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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman
Autoren: Michael Boenke
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der jungen Frau. Schön, wie sie mit ihrer
schwarzen Kleidung so dalag. Schön, der Kontrast des weißen Gerätes auf ihrer
Brust. Er legte den Kopf schief und genoss den Anblick. Dann tastete er nervös
in seiner Hosentasche nach der winzigen Bibel. Sie war da.
    Gott sei Lob und Dank!
    Der Mann blickte mitleidig zu der Frau am Boden, dann hob
er das Kreuz weit hoch und legte es sich auf die Schulter.
    »Entschuldigung, Kind.«
    Weinend verließ er den Schopf und ging langsam auf die Kirche
zu. Er lief von hinten zur Sakristei. Von dort aus schloss er die Tür zum
Glockenturm auf. Mit dem Kreuz stieg er die steile Wendeltreppe hinauf.

25

     
    Nachdem wir den Namen, den Härmle mit seinem
Spezialisten entziffern konnte, gehört hatten, spurteten wir zum grünen
Fahrzeug der Kommissarin.
    Eigentlich hatte ich mir geschworen, nie in so einem albernen
Gefährt mitzufahren. Zum jetzigen Zeitpunkt war mir das egal. Deodonatus
zwängte sich auf die Rückbank, Frieda versuchte höflichkeitshalber auch hinten
einzusteigen, blieb aber bei dem zweitürigen Fahrzeug mit ihrem Gesäß zwischen
Sitzlehne und Türholm hängen. Ich zog sie wieder heraus und setzte mich nach
hinten. Frieda platzierte sich stöhnend auf dem Beifahrersitz neben die
hektisch blickende Kommissarin.
    »Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.«
    Sie legte den ersten Gang ein und das untermotorisierte
Fahrzeug machte einen Satz nach vorn, als sie die Kupplung energisch kommen
ließ. Mit quietschenden Reifen brausten wir zur Kirche hoch.
    Deo hatte seinen Rosenkranz fest um beide Hände gewickelt:
»Gegrüßast seist du Maria, voll da Gnada.«
    An der Kirche vorbei fuhren wir auf die alte Werkstatt zu.
Wenn er mit der Sache tatsächlich etwas zu tun hatte und Cäci irgendwo versteckt
hielt, dann wahrscheinlich hier. Hier war sein Reich. Knirschend kam der Beetle
im Kies vor der Werkstatt zu stehen.
    »Cäci!«, rief ich in die dunkle Werkstatt hinein.
    »Cäci, wo bist du?«, rief auch Frieda, deren Stimme sich
überschlug.
    »Vata unsa in Himma«, betete Deodonatus in Richtung
Kirchturm.
    »Hallo, ist hier jemand? Kommen Sie bitte mit erhobenen Armen
heraus!«
    Die Kommissarin hatte plötzlich ihre Dienstwaffe in der Hand.
    Ich stürmte in die offene Tür der Werkstatt, dann sah ich sie
schon auf dem Boden liegen, direkt auf ihrer Brust lag der weiße iPod.
    »Ich habe sie«, rief ich den Hereinhastenden zu, »sie kommt
gerade zu sich. Rufen Sie einen Krankenwagen.«
    Deo rief von draußen: »Jesus, Josef unda Mariaa, er steht auf
da Glockatuam!«
    Entsetzt schaute mich Deo an, als er Cäci sah.
    »Er steht mit Kreuz auf Glockatuam, oh Jesus, Allmächtiga!«
    »Habt ihr ihn?«, stöhnte Cäci.
    Sie krallte sich in meinem Arm fest.
    »Wo kommt mein Player her?«
    Staunend nahm sie ihn in die Hand und stand schwankend auf.
    Frieda schrie: »Cäci, wie geht’s dir?«
    »Bleiben Sie liegen«, bat die Kommissarin.
    »Mir geht’s gut«, erwiderte Cäci und stand schon keuchend
neben mir.
    An der linken Schläfe zeichnete sich eine mächtige Beule ab.
Ich stützte sie, sie barg ihr Gesicht an meiner Schulter und weinte leise.
    »Ich bin so froh, ich liebe dich.«
    Ich schluckte heftig, presste mich eng an Cäci und weinte.
Ich konnte nichts sagen. Nur ein gurgelndes Schluchzen kam aus meiner Kehle.
Frieda drückte sich an uns. Als ich wieder Herr der Lage war, fragte ich Deo:
»Was ist mit dem Glockenturm?«

     
    Als wir hinaustraten, sahen wir ihn, er stand im
obersten Glockenturmfenster und hatte ein großes schwarzes Kreuz in seiner
rechten Hand, in der linken hielt er ein Buch.
    Ich stützte Cäci, wie versteinert standen wir vor dem
mächtigen Turm. Deo betete mit dem Rosenkranz in der Hand.
    »Oh Herr, vergib diesem Sünda.«
    Die Kommissarin telefonierte mit ihrem Chef, während sie uns
zurief: »Der Eingang, wo ist der Eingang zum Turm?«
    Frieda umarmte immer noch ihre Tochter von der anderen Seite
und schnäuzte in ihre Kittelschürze.
    »Er steht da oben im Glockenturm mit einem Kreuz in der Hand,
er ist verrückt«, rief die Kommissarin in ihr Handy und zeigte zur Turmspitze
hoch.
    Deodonatus lief zur ihr und rief: »Komm mit, ich zeiga Ihna,
wos hochgeht!«
    Die beiden spurteten zur Sakristei. Deo hatte seinen Rock mit
beiden Händen hochgerafft, um mit seinen mächtigen Schritten noch weiter
ausholen zu können. Zum ersten Mal kam der athletische Massai-Krieger in ihm
durch. Der Rock der sportlichen
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