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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht
Autoren: Patrick Dunne
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scherzte er. »Jetzt sehen Sie sich das hier mal an …« Er hielt ihr sein Handy so hin, dass sie auf das Display blicken konnte. »Das wurde mir während unserer Zwischenlandung in Paris geschickt.« Das Display zeigte eine gelbbraune, trockene Weite. Ein Stück Meer am oberen Rand ließ erkennen, dass es sich um die Erde handelte, nicht um einen Planeten ohne Atmosphäre. »Was Sie hier sehen, ist die Wüste Kavir im Iran aus tausend Metern Höhe. Jetzt passen Sie auf, was passiert …«
    In der Mitte der Wüste flammte ein stecknadelgroßes Licht auf. Ringsum dehnte sich die Luft wellenförmig in konzentrischen Kreisen aus. Binnen Sekunden erblühte der Lichtpunkt zu einer Feuerblume und wurde dann zu einer brodelnden Wolke aus Sand und Rauch.
    »Das ist eine explodierende israelische Atomrakete.«
    »Großer Gott.«
    »Sie wurde auf unbewohntes Gebiet abgefeuert. Als Warnung.«
    »Was für ein Irrsinn.«
    »Sie haben den Geist aus der Flasche gelassen, so viel steht fest«, sagte Orhun. »Letztendlich könnte KOSS unsere geringste Sorge sein.«

51
    Am Flughafen wartete ein Fahrer auf Orhun – ein schlaksiger junger Mann mit einem Schopf schwarzer Locken. Er trug Jeans und ein T-Shirt mit einem Slogan, der übersetzt »Neapel sehen und vor Langeweile sterben« lautete, und hielt ein Stück Pappkarton in die Höhe, auf den ORHUN gekritzelt war. Er gab sich keine Mühe, seine Überraschung zu verbergen, als er sah, dass Orhun von einer Frau begleitet wurde. Die beiden Männer unterhielten sich kurz auf Türkisch, bevor sie alle nach draußen zum Wagen gingen – einem schwarzen Alfa Romeo mit verdunkelten Scheiben.
    Orhun bat Jane, im Fond mit ihm einzusteigen, und nachdem der Fahrer ihm eine Karte gegeben hatte, fuhren sie in die Stadt. Es war sieben und noch hell. Jane und der junge Mann waren einander nicht vorgestellt worden, und sie hatte nicht die Absicht zu fragen, wieso.
    Nachdem Orhun die Karte eine Weile studiert hatte, reichte er sie Jane und fragte den Fahrer etwas.
    Sie sah ein Kreuz auf der Karte und nahm an, es markierte die Kalvarienkirche. Die Gegend war ein Gewirr aus schmalen Straßen.
    Der Fahrer antwortete, und Jane sah, wie Orhun den Deckel eines Ablagefachs in seiner Tür öffnete. Er entnahm ihr ein Lederhalfter mit einer mattschwarzen Pistole darin. Als er sie halb aus dem Halfter gleiten ließ, konnte Jane die Buchstaben Elite 1A auf dem Lauf lesen.
    »Eine Beretta, gut«, sagte er beiläufig, öffnete seine Jacke und befestigte das Halfter an seinem Hosengürtel. Dann griff er wieder in die Ablage und fand ein Reservemagazin in einem kleineren Beutel, das er an die andere Seite seines Gürtels hängte. Schließlich richtete er seine Jacke, klopfte sie ab und sah Jane an. »Sie haben um Schutz gebeten?«, sagte er und lächelte.
    Sie antwortete nicht, aber ihre Gedanken flogen in alle Richtungen.
    Nach einer Weile sagte Orhun: »Sollten Sie nicht Ihren Freund Giuseppe anrufen?«
    »Mhm.« Jane hörte auf zu spekulieren und wühlte in ihrer Tasche nach ihrem Handy. Sie hatten vereinbart, Giuseppe keiner weiteren Gefahr auszusetzen, aber sie brauchten so viele Informationen wie möglich von ihm. Jane war leicht überrascht, als er sich beim ersten Klingelton meldete.
    »Wir sind auf dem Weg in die Stadt, Giuseppe. Wo bist du?«
    »In meinem Hotel, ausruhen. Es war ein harter Tag. Der Mord … die Polizei … Es hat mich schwer mitgenommen.«
    Jane stieß Orhun an, um ihm zu zeigen, dass sie die Mithörfunktion aktivieren wollte, sah aber erst fragend in Richtung Fahrer.
    Orhun nickte nur.
    Jane drückte den Lautsprecherknopf. »Mein Freund Demir Orhun ist hier bei mir. Erzähl uns genau, was passiert ist.«
    Giuseppe seufzte. »Ich habe es schon so oft erzählt … aber gut, ein Mal noch. Die Frau in der Galerie, Signora Flamigni, hatte mir erzählt, dass Kamarda heute Morgen um elf wiederkommen werde – eine Stunde, nachdem sie öffnen. Aber offenbar hat er beschlossen, schon früher hinzugehen, falls ihm jemand auf der Spur ist – ich zum Beispiel. Ich kam gegen 10.40 Uhr an und bin hineingegangen. Da ich kein Personal sah, habe ich eine Weile gewartet und dann Signora Flamignis Namen gerufen. Aus dem Hinterzimmer kam ein Stöhnen, und ich ging hinein und fand sie auf dem Boden neben der Leiche ihres Mannes. Er war erschossen worden …«
    »Das muss ein furchtbarer Schock für dich gewesen sein«, sagte Jane, da Giuseppe die Stimme versagte.
    »Allerdings, aber was mich gerade
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