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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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bei allem gebührenden Respekt gegenüber Ganesh – ein gutes Stück größer und kräftiger war, und selbst wenn Gan ihn im Augenblick gegen die
Wand drückte, hätte ich nicht darauf gewettet, dass er sich
nicht wieder befreien konnte. Doch genau in diesem Augenblick fiel ein großer Brocken Stuck aus der Decke und landete
genau auf Nicks Kopf. Nick ging zu Boden wie ein schlaffer
Sack.
Einen Augenblick lang herrschte Stille. Gipsstaub erfüllte
die Luft und geriet mir in die Nase. Ich hustete. Gan trat zurück, mit der Schrotflinte in den Händen.
»Alles in Ordnung?«
»Ja!«, krächzte ich. »Warum bist du zurückgekommen?«
»Ich konnte nicht schlafen und hab mir Sorgen um dich
gemacht.« Er stieß die reglose Gestalt Nicks mit der Fußspitze an. »Ich bin durch das Fenster geklettert, als ich seine
Stimme gehört habe. Also schlich ich mich so leise her, wie
ich konnte.«
»Er wollte mich umbringen. Er hat Terry und Squib umgebracht. Er ist wahnsinnig.«
»So viel habe ich inzwischen auch schon gemerkt.«
»Danke, Ganesh«, sagte ich sehr kleinlaut.
»Schon gut. Ich bleibe hier bei ihm, und du gehst zu meinen Eltern und rufst die Polizei.« Er setzte sich auf die Kiste.
»Und erzähl meinen Eltern nichts von der Schrotflinte,
sonst drehen sie durch!«
    Wie sich herausstellte, war Ganeshs Bitte Zeitverschwendung.
Bis ich beim Laden angekommen war, spielte der gesamte Clan
der Patels verrückt. Sie hatten die Schüsse selbstverständlich
gehört. Mr. Patel stand mit einem gefährlich aussehenden Küchenmesser in der Tür. Mrs. Patel telefonierte bereits mit der
Polizei, und sämtliche Tanten und Onkel rannten durcheinander. Ganz offensichtlich war es noch längst nicht vorbei.
    Die Jungs in Blau waren verdammt schnell da. In der Stille der Nacht waren die Schüsse nicht ungehört verhallt.
Nicht nur die Patels, sondern auch die Bewohner der umliegenden Straßen, die noch nicht aus ihren Häusern ausgezogen waren, hatten die Polizei alarmiert. Nick hatte sich in
dieser Hinsicht ganz offensichtlich geirrt.
    Die Polizei schwärmte in der ganzen Gegend aus. Sogar
eine Einheit des mobilen Einsatzkommandos erschien auf
der Bildfläche, Männer mit schusssicheren Westen und Maschinenpistolen.
    Ich versuchte ihnen zu erklären, was sich ereignet hatte
und dass sie ihre schweren Waffen nicht brauchten, doch es
gelang mir nicht, das Gehör des Einsatzleiters zu finden. Er
brüllte ungerührt seine Befehle in ein Megafon.
    »Alles zurückbleiben! Sie auch, Süße! In diesem Haus hält
sich ein bewaffneter Mann auf!«
»Nein, tut er nicht!«, widersprach ich. Ganeshs Eltern
und Onkel und Tanten schnatterten aufgeregt durcheinander. »Die Waffe wurde abgefeuert. Es ist eine doppelläufige
Schrotflinte, beide Läufe wurden abgefeuert, und der Schütze ist außerdem bewusstlos.«
»Nein, ist er nicht. Er bewegt sich im Haus, und wahrscheinlich hat er Munition bei sich.«
»Nein, hat er nicht! So hören Sie doch zu! Das ist nicht
der Schütze, das ist Ganesh …«
Ich gab mir die größte Mühe, es ihnen begreiflich zu machen, doch sie wollten nicht auf mich hören. Ich bettelte,
ich flehte sie an, Inspector Janice Morgan zu benachrichtigen, sie falls nötig aus dem Bett zu klingeln und ihr zu sagen, dass wir es wären, Fran Varady und Ganesh Patel.
Sinnlos. Sie schoben uns alle hinter eine Barriere zurück,
mich, die Patels und all die anderen Leute, die aus den Häusern in der Nachbarstraße herbeigerannt waren, um zu sehen, was da vorging. Ich habe noch nie im Leben eine so
durcheinander gewürfelte Menge gesehen, jede nur denkbare Art von Bekleidung, angefangen bei Schlafanzügen und
Bademänteln bis hin zu normalen Jacken und Anoraks und
Saris. Eine alte Lady im Morgenmantel mit einem Filzhut
auf dem Kopf fragte immer wieder: »Ist es eine Bombe? Ist
es eine Bombe?«
»Sag ihnen, sie sollen weggehen!«, flüsterte eine Stimme
dicht an meinem Ohr, und ich erkannte einen vertrauten
Geruch. Edna war von der Neugier aus ihrem Versteck auf
dem Friedhof getrieben worden und stand nun neben mir.
Sie zog die Kätzchen auf, die den Katzenfängern vom Tierschutz in ihrem Versteck unter dem Grabstein entgangen
waren.
»Ich mag sie nicht«, flüsterte sie. »Sag ihnen, sie sollen
weggehen!«
Ich erklärte ihr verbittert, dass niemand auf mich hören
wollte, und schlug vor, dass sie mitsamt ihren Kätzchen lieber wieder auf den Friedhof zurückkehren sollte, wo ihnen
nichts geschehen würde. Doch auch Edna
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