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Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition)
Autoren: Michael Boenke
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den Hof – die Erinnerung war getrübt. Immer noch war sie schwarz und stark.
    Gott sei Dank, aber auch!

    Mein Kopf war klar, nur ein schlechter Geschmack im Mund verriet mir, dass ich das Zähneputzen vergessen hatte. Nach einer Dusche machte ich mich ans Frühstück. Der Kühlschrank war gut bestückt.
    An und für sich bin ich ja kein altmodischer Mensch. Aber ich hasse Wellness-Frühstücke. Ich mag keinen frisch zentrifugierten Karottensaft mit Magermilchjoghurt und Kleiesprengseln. In meinem Kühlschrank fand sich dunkel gerauchter Speck, die Zwiebel war flugs geschält. Während der Speck in der Eisenpfanne langsam sein duftendes Fett vom festen in den flüssigen Zustand brachte, holte ich aus meinem Kräutergärtlein frischen Schnittlauch. Die fein gewürfelten Zwiebeln dann zum Speck, Hitze hochfahren. Drei Landeier aus Freilandhaltung in die große Tasse, kurz verquirlen, in die heiße Pfanne, Schnittlauch darüber. Pfeffer, Salz. Da kommt kein Wellness-Joghurt an Cocktailtomätchen mit!
    Da ich zum Frühstück die leiseren Töne liebe, legte ich eine CD von Deep Purple auf, › Machine Head ‹ .
    Ian Gillan kreischte: ›Nobody gonna take my car, I’m gonna race it to the ground, nobody gonna beat my car, it’s gonna break the speed of sound, Oooh it’s a killing machine, it’s got everything, like a driving power big fat tyres and everything.‹
    Ja, die guten alten Zeiten …
    Das Telefon riss mich mit seinem Geklingele aus meinen Gedanken. Es war die Gemeinde. Frau Kätherle klang aufgeregt: »Wo bleiben Sie denn, Herr Bönle? Sie haben keine Ferien. Die warten schon seit neun am Gemeindezentrum auf Sie!«
    Mit dieser Frage fiel es mir auch wieder ein. Die Psycho-Tanten. Der Kurs, der extra auf Wunsch zweier Bäuerinnen in die großen Ferien gelegt wurde.
    »Bin schon unterwegs.«

    Im Dorf war ich zuerst einmal der Gammelstudent, dann der ewige Student gewesen. Nach dem Tod meiner Eltern hatte ich ohne Zögern das Elternhaus als mein Haus und das Dorf meiner Kindheit als Heimat angenommen. Nachdem es nach meinem zweiten Staatsexamen mit einer Stelle im Lehramt an Gymnasien nicht geklappt hatte, war ich in der Gemeinde so etwas wie ein Mädchen für alles. Mit den Fächern Geografie und Katholische Theologie, in denen ich letztendlich einen mäßigen Abschluss gemacht hatte, waren meine Kompetenzen derzeit auf dem Bildungsmarkt nicht gefragt. Hätte ich nicht die Erbschaft vor zwei Jahren gemacht – das Häuschen und noch ein ordentliches Taschengeld dazu, wer weiß, vielleicht wäre ich jetzt der Obdachlose, der in alten Kapellen nächtigen müsste …
    In der 800-Seelen-Gemeinde war ich nun im kirchlichen Sektor der Mann für alle Fälle. Durch mein abgebrochenes Psychologie-Studium und meinen Abschluss in Theologie war ich irgendwie in die kirchliche Hilfsschiene reingerutscht und machte nun alles, was gerade so in einer kleinen Kirchengemeinde anfiel.
    Mal eine Rede bei Beerdigungen – ich hatte auch drei Semester Germanistik in Münster studiert – mal ein VHS -Kurs ›Die Schwäbische Barockstraße und die Kirchen, die sie säumen‹ oder wie jetzt eben den Selbstfindungskurs für Hausfrauen ›Wer bin ich? Versuch einer Definition des Ichs zwischen Küche, Beruf und Kindern‹. Der Kurs war achtstündig, vier mal zwei Stunden in den großen Ferien – Freitag vormittags. Und jetzt war Vormittag, auch Freitag.
    Ich stieg auf meine Maschine und fuhr die 200 Meter zum neuen Gemeindezentrum. Die Kurs-Damen waren völlig aufgeregt, auch der Herr. Mit ernsten Gesichtern standen sie vor der gläsernen Eingangstür des Franziskus-Hauses. Schnell entschuldigte ich mich, die Stimmung gefiel mir nicht.
    »Sie müssen’s ja auch schon wissen?«
    Alle schauten mich neugierig an, als hofften sie, etwas Ungeheuerliches von mir zu erfahren.
    »Das mit dem Toten in der Kapelle … Weiß man schon, wer der Tote ist?«, fragte ich.
    »Auch Frauen können tot sein!«
    Hildegard, die attraktive Grundschullehrerin, die ihre Ferienpläne extra für diesen Kurs geändert hatte, schaute mich vorwurfsvoll an. Ich wusste nicht, warum, und machte mir nicht die Mühe, ihre eigenartige Aussage zu interpretieren. Herr Philipp Maiser, der einzige Mann des Kurses, der sich für diesen Termin extra freinahm und unser Riedhagener Kirchen-Organist ist, fuhr sich nervös durch sein ungepflegtes langes Haar und meinte: »Nein, nicht die Leiche in der Kapelle, der Hund von deinem Nachbarn, dem Müller.«
    »Was
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