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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst
Autoren: M Gardiner
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ein Kind zur Welt gebracht und wirst es auch nie können. Wenn jemand diese Frau ist, dann Tabitha.«
    Chenille wurde wütend. »Dieses dürre Ding? Wo siehst du an ihr denn die zwei Flügel des großen Adlers, dass sie in die Wüste flöge? Flügel würden diese schwächlichen Schulterblätter zerbrechen. Ich sage dir, Isaiah, du bist genauso schlimm wie Pete.« Sie warf Tabitha einen bösen Blick zu. »Was ist bloß dran an dir? Du bist eine undankbare Heulsuse, und trotzdem hängt den Männern die Zunge aus dem Maul, wenn sie dich sehen. Brian ließ dich sein Kind gebären, und Pete konnte nicht mehr geradeaus schauen, wenn du im gleichen Raum warst. Und jetzt auch noch Ice -«
    »Chenille, das reicht! Vielleicht trabst du jetzt endlich mal rüber zur Garage und gibst den Code ein.«
    »Oh, hab ich da etwa einen wunden Punkt getroffen, großer Mann?«
    Brian spannte die Muskeln an und holte Luft. Er wartete auf den rechten Moment. Tabitha murmelte etwas hinter mir. Ich neigte mich zu ihr und hörte sie flüstern. »Chenille hat ihm verraten, wo er die Pistole finden kann.« Ich schaute sie an. Sie wirkte, als ob sie gleich zusammenbrechen würde. »Sie hat mich gefragt, wo Brian seine Waffen versteckt hält. Und ich hab es ihr erzählt.« Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. »Sie muss Holt verraten haben, wo Brian seine Pistole aufbewahrt.«
    Ich erwiderte ihren Blick für einen Moment, dann wandte ich mich Chenille zu. »Sie haben Holt selbst beauftragt, Ihren Mann umzubringen.«
    Paxton runzelte die Stirn. An ihn gewandt fuhr ich fort. »Sie sagt, Pete hatte nicht die Kraft, sich seinem Schicksal zu stellen. Aber sie meint damit, er wollte nicht, dass sie das Kommando über die Standhaften übernimmt. Deshalb hat sie ihn ermorden lassen.«
    Sprachlos glotzte er sie an.
    »Fragen Sie sie nur«, forderte ich.
    »Stimmt das? Lass mich raten – hat Pastor Pete etwa tausendzweihundertundsechzig Tage geweissagt? Oder hast du ihm die Zeit verkürzt?«
    »Was hat er Ihnen getan, Chenille?«, fragte ich. »Hat er Sie einmal zu oft mit Ihrer Vergangenheit aufgezogen?«
    Sie sprach mit Paxton. »Was hätte ich denn tun sollen? Er ist mir in den Rücken gefallen. Er wollte mich aus der Kirche ausschließen. Mich!«
    Und das hätte ihre Pläne komplett zunichte gemacht. Sie wäre abgeschnitten gewesen vom Zentrum ihrer Macht, den Waffen, die sie angesammelt hatte.
    Verbittert starrte sie Paxton an. »Pete hat den Durchblick verloren«, sagte sie, »und das weißt du auch. Der Ruhm und die Angst haben ihm die Sicht getrübt. Er hat bloß noch sein Bild im Fernsehen gesehen, und die Keime, die er um sich herum vermutete. Er war nur noch ein Krüppel, der niemals in der Lage gewesen wäre, die Standhaften in die Schlacht gegen die Bestie zu führen.«
    »Du hättest seine Zeit auf Erden nicht verkürzen dürfen, das ist gegen die Gebote der Heiligen Schrift.«
    »Das hat er sich selbst zuzuschreiben. Ihm hätte ein sanfter Abgang zuteilwerden können. Er hätte bei seiner Lieblingsbeschäftigung, im Kampf gegen die Keime, sterben können. Der Hund hätte ihn nur einmal ablecken müssen, wenn er sich beim Rasieren geschnitten hatte.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Aber Tollwut verbreitet sich viel zu langsam. Was für eine lahmarschige Biowaffe. Curt Smollek ist nicht gerade einer der Hellsten, Isaiah. Du bist schuld daran, dass ich geglaubt habe, er könnte das Programm leiten.«
    »Das kannst du mir nicht auch noch in die Schuhe schieben«, knurrte Paxton.
    »Na ja, Pete hat jedenfalls bemerkt, dass irgendwas nicht stimmte. In China Lake, als er nicht mehr schlucken und seine Arme nicht mehr spüren konnte. Er ist in Panik geraten und in die Stadt gerast, um es Brian zu erzählen. Wir wären alle verhaftet worden, und Holt auch. Da musste ich aktiv werden.«
    »Aber das hättest du mir sagen müssen. Ich hätte das erledigen können, ohne dass uns die Regierung auf die Schliche kommt.«
    Mein Gott, konnte ich ihr denn nichts vorwerfen, was Paxton dazu veranlassen würde, endlich das Gewehr von uns abzuwenden?
    »Und wie wäre ich dann an Luke gekommen?«, fragte Chenille.
    »Wieso dreht sich eigentlich die ganze Zeit alles immer nur um dich und darum, was du willst?«
    »Ja, soll es vielleicht um dich gehen? Sag mir wo in der Bibel geschrieben steht, dass die Engel im Himmel darum kämpfen, einen Hinterwäldler mit Cowboyhut zu retten? Sie kämpfen für eine Frau und ihren Sohn.«
    Paxton schüttelte den Kopf.
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