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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman
Autoren: Michael Boenke
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durch den Garten und
verschwand im angrenzenden Wald, das schwere Eisenkreuz krampfartig umklammert.
    Den Hund schickt der Teufel! Ich muss das Problem anders
lösen … noch heute!

3
    Gegen 9 Uhr wachte ich auf. Meine Dicke hatte
mich gut nach Hause gebracht, am Lenker hatte ich mich festgehalten, als ich
das mitternachtsschwarze Ungetüm durchs ganze Dorf nach Hause geschoben hatte.
Sicherheitshalber schaute ich in den Hof – die Erinnerung war getrübt. Immer
noch war sie schwarz und stark.
    Gott sei Dank, aber auch!

     
    Mein Kopf war klar, nur ein schlechter Geschmack
im Mund verriet mir, dass ich das Zähneputzen vergessen hatte. Nach einer
Dusche machte ich mich ans Frühstück. Der Kühlschrank war gut bestückt.
    An und für sich bin ich ja kein altmodischer Mensch. Aber ich
hasse Wellness-Frühstücke. Ich mag keinen frisch zentrifugierten Karottensaft
mit Magermilchjoghurt und Kleiesprengseln. In meinem Kühlschrank fand sich
dunkel gerauchter Speck, die Zwiebel war flugs geschält. Während der Speck in
der Eisenpfanne langsam sein duftendes Fett vom festen in den flüssigen Zustand
brachte, holte ich aus meinem Kräutergärtlein frischen Schnittlauch. Die fein
gewürfelten Zwiebeln dann zum Speck, Hitze hochfahren. Drei Landeier aus
Freilandhaltung in die große Tasse, kurz verquirlen, in die heiße Pfanne,
Schnittlauch darüber. Pfeffer, Salz. Da kommt kein Wellness-Joghurt an Cocktailtomätchen
mit!
    Da ich zum Frühstück die leiseren Töne liebe, legte ich eine CD von Deep
Purple auf, ›Machine Head‹.
    Ian Gillan
kreischte: ›Nobody gonna take my car, I’m gonna race it to the ground, nobody
gonna beat my car, it’s gonna break the speed of sound, Oooh it’s a killing
machine, it’s got everything, like a driving power big fat tyres and
everything.‹
    Ja, die guten alten Zeiten …
    Das Telefon riss mich mit seinem Geklingele aus meinen
Gedanken. Es war die Gemeinde. Frau Kätherle klang aufgeregt: »Wo bleiben Sie
denn, Herr Bönle? Sie haben keine Ferien. Die warten schon seit neun am
Gemeindezentrum auf Sie!«
    Mit dieser Frage fiel es mir auch wieder ein. Die
Psycho-Tanten. Der Kurs, der extra auf Wunsch zweier Bäuerinnen in die großen
Ferien gelegt wurde.
    »Bin schon unterwegs.«

     
    Im Dorf war
ich zuerst einmal der Gammelstudent, dann der ewige Student gewesen. Nach dem
Tod meiner Eltern hatte ich ohne Zögern das Elternhaus als mein Haus und das
Dorf meiner Kindheit als Heimat angenommen. Nachdem es nach meinem zweiten
Staatsexamen mit einer Stelle im Lehramt an Gymnasien nicht geklappt hatte, war
ich in der Gemeinde so etwas wie ein Mädchen für alles. Mit den Fächern
Geografie und Katholische Theologie, in denen ich letztendlich einen mäßigen
Abschluss gemacht hatte, waren meine Kompetenzen derzeit auf dem Bildungsmarkt
nicht gefragt. Hätte ich nicht die Erbschaft vor zwei Jahren gemacht – das
Häuschen und noch ein ordentliches Taschengeld dazu, wer weiß, vielleicht wäre ich jetzt der Obdachlose, der in alten Kapellen nächtigen müsste …
    In der 800-Seelen-Gemeinde war ich nun im kirchlichen Sektor
der Mann für alle Fälle. Durch mein abgebrochenes Psychologie-Studium und
meinen Abschluss in Theologie war ich irgendwie in die kirchliche Hilfsschiene
reingerutscht und machte nun alles, was gerade so in einer kleinen
Kirchengemeinde anfiel.
    Mal eine Rede bei Beerdigungen – ich hatte auch drei Semester
Germanistik in Münster studiert – mal ein VHS -Kurs ›Die Schwäbische Barockstraße
und die Kirchen, die sie säumen‹ oder wie jetzt eben den Selbstfindungskurs für
Hausfrauen ›Wer bin ich? Versuch einer Definition des Ichs zwischen Küche,
Beruf und Kindern‹. Der Kurs war achtstündig, vier mal zwei Stunden in den
großen Ferien – Freitag vormittags. Und jetzt war Vormittag, auch Freitag.
    Ich stieg auf meine Maschine und fuhr die 200 Meter zum neuen
Gemeindezentrum. Die Kurs-Damen waren völlig aufgeregt, auch der Herr. Mit
ernsten Gesichtern standen sie vor der gläsernen Eingangstür des
Franziskus-Hauses. Schnell entschuldigte ich mich, die Stimmung gefiel mir
nicht.
    »Sie müssen’s ja auch schon wissen?«
    Alle schauten mich neugierig an, als hofften sie, etwas
Ungeheuerliches von mir zu erfahren.
    »Das mit dem Toten in der Kapelle … Weiß man schon, wer
der Tote ist?«, fragte ich.
    »Auch Frauen können tot sein!«
    Hildegard, die attraktive Grundschullehrerin, die ihre
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