Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel
Autoren: Alexandra Beverfjord
Vom Netzwerk:
kleine Bauklötze in den großen Gärten. Durch den Regen konnte Agnes die Konturen der Gebäude nur erahnen.
    Â»Kannst du mich bitte hier rauslassen?«, bat Ester.
    Agnes bremste vor einem massiven Einfamilienhaus. Sie sah Ester an und verspürte einen Anflug von schlechtem Gewissen wegen der Frage, die sie ihr jetzt stellen musste.
    Â»Ist es okay, wenn ich die Informationen, die du mir gegeben hast, in einem Artikel bringe?«
    Ester nickte kurz. Aber sie wolle keinen Besuch vom Fotografen der Zeitung, sagte sie, weshalb Agnes selbst ein paar Bilder mit ihrem Handy machte.
    Â»Können wir uns morgen weiter unterhalten?«, fragte Agnes, während sie Ester ihre Visitenkarte reichte.
    Ester starrte Agnes mit einem Blick an, den diese nicht zu deuten vermochte. »Ich weiß nicht. Ich … du … Ich glaube, du willst da nicht reingezogen werden.«
    Â»Wie meinst du das?«, fragte Agnes und spürte, dass ihr die Nackenhaare zu Berge standen.
    Ester antwortete nicht, öffnete nur die Autotür und lief in den Regen hinaus. Agnes beugte sich über den Beifahrersitz und rief ihr hinterher: »In was denn reingezogen?«

Kapitel 3
    Am Tatort drängte sich jetzt die Presse. Außer den Boulevardzeitungen waren auch Aftenposten, NRK, TV2, Dagsavisen und P4 angerückt. Sie belagerten die Polizeiabsperrungen, fotografierten und filmten. Joakim stellte sich zu Rasmus.
    Â»Hast du genug?«
    Â»Mit Sicherheit nicht. Ich habe nur Bilder von der Polizei und dem Leichensack«, antwortete Rasmus, während er sich ein paar tropfnasse Locken aus der Stirn strich. »Hat Agnes denn nichts?«
    Â»Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit wir gekommen sind.«
    Joakim sah zum Lebensmittelladen hinüber.
    Â»Verdammt, wo ist das Auto?«, rief er und griff nach dem Handy, um Agnes anzurufen. Er hatte zwei Anrufe des Ressortleiters auf der Mailbox. Erst jetzt sah er, dass Agnes ihm eine SMS geschickt hatte. Während er sie las, rief Fredrik Telle zum dritten Mal an.
    Â»Was habt ihr?«
    Â»Ziemlich wenig, fürchte ich. Die Polizei hält sich im Moment sehr bedeckt. Es gibt eine Pressekonferenz im Präsidium. Kannst du jemand anderen hinschicken?«
    Â»Sicher, jetzt sind genug Leute da, die sich darum kümmern können. Wir haben inzwischen auch den Namen, Helle Isaksen, neunzehn Jahre. Aber was sagt die Polizei?«
    Â»Sie hat an der Handelshochschule studiert und ist der Polizei nicht bekannt.«
    Â»Das scheint zu stimmen. Sie hat keinen Eintrag im Polizeistrafregister.«
    Â»Gut, aber ihr müsst versuchen, an Fotos von ihr ranzukommen.« Sie brauchten Bilder für die Titelseite. Ohne Bilder keine Story.
    Â»Darum kümmern wir uns. Habt ihr mit den Nachbarn gesprochen?«, wollte Fredrik Telle wissen.
    Â»Bisher nicht, aber das kommt noch.«
    Â»Ihr müsst ein paar Leute zum Reden bringen. Ruf den Nachrichtenredakteur der Onlineredaktion an, sobald du was hast, damit er auf dem Laufenden ist. Und beeil dich – ich habe sechs Seiten plus Titelseite für euch reserviert.«
    Â»Kann jemand uns ablösen, wenn wir fertig sind? Wir sollten den Tatort heute Abend nicht aus den Augen lassen. Man weiß nie, ob Freunde oder Angehörige auftauchen, um Bilder und Blumen niederzulegen.«
    Â»Wir schicken einen Fotografen vorbei«, antwortete Telle.
    Â»Was zum Teufel sagst du da?«, rief Rasmus, als Joakim ihm erzählte, was in der SMS von Agnes stand. »Sie ist mit meinem Auto abgehauen?«
    Â»Genau genommen gehört das Auto der Zeitung«, antwortete Joakim.
    Â»Und sie hat nichts für uns?«
    Â»Ich erreiche sie nicht auf dem Handy. Doch wie dem auch sei – wir müssen anfangen, Klinken zu putzen. Wir können nicht zurück in die Redaktion, bevor wir nicht mit ein paar Nachbarn gesprochen haben.«
    Joakim versuchte, unberührt zu klingen, doch ihm missfiel zutiefst, wie Agnes sich verhielt. Am Tatort musste man als Team eng zusammenarbeiten. Eine kryptische SMS zu schicken, nachdem man mit dem Auto abgehauen war, gehörte sich einfach nicht. Besorgt sah er sich um. Er hatte sich darauf verlassen, dass Agnes mit den Nachbarn redete, und sich auf die Polizei konzentriert. Je mehr Zeit verstrich, desto schwieriger würde es sein, jemanden zu einem Kommentar zu bewegen.
    Die Konkurrenz hatte offenbar schon ihre Interviews. Einige Mitarbeiter von Dagbladet und VG packten bereits
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher