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Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition)
Autoren: Michael Boenke
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ist mit dem?«
    »Tierschänder wahrscheinlich, irgendwie totgeschlagen und dann komisch hergerichtet, aber mehr weiß ich auch nicht.«
    Nach wildesten Mutmaßungen über die Leiche im Ried – ich musste wieder meine Geschichte des Auffindens zum Besten geben – und den toten Hund bat ich um Ruhe und begann die Sitzung mit meiner fünfköpfigen Gruppe: ›Wer bin ich? Versuch einer Definition des Ichs zwischen Küche, Beruf und Kindern.‹
    Für diesen Tag hatte ich meiner Psycho-Gruppe in meinem Rucksack Dinge mitgebracht. Dinge kamen immer sehr gut an.
    Ich legte die Sachen – einen Stein, eine mittlerweile welke Blume, ein unbenutztes Tempotaschentuch, eine weiße Feder und eine Zahnbürste – in die Mitte unseres schwingenden Kreises. Wir saßen alle auf gemeindeeigenen Pezi-Bällen in schreienden Farben und spielten das Spiel ›Ich fühle mich wie …‹
    Reihum suchten sich die vier Frauen und der Mann eines der Dinge aus, um dann im meditativen Sprechgesang ihre Befindlichkeit für diesen Morgen auszudrücken. Das lief immer sehr gut und ich konnte dann ein bisschen meinen eigenen Gedanken nachgehen.
    Hildegard, die Lehrerin mit der sportlichen Kurzhaarfrisur, nahm als Erste die welke Blume, drückte sie an die Brust und hauchte mit einem ätherischen Sprechgesang: »Ich habe Mitleid mit dem armen Hund.«
    Die anderen nickten betroffen. Ich dachte mit Schaudern an die Leiche in der Kapelle.
    War es ein schlimmer Tod? Hatte sie oder er Kinder? Wird sie oder er von jemandem vermisst? War der Mensch jung oder alt?
    »Er hatte so ein herrlich braunes Fell, er ist immer an mir hochgesprungen, wenn ich ins Krautland gegangen bin.«

    Dermaßen sensibilisiert für die unergründlichen Dinge des Lebens fuhr ich nach dem Kurs nach Hause. Beim Nachbarn Herrn Müller stand ein Polizeiauto. In meinem Hof stand schon der apfelshampoogrüne Beetle des blonden Kriminalfräuleins.
    »Schön wohnen Sie hier.«
    »Bei uns auf dem Land ist alles schön.«
    »Darf ich mit hineinkommen?«
    »Sie begleiten mich ja schon.«
    Ich ging zur Tür, entledigte mich meines schwarzen Helmes und das Fräulein folgte mir.
    »Wohnen Sie schon lange hier?«
    In der Küche setzte sich das Polizistenfräulein unaufgefordert auf einen der vier Küchenstühle, legte ihre Ellbogen auf die grau gesprenkelte Resopalplatte meines Küchentisches mit Schublade und schaute mich auffordernd an.
    Ich signalisierte ihr, indem ich Daumen und Zeigefinger meiner erhobenen rechten Hand abwechselnd zeigte, anderthalb Jahre.
    »Wieder sehr gesprächig. Kann ich Ihrem Gefuchtele entnehmen, dass Sie nicht wissen, ob Sie seit ein oder zwei Jahren hier wohnen?«
    »Nein, ich wohne seit anderthalb Jahren hier. Ich habe das Haus von meinen Eltern geerbt … ähm, nach ihrem Unfall.«
    »Wissen Sie schon, was bei Ihrem Nachbarn vorgefallen ist?«
    Sie sagte nichts von einem Hund und dass da irgendetwas Unheimliches passiert sein musste. Raffiniert, das Fräulein. Ich könnte ja der Täter sein und sogenanntes Täterwissen in meiner Einfalt preisgeben.
    »Nein.«
    »Na, dann kommen Sie mal mit.«
    Keine zwei Minuten im Haus und schon wieder ein Ortswechsel. Sie ging voran und ich erkannte, dass ihre Figur seit gestern nicht schlechter geworden war. Beim Nachbarn Müller, der als begeisterter Frührentner sonst eher durch Ruhe auffiel, war einiges los im Garten. Er gestikulierte wild mit den Händen und erzählte vieles: »… bester Freund … treu … deutscher Schäfer… eins-a-Zucht, exzellenter Stammbaum … hatte mir nichts dabei gedacht, als er heute Nacht angeschlagen hat, das macht er öfters … vielleicht ein Igel, hatte ich gedacht … wenn ich den erwische … Waldemar hätte keinem was zu Leide getan … so grausam können nur Menschen sein …«, waren einige der Wortfetzen, die ich vernahm.
    Die beiden Polizisten machten sich Notizen.
    Das Fräulein Gesetzeshüterin führte mich an den Rand des Müller’schen Grundstückes, wo zwei hohe Tannen und dichte Hecken die Grenze zum Grundstück des alten Pfarrers markierten.
    »Schauen Sie sich das an!« Bei der Aufforderung beobachtete sie mich genau mit ihren nussbraunen Augen.
    Die Aufforderung wäre nicht nötig gewesen. So einem Anblick konnte man sich nicht entziehen.
    Müllers ›deutscher Schäfer‹ steckte bis zur Mitte seines Körpers in der Erde, die wie ein kleines Grab um ihn herum unförmig angehäufelt war. Der Kopf lag auf den Pfoten, die wie zum Gebet gefaltet worden
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