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Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition)
Autoren: Michael Boenke
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Frauen-Fahrzeug mit Kindchenschema.

    Ich bin ja ansonsten kein altmodischer Mensch, aber bei Fahrzeugen denke ich noch wirklich konservativ. Autos dürfen niemals ein von durchgeknallten Designern entwickeltes Mickey-Mouse-Gesicht haben und zu kugelig daherkommen. Autos sollten eine längstmögliche Motorhaube haben und darunter einen stärkstmöglichen Motor. Umweltfreundlich natürlich – vielleicht Wasserstoff, kein so ein Hybridzeugs und natürlich einen V8-Sound. Den könnte man ja …
    »Was wollte die von dir, Danile, wer war das?«
    Der drohende, dunkle Schatten neben mir war Frieda, ihr Gesicht war im Gegenlicht kaum zu erkennen, der Tonfall ihrer Frage mahnte mich zur Vorsicht.
    »Von der Polizei.«
    »Das geht auf mich.«
    Sie stellte mir ein frisches Bier auf den Tisch.
    »Und Frieda … ähm, noch mal wegen den Bildern von Su… ähm … dem armen Mädchen, wäre mir recht, wenn du Cäci nichts sagen würdest … du weißt ja, ich mag sie immer noch.«
    »Du brauchst nicht rot werden. Von mir erfährt keiner ein Sterbenswörtchen. So, ich muss jetzt in die Küche, bald kommen die Essensgäste. Mal sehen, vielleicht weiß jemand schon was Neues über die Leiche. Wahrscheinlich ein Landstreicher, der da übernachtet hat. Den hat bestimmt der Schlag getroffen. Komm mal wieder vorbei. Das Rädle bleibt heute Nacht ja eh hier.«
    »Vielleicht war’s ja auch eine Landstreicherin.«
    Frieda drehte ihren fleischigen Kopf überrascht in meine Richtung: »Was?«
    »Emanzipation«, rief ich ihr grinsend zu und hob mein Glas.

    Ich hatte mir auch schon Gedanken gemacht, wer die Leiche war. Hoffentlich niemand, den man kannte. Aus meiner Jackentasche zog ich das Röhrchen, nahm zwei Tabletten heraus und warf sie in das Bier. Die Krone wurde mächtiger, der Geschmack jedoch kaum beeinträchtigt. Aber zwei Aspirin im letzten Bier sind mir allemal lieber als ein Katerfrühstück.

2
    Die dunkel gekleidete Gestalt zwängte sich durch das Gesträuch zur Häuserreihe und summte leise zu einer Kinderliedmelodie:

    »Das Schwesterlein litt große Pein.
    Das Kindchen war so krank und klein.
    Da kommt das Brüderlein daher,
    der Pfaff erzählt ihm eine Mär.
    Die Margot ist ’ne dumme Kuh,
    ich schlug sie tot, jetzt hab ich Ruh.
    Ich hole mir die Schweine halt,
    verscharre sie im dunklen Wald.

    Die Margot schlug ich zuerst tot,
    den Pfaff hol ich beim Morgenrot,
    den Pfaff hol ich beim Morgenrot …«

    Als der Mann in die unmittelbare Nähe der Häuser kam, die alle im nüchternen Stil der 50er-Jahre erbaut waren, versuchte er so leise wie möglich aufzutreten. Langsam zog er die Zweige der Hecke auseinander und betrat den Rasen. Dann bewegte er sich lautlos auf das beleuchtete Fenster der Veranda zu. Der Arm mit dem schweren gusseisernen Kreuz in der Hand zuckte nervös. Es war nicht viel zu sehen, das Fenster bot durch die transparenten Vorhänge einen verschwommenen Einblick in die Stube. In einem Sessel war ein hagerer kahlköpfiger Mann zu erkennen, der neben einer Stehlampe und einem verchromten Ventilator in einem Buch las. Es war der ehemalige Pfarrer von Riedhagen.
    Auf leisen Turnschuhsohlen bewegte sich die Gestalt zur Verandatür neben dem Fenster. Vorsichtig drückte sie dagegen. Verschlossen. Die Nacht war warm, der Mann schwitzte unter der dunklen Mütze, auch die Handschuhe waren schweißgetränkt.
    Herrgott noch mal, bei so einem Wetter lässt man doch die Tür offen. Ich kann doch keine Scheibe einschlagen, sonst habe ich die ganze Nachbarschaft am Hals – und den Drecksköter vom Nachbarn.
    Aber er wollte es heute zu Ende bringen, irgendwann musste alles abgeschlossen werden. Als er ums Haus herum ging und gerade zur Kellertür hinunterwollte, fing der Schäferhund des Nachbars an zu kläffen. Als es in der dichten Hecke zum nachbarlichen Grundstück hin raschelte, zuckte der Mann zusammen und schaute voller Furcht ins dichte Gestrüpp der Hecke. Er konnte den Hund nicht sehen, er wusste aber, dass er ihn sah.
    Alles – nur kein Hund!
    Wie in Panik flüchtete die Person durch den Garten und verschwand im angrenzenden Wald, das schwere Eisenkreuz krampfartig umklammert.
    Den Hund schickt der Teufel! Ich muss das Problem anders lösen … noch heute!

3
    Gegen 9 Uhr wachte ich auf. Meine Dicke hatte mich gut nach Hause gebracht, am Lenker hatte ich mich festgehalten, als ich das mitternachtsschwarze Ungetüm durchs ganze Dorf nach Hause geschoben hatte. Sicherheitshalber schaute ich in
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