Nein, Fran, keine Sorge. Sie haben ihn nicht davonkommen lassen«, antwortete sie beruhigend. »Sie haben das
ganze Haus durchsucht, und er kam gerade wieder zu
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