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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille
Autoren: Jan Burke
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nicht mehr über Kriminalfälle schreiben – eine Folge meiner Ehe mit Frank Harriman, einem Fahnder vom Morddezernat. Aber meine Ehe ist die Querelen, die sie mir beim Express und Frank bei der Polizei verursacht, mehr als wert.
    Zufälligerweise gehörte Frank dem Team an, das den Fall Lane untersuchte. Ich erfuhr Einzelheiten darüber, die ich dem Kriminalreporter des Blattes nicht erzählen konnte – und Gillian erst recht nicht. Doch schon bald wurden all diese Einzelheiten allgemein bekannt.
    Kara Lane war dreiundvierzig, hatte dunkle Haare und blaue Augen, war geschieden und hatte zwei Töchter im Teenager-Alter. Sie war eines Abends gegen acht Lebensmittel einkaufen gegangen, und als sie um elf noch nicht wieder zurück war, begannen ihre Töchter sich Sorgen zu machen. Da sie zum Autofahren zu jung waren, baten sie einen Nachbarn um Hilfe. Nachdem sie die Parkplätze sämtlicher Geschäfte in der Umgebung abgeklappert hatten, rief der Nachbar um Mitternacht Karas Exmann an. Nach erneuter Suche in den Läden verständigte der Exmann die Polizei. Früh am nächsten Morgen kam die Suche ernsthaft in Gang.
    Mehrere Faktoren veranlassten die Polizei, sich schneller auf die Suche nach ihr zu machen als damals nach Julia Sayre: Kara war zuckerkrank und brauchte jeden Tag ihre Insulinspritzen – und sie hatte ihre Medikamente nicht bei sich; sie hatte ihre Töchter noch nie über Nacht allein gelassen; und bei der morgendlichen Dienstbesprechung war Detective Frank Harriman aufgefallen, dass Kara Lane, was Körpergröße, Alter, Figur und Haarfarbe anging, Julia Sayre ähnelte – einer Frau, deren Tochter seine Frau, die Reporterin, immer wieder bedrängte. Er schlug seinem Partner Pete Baird vor, sich mal im Flughafen-Parkhaus von Las Piernas umzusehen.
    Kara Lanes bejahrter VW-Bus stand genau am selben Fleck, wo vor vier Jahren Julia Sayres Mercedes abgestellt worden war. Nicht lange, nachdem die beiden ihre Entdeckung gemeldet hatten, wurde der Bus sorgfältig durchsucht. Karas linker Ringfinger fand sich im Handschuhfach.
    Daraufhin rief die Polizei Dr. David Niles zu Hilfe, einen forensischen Anthropologen und Besitzer zweier Hunde, die auf Suchen und Bergen sowie auf Leichenfunde trainiert waren, und bat ihn, mit den Tieren zum Flughafen zu kommen. Die Ergebnisse waren erstaunlich – so erstaunlich, dass ich, als mir Frank und Pete am Abend davon erzählten, fast sicher war, sie würden übertreiben.
    »Einer seiner Hunde – Bingle – ist unglaublich schlau«, erzählte Pete. »Er kann alles finden. Also, im Vergleich zu ihm wirken deine Köter geradezu zurückgeblieben, Irene.«
    »Jetzt aber mal halblang –«, begann ich und sah hinüber zu Deke, überwiegend schwarzer Labrador, und Dunk, überwiegend Schäferhund, die beide in der Nähe lagen und schliefen.
    »Unsere Hunde sind auch schlau«, warf Frank ein, der einen Streit vermeiden wollte, »aber Bingle ist – na ja, du müsstest ihn erleben, um es zu glauben. Und er ist umfassend ausgebildet –«
    »Vergiss Bool nicht«, ergänzte Pete. »Seinen Bluthund. Er arbeitet nämlich mit zwei Hunden. Wenn der eine das Zeichen gibt, dass er etwas gefunden hat, holt er den anderen zur Bestätigung dazu.«
    »Bingle hat sogar schon unter Wasser Leichen gefunden«, sagte Frank.
    »Wie geht denn das?«, fragte ich. »Steckt ihr ihn in einen kleinen Taucheranzug?«
    »Sehr witzig«, sagte Pete.
    »Der Hund kann es«, antwortete Frank. »Es ist nicht so unvorstellbar, wie es klingt. Die Bakterien in einer verwesenden Leiche verursachen den Ausstoß von Gasen. Der Geruch steigt durchs Wasser nach oben, und der Hund nimmt ihn wahr, wenn er an der Oberfläche angekommen ist. Man kann mit Bingle im Boot hinausfahren und einen See absuchen, und er gibt Laut, wenn er unten eine Leiche riecht.«
    »Okay«, sagte ich, »das klingt einleuchtend. Aber –«
    »Hör dir einfach mal an, was passiert ist«, sagte Pete.
    Der Hauptteil der Geschichte bestand darin, dass Bingle eine Gruppe Männer in einem schnellen Zickzackkurs aus dem Parkhaus hinaus und über das Flughafengelände führte. Dann steuerte er einen Flugzeughangar an.
    »Er ist komplett ausgerastet«, berichtete Pete und machte mit den Händen hektische Paddelbewegungen.
    »Wie ein Wilder hat er an einer der Rückwände gekratzt«, ergänzte Frank.
    Die Polizei brauchte eine Zeit lang, um einen Durchsuchungsbefehl zu erwirken und den Besitzer des Gebäudes ausfindig zu machen, doch schließlich bekamen sie
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