Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
Vom Netzwerk:
Jedes Mal, wenn sie für die Ferien
aus der Schule nach Hause kam, war sie wieder ein Stück
hübscher geworden. Damals hat sie mit mir geredet. Sie hatte
keine Angst vor mir. Eines Abends änderte sich das alles. Es
war beim Weihnachtstanz des Young Farmers’ Club . Sie hatte
die Haare hochgesteckt und trug ein wirklich wunderschönes
Kleid. Sie sah aus wie … ich kann es nicht beschreiben. Wunderschön. Einfach nur wunderschön, das ist alles.«
Er sprach seine Worte mit beinahe pathetischer Naivität,
und das Foto fiel mir wieder ein, das ich auf Ariadnes Kaminsims gesehen hatte. Das Foto, das Terry in einem Abendkleid
zeigte, auf dem sie aussah, als wäre sie viele Millionen Dollar
schwer. Ich sagte ihm, dass ich ein Bild von ihr in ihrem
Ballkleid gesehen habe und dass ich mir sehr gut vorstellen
könne, wie bezaubernd sie auf dem Fest der jungen Farmer
ausgesehen haben müsse. Meine Bemerkung freute ihn, und
er lächelte. Doch ich verdarb alles gleich wieder, weil mir
das Bild all dieser rotbäckigen gesunden Naturburschen
nicht aus dem Kopf gehen wollte, die mit der Crème de la
Crème der Landmiezen im Arm über die Tanzfläche polterten.
»Du lachst !«, rief Nick, und die Zwillingsläufe der Schrotflinte ruckten auf eine Weise, die mir wirklich nicht gefiel.
»Nein, ich lache nicht! Warum um alles in der Welt sollte
ich ausgerechnet jetzt lachen? In meiner Situation?«
»Na gut«, sagte er sehr widerstrebend, doch er entspannte
sich ein wenig, wie ich erleichtert bemerkte, und nahm sogar den Lauf der Schrotflinte wieder herunter. »Ich habe ihr
in dieser Nacht gestanden, dass ich sie liebe. Es stimmt!
Doch je mehr ich versuchte, ihr zu sagen, was ich für sie
empfand, desto weniger schien sie es zu verstehen. Sie benahm sich, als hätte sie Angst vor mir! Ich wollte sie doch
nur lieben! Sie hätte es verstehen müssen.«
Er blickte unvermittelt auf, und ich erkannte den Wahnsinn in seinen Augen. Ich musste ihn dazu bringen, weiterzureden. Es war das Einzige, was ich tun konnte. Ihn dazu
bringen, weiterzureden, bis mir etwas eingefallen war.
»Ich verstehe nicht«, sagte ich. »Was war mit Squib? Und
was ist mit Jamie Monkton?«
Nick kicherte. Es war ein kaltes, freudloses Geräusch,
und es ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. »Jamie
Monkton? Er hat mich zu ihr geführt. Ich wusste, dass er
nach ihr suchte, und ich musste nichts weiter tun, als ihn
zu beobachten. Er würde sie für mich finden.« Er beugte
sich erneut vor, und in seiner Stimme lag tiefer Ernst. »Ich
dachte, dass ich früher oder später von Kelly alles erfahren
würde. Sie kommt regelmäßig auf der Farm vorbei und
schwatzt ununterbrochen. Also wartete ich, und eines Morgens – Bingo! Ich brauchte Kelly nicht einmal dazu. Ich war
mit dem alten Pick-up nach Abbotsfield gefahren, um ihn
in die Werkstatt zu bringen. Ich stand dort im Laden und
unterhielt mich mit dem Mechaniker, als ich Jamies Wagen
draußen bei der Zapfsäule bemerkte. Er stand daneben und
redete mit dem Besitzer, Jepson. Sie sind schon lange befreundet, die beiden. Sie fahren beide in schicken Autos
herum. Ich konnte jedes Wort verstehen. Jamie sagte, er
wüsste jetzt, wo seine Cousine lebte. Er hätte es durch einen
Zufall herausgefunden. Er hätte sich in Pubs und Kneipen
umgehört und einen Rockgitarristen oder so getroffen …«
»Declan …!«, murmelte ich heftig. Durch den dümmsten
aller denkbaren Zufälle war Jamie über Declan gestolpert,
und ausgerechnet Declan, den Terry als Einzigen von uns
gemocht hatte, war zum Verräter an ihr geworden. Nicht
einmal Squib hatte es getan. Falls ich diese Nacht überlebte
und Declan je wieder begegnete, würde ich ihm ein paar
sehr unfreundliche Dinge sagen.
»Jamie redete über dieses Haus und darüber, dass die
ganze Gegend, die gesamte Jubilee Street, abgerissen werden
sollte. Die meisten Häuser stünden schon leer und wären
vernagelt. Er sei schon dort gewesen, doch er habe niemanden angetroffen. Er sagte, er werde am nächsten Tag wieder
hinfahren und deshalb den Wagen voll tanken. Er bat
Jepson, Alastair nichts davon zu erzählen, falls er dem alten
Mann über den Weg laufe oder er bei der Tankstelle auftauche. Er wollte zuerst mit Theresa über alles reden.
Es war meine Chance. Ma war nicht auf der Farm, sondern in ihrem Laden in Winchester. Ich sagte Biles, dass ich
am nächsten Tag frei machen würde, und gab ihm einen
Zehner, damit er die Klappe hält und Ma nichts erzählt.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher