Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)
Autoren: Ted Kosmatka
Vom Netzwerk:
fiel baumelnd heraus, der in einer winzigen, missgebildeten Hand endete. Einer nicht ganz menschlichen Hand.
    »Ich verrate dir mal ein Geheimnis«, sagte Babyface. »Gott hasst seine Propheten. Das hat er immer schon getan.«
    »Gott kann nicht hassen.«
    »Das ist Blasphemie«, gab der blonde Mann zurück. Er richtete die Waffe auf Manuels Gesicht. »Gott ist zu allem fähig.«
    Dann drückte er ab.

2
    Paul spielte gern Gott auf dem Dachboden über der Garage in seinem Elternhaus.
    Gott spielen, so nannte sein Vater es an dem Tag, als er es herausfand. An dem Tag, an dem er alles kurz und klein schlug.
    Paul baute Käfige aus ausrangiertem Vierkantholz, das er unter der Veranda gefunden hatte, und Maschendraht, den er sich im örtlichen Eisenwarenladen hatte besorgen müssen. Er sammelte Teppichfetzen, Reste von Furnierholz und verarbeitete sogar ein Metallgestell, das einmal zu dem alten Nähmaschinentisch seiner Mutter gehört hatte.
    In der letzten Schulwoche zeichnete Paul die Baupläne sorgfältig auf Millimeterpapier.
    Zwei Wochen nach Beginn der Sommerferien verließ sein Vater die Stadt, um einen Vortrag auf einer wissenschaftlichen Konferenz zu halten. »Sei brav, während ich weg bin«, ermahnte ihn sein Vater, als sie im Flur standen. »Und lerne fleißig deine Bibelverse.«
    »Mach ich.«
    Paul sah vom Fenster aus zu, wie die schwarze Limousine rückwärts die Einfahrt hinunterfuhr.
    Weil er noch nicht alt genug war, um die Maschinen seines Vaters benutzen zu dürfen, musste er das Holz für die Käfige mit einer Handsäge kürzen. Mit der großen schwarzen Schere seiner Mutter schnitt er den Maschendraht zurecht. Er benutzte Scharniere aus alten Schranktüren und borgte Nägel aus der alten, rostigen Kaffeedose, die über der ungenutzten Werkbank seines Vaters hing.
    An diesem Abend hörte seine Mutter das Hämmern und kam zur Garage raus.
    »Was machst du denn da oben?« Sie sprach immer sehr deutlich und sorgfältig und spähte zu dem hell erleuchteten Rechteck im Dachboden hinauf.
    Paul schob seinen Kopf durch die Öffnung. Sein kurzes schwarzes Haar war vollkommen von Sägemehl bedeckt. »Nichts.«
    »Du machst da doch etwas. Ich kann dich hören.«
    »Ich bastle nur ein bisschen mit Werkzeug herum«, antwortete er. Was in gewisser Weise auch stimmte. Er konnte seine Mutter nicht belügen. Nicht direkt, jedenfalls.
    »Was für Werkzeug?«
    »Nur Hammer und Nägel.«
    Sie sah zu ihm hoch. Ihr zierliches Gesicht wirkte wie das einer chinesischen Porzellanpuppe, das zerbrochen war und dessen Einzelteile danach unmerklich schief zusammengeklebt worden waren.
    »Sei vorsichtig«, sagte sie. Ihm war klar, dass sich ihre Worte sowohl auf das Werkzeug als auch auf seinen Vater bezogen.
    Die Tage wurden zu Wochen, und Paul arbeitete immer noch an den Käfigen. Der Sommer schritt voran, und die Feuchtigkeit, die vom Michigansee herüberzog, legte sich wie ein Schleier über die ganze Gegend. Weil die Holzbalken so lang waren, baute er auch die Käfige größer. So musste er weniger sägen. Die Käfige waren riesig und lächerlich groß angesichts der Tiere, die sie aufnehmen sollten. Es waren weniger Mäusekäfige als eher Mausstädte – riesige, tischplattengroße Einfriedungen, in denen man auch Bordercollies hätte unterbringen können. Paul gab den größten Teil des Geldes, das er mit Zeitungsaustragen verdiente, für den Kleinkram aus, den er dafür brauchte. Plexiglasplatten, Wasserflaschen aus Plastik und kleine Holzdübel, die er als Türriegel benutzte. Während die anderen Kinder aus dem Viertel Basketball oder Wittedandu spielten, arbeitete er an seinem Projekt.
    Er kaufte winzige Laufräder und Streu aus Zedernholzspänen. Er stellte sich vor, wie das alles aussehen würde, wenn er fertig war: Maus-Metropolis. Nager-Utopia. Die Mäuse kaufte er in einer Zoohandlung, die in der Nähe seiner Zeitungsroute lag. Meistens waren es weiße Mäuse, die für Schlangen als Futter dienten, aber auch ein Pärchen von der bunteren, hübscheren Sorte. Es gab sogar ein paar englische Mäuse, schlanke Showmäuse mit langen Körpern, großen, tulpenförmigen Ohren und schimmerndem Pelz, der sich ganz glatt anfühlte. Er wollte eine gemischte Population, also achtete er darauf, unterschiedliche Sorten zu kaufen.
    Die Frau in dem Zoogeschäft lächelte ihn immer an, wenn er hereinkam. Sie war über sechzig, hatte feuerrot leuchtendes Haar und ein freundliches Vollmondgesicht. Eine Türglocke bimmelte, wenn man
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher