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Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Titel: Gottes Werk und Teufels Beitrag
Autoren: John Irving
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die allerletzte Eintragung; dies waren Wilbur Larchs letzte Worte: »Es gibt absolut nichts auszusetzen an Homers Herz.« Abgesehen vom Äther, das wußte Homer, gab es sehr wenig auszusetzen an Wilbur Larchs Herz.
    Für Schwester Edna, die verliebt gewesen war, und für Schwester Angela, die es nicht gewesen war (die aber in ihrer Weisheit und Güte beiden, Homer Wells wie Fuzzy Stone, einen Namen gegeben hatte), gab es gar nichts auszusetzen an den Herzen beider, Dr. Stones wie Dr. Larchs, die eines waren – falls es das jemals gegeben hat: Prinzen von Maine, Könige Neuenglands.

Anmerkungen des Autors
    Seite 62 Anthony Throllope, der Portland, Maine, im Jahre 1861 besuchte und in seinem Buch North America darüber schrieb, irrte sich – in ähnlicher Weise wie Wilbur Larchs Vater – hinsichtlich der beabsichtigten Zukunft der Great Eastern. 
     
    Seite 68 Meinem Großvater, Dr. Frederick C. Irving, verdanke ich diese Information über Dr. Ernst, den Drall-Ball-Werfer – sowie den medizinischen Fachjargon in diesem Kapitel. Zu den Büchern meines Großvaters zählen The Expectant Mother’s Handbook, A Textbook of Obstetrics und Safe Deliverance. Dr. Ernsts Untersuchungen über bakterielle Infektionen weckten die Aufmerksamkeit eines Dr. Richardson an der Bostoner Entbindungsklinik, jenem Wöchnerinnenspital, wo Wilbur Larch als Assistenzarzt wirkte und später Stationsarzt war. Dr. Richardsons Artikel »The Use of Antiseptics in Obstetric Practice« hätte gewiß die Aufmerksamkeit jenes eifrigen Studenten der Bakteriologie, des trippergeplagten Wilbur Larch gefunden.
    Das Interesse der Geburtshelfer an den Antiseptika gründete auf deren Wirksamkeit bei der Vorbeugung der gefährlichsten Puerperalinfektion jener Zeit, des Kindbettfiebers. In den Jahren um 188– war die Sterblichkeitsziffer der Mütter in manchen Wöchnerinnenspitälern etwa eins zu acht. Damals, 189–, als Wilbur Larch noch an der Bostoner Entbindungsklinik war, standen die Chancen einer Mutter besser; die Ärzte und ihre Patientinnen wurden mit einer Lösung aus Quecksilberbichlorid gewaschen. Bevor Larch die Bostoner Entbindungsklinik verließ, sollte er noch den Fortschritt von der antiseptischen zur aseptischen Technik erleben – letzteres im Sinne von »bakterienfrei«, was bedeutete, daß alles sterilisiert wurde (die Laken, die Handtücher, die Nachthemden und Ärztekittel, die Mulltupfer); die Instrumente wurden ausgekocht. 
     
    Seite 69 Zum Gebrauch von Äther: Die meisten Anästhesie-Historiker stimmen mit Dr. Sherwin B. Nuland überein, daß die chirurgische Anästhesie am 16. Oktober 1846 am Massachusetts General Hospital begann, als William Morton die Wirksamkeit des Äthers demonstrierte. Dr. Nuland schreibt: »Alles, was dazu hinführte, war Prolog, alles, was davon abwich, war Nebenhandlung, und alles, was folgte, war weitere Ausführung.«
    Laut Dr. Nuland ist Äther, richtig angewandt, nach wie vor einer der sichersten Narkosewirkstoffe. Bei einer Konzentration von nur ein bis zwei Prozent ist er ein leichter, wohlriechender Dampf; bei leichter Konzentration wurden noch vor dreißig Jahren Hunderte von chirurgischen Eingriffen am Herzen durchgeführt: mit leichtem Äther und halbwachen (sogar sprechenden) Patienten.
    Manche von Larchs Kollegen hätten zu damaliger Zeit Stickoxydul (Lachgas) oder Chloroform bevorzugt, doch Larch entwickelte seine Vorliebe für Äther durch Selbstmedikation. Man mußte verrückt sein, sich selbst Chloroform zu geben. Es ist fünfundzwanzigmal toxischer für den Herzmuskel als Äther und hat eine extrem enge Sicherheitsmarge; eine minimale Überdosis kann zu unregelmäßigem Herzrhythmus und zum Tode führen.
    Stickoxydul verlangt eine sehr hohe (mindestens 80prozentige) Konzentration, um wirksam zu sein, und geht immer einher mit sogenannter Hypoxie – ungenügender Sauerstoffzufuhr. Es erfordert sorgfältige Überwachung und eine hinderliche Apparatur, und der Patient riskiert groteske Phantasien oder Lachanfälle. Die Einleitung erfolgt sehr schnell.
    Äther ist die perfekte Drogensucht für einen Konservativen.
    Äther wurde erstmals 1540 von einem fünfundzwanzigjährigen preußischen Botaniker synthetisiert. Seither haben die Menschen immer Ätherräusche – und Lachgas-Partys – genossen. 1819 veröffentlichte John Dalton seine Studie über die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Verbindung. Coleridge war ein Lachgas-Mann – ein Party-Schnüffler und ein Teilnehmer
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