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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)
Autoren: Ted Kosmatka
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den Laden betrat. Paul ging dann nach hinten und schlenderte gebückt an den Terrarien vorbei, um durch die Scheiben die Mäuse zu begutachten, die zu verkaufen waren. Schließlich tippte er mit dem Finger gegen das Glas. »Die da«, sagte er. »Und die dahinten. Die Braune in der Ecke, die sich gerade putzt.«
    »Das sind gute Tiere«, sagte die Frau immer, ganz gleich, welche Mäuse er auch aussuchte. »Das sind gute Tiere.«
    Dann öffnete die Frau den Deckel und griff in den Käfig, während die Mäuse wie verrückt im Kreis herumliefen, um ihren Fingern zu entkommen. Es war nicht einfach, sie zu fangen. Paul konnte ihre Angst verstehen. Für die meisten von ihnen bedeutete diese Hand den Tod. Denn das hieß, dass sie Teil der Nahrungskette wurden. Er fragte sich, ob die Tiere das spürten – falls sie überhaupt etwas merkten. Und er überlegte, ob sie diese Hand wohl für die Hand Gottes hielten.
    »Es ist alles in Ordnung«, flüsterte er ihnen zu und wünschte sich, sie würden endlich stehen bleiben. »Diesmal ist es anders.«
    Die Frau legte die Mäuse in kleine Transportbehälter aus Pappe, damit er sie in seinem Zeitungsbeutel nachhause tragen konnte. Später, am Abend, wenn niemand ihn beobachtete, trug er sie heimlich auf den Dachboden.
    Während er an ihren Häusern arbeitete, verwahrte er die Mäuse in kleinen Glasterrarien, die er auf einem Tisch in der Mitte des Raums gestapelt hatte. Er fütterte sie mit Speiseresten, die er vom Abendbrottisch gemopst hatte; Stückchen von Butterbroten, grüne Bohnen und Käsecracker. In den letzten Wochen der Sommerferien trat Paul von seinem Werk zurück und betrachtete seine Schöpfung. Sie war ihm gut gelungen. Die Käfige waren riesige, wunderschöne Habitate. Er hatte dieses Wort, Habitat , einmal gehört, als er Nachforschungen über Zoos angestellt hatte. Paul war klar, dass seine Käfige keine natürlichen Habitate waren, denn es gab weder Pflanzen noch Felsen darin. Aber Mus musculus war ja auch kein wildes Tier, jedenfalls nicht so ganz. Vielleicht musste für eine Maus ein Habitat nicht natürlich aussehen. Vielleicht sah es ja genau richtig aus, wie er es gebaut hatte.
    Schließlich öffnete Paul dort oben auf dem Dachboden die Deckel der Terrarien und entließ seine Mäuse eine nach der anderen in ihre neuen Behausungen. Die Mäuse gingen sehr vorsichtig hinein und schnüffelten unablässig herum – die ersten Forscher auf einem neuen Kontinent.
    Um diesen Anlass würdig zu begehen, fuhr er an diesem Nachmittag mit seinem Fahrrad zum Gemüseladen, wo er einen Salatkopf als Festmahl für die Mäuse kaufte. Er hatte seinen Block mit Millimeterpapier in seinen Zeitungsbeutel gestopft und hielt auf dem Rückweg an einem Park, ein paar Blocks von seinem Zuhause entfernt. Die Strahlen der Nachmittagssonne schienen durch die Bäume. Der Park war fast verlassen. Ein paar ältere Kinder trieben sich auf den Tribünen in der Nähe des Tennisplatzes herum. Und Kinder seines Alters spielten in der Nähe der Schaukeln.
    Paul blickte auf sein Millimeterpapier und musterte seine Pläne. Es ließ sich bereits erkennen, in welchen Punkten die Habitate verbessert werden konnten. Er setzte den Bleistift an, vollkommen in seine Arbeit vertieft, und hörte deshalb die Schritte hinter sich nicht.
    »Was machst du da?« Die Stimme war direkt hinter ihm.
    Paul drehte sich um. Es war Josh, ein Kind aus seiner Schule. Er war zwei Klassen über ihm.
    »Ich habe gefragt, was du da machst.«
    »Nichts«, antwortete Paul. Er kannte Josh gut. Er kannte seine Taktik vom Schulhof. Er war immer scheißfreundlich, bis es dann ganz plötzlich unschön wurde.
    »Sieht nicht nach nichts aus. Lass mal sehen.«
    Josh griff nach dem Notizblock, aber Paul riss ihn schnell weg.
    »Lass mich in Ruhe!«
    Der ältere Junge schlug Paul den Block aus der Hand und trat dann dagegen. Die Blätter flogen über den Boden. Er lachte. »Ich wollte das sowieso nicht sehen«, meinte er dann und ging davon.
    Paul bückte sich und sammelte seine Zeichnungen wieder auf. Die Bindung des Blocks war aufgerissen, und die Blätter wurden vom Wind weggeweht. Eines der älteren Kinder auf den Tribünen lachte. Paul hatte fast alle seine Zeichnungen wieder eingesammelt, als ein plötzlicher Windstoß das letzte Blatt zu den Schaukeln wehte.
    Ein schmaler Fuß in einer Sandale stellte sich auf das Papier und hielt es fest.
    »Dieser Kerl ist ja so ein Blödmann.« Es war die Stimme eines Mädchens.
    Paul blickte von
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