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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman
Autoren: Michael Boenke
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die wir haben.«
    Treu schaute er mich mit seinem unverletzten Auge an. Er
hatte recht.
    Ich stieg auf Deos Quickly und holte die Bilder in wenigen
Minuten von zu Hause.
    Deo hatte mittlerweile der Kommissarin erklärt, dass die
digitale Fotografie mein großes Hobby sei und ich gar nicht mehr bemerken
würde, in welchen Situationen ich auf den Auslöserknopf drückte. Die
Kommissarin ließ ihn einfach reden.
    Trotzdem blickte mich die strenge Beamtin strafend an, als
ich mit den Bildern kam.
    »Hat Cäci schon angerufen?«
    »Nein.«
    Sie schaute sich die Fotos kurz an und bemerkte nüchtern:
»Sehr gute Qualität, Ihre Fotos sind eindeutig besser als Ihre Fürbitten.«
    Ich ging auf den berechtigten Vorwurf nicht ein.
    »Wer von Ihnen kann Sütterlin lesen?«
    Frieda nickte und kam hinterm Tresen hervor, sie hatte vor
lauter Aufregung begonnen, die Kupferleitungen der Zapfanlage blitzblank zu
polieren.
    »Wann ruft sie denn endlich an, es sind doch fast schon zwei
Stunden vorbei. Ich werde noch wahnsinnig durch diese Warterei.«
    Das Handy der Kommissarin klingelte. Sie bewegte sich in die
äußerste Ecke des Raumes, nickte immer wieder und sagte: »Ja …
ja … okay.«
    Fragend blickten wir zu ihr.
    »Die Techniker schaffen es zeitlich nicht, aber das ist kein
Problem, wir haben da unsere Leute bei der Telekom schon eingeschaltet, die
können alles auswerten, was im Telefonbereich abgeht. Wahrscheinlich können wir
Ihre Tochter nachher orten, wenn wir sie lang genug an der Strippe haben. Oder
nachträglich zurückverfolgen, von wo der Anruf kam.«
    Doch es kam kein Anruf.
    Mittlerweile hatte Frieda begonnen, aus den fotografierten
Buchseiten vorzulesen: »Hier geht es um nichts anderes als Geburten, Taufen,
Hochzeiten und Beerdigungen. Da ist alles der Zeit nach aufgeschrieben.«
    Sie studierte eifrig weiter: »Hier ist ein Blatt von 1932,
das auch, die beiden Seiten sind von 1958 und die beiden von 1962.«
    »Okay, das passt, es waren auch drei Bücher auf dem Tisch im
Keller.«
    Deo nickte bestätigend.
    »Die Handschrift von 1932 ist anders als die von 1962 und
58«, bemerkte die Kommissarin, die die Akten interessiert studierte.
    »Aba 1962 unda ’58 kann de gleicha Handschrift sein.«
    »Fangen wir mit dem frühesten an.«
    Frieda begann das, was sie entziffern konnte, vorzulesen.
    »Wonach suchen wir überhaupt?«
    Wir erklärten Frieda noch einmal unsere Theorie, während die
Kommissarin schweigend mit dem Kopf nickte. Sie schien sich schon ähnliche
Gedanken gemacht zu haben. Und wer weiß, woran Härmle gerade herumdokterte.
    »Lesen Sie uns, wenn möglich, alles vor, aber achten Sie vor
allem auf Beerdigungen. Vielleicht können Sie ja auch etwas von Kindern in
Zusammenhang mit Beerdigungen entziffern«, ergänzte die Blonde.
    Die beiden Blätter aus dem Jahr 1932 brachten uns nicht
weiter. Frieda unterbrach ihre Vorlesungen immer wieder erstaunt: »Das ist ja
interessant … Ja, den kenne ich doch auch noch … Soo, die hat den geheiratet,
das ist kein Wunder, dass die Kinder nichts geworden sind.«
    Ein Stück Dorfgeschichte wurde für sie wieder lebendig und
ließ sie kurzzeitig ihren Schmerz vergessen. Auch für sie war es mühsam, die
Handschrift zu entziffern.

     
    Die Blätter aus dem Jahr 1958 brachten den
Durchbruch.
    »Hier sind die Namen durchgestrichen, bei einer Geburt …
und hier direkt danach eine Beerdigung, der Name ist ebenfalls durchgestrichen,
aber das Datum, das heißt eindeutig 22. Dezember, zwei Tage vor Heiligabend.
    »Das Geburtsdatum, wann war das?«
    »Das Datum … Moment, das kann man lesen, ist
Montag, der 22. Dezember 1958. Winteranfang. Das ist das Geburtsdatum. Und das
Kreuz dahinter sagt wahrscheinlich, dass es auch das Sterbedatum ist. Und die
Beerdigung war dann wohl auch am 22. Dezember, da stimmt doch was nicht.«
    Unsere Köpfe stießen über dem Ausdruck der Buchseite beinahe
zusammen.
    »Oh Gott, das arme Kind muss ja gleich nach der Geburt
gestorben sein … Und hier, da ist noch mal was durchgestrichen.
Wahrscheinlich der Name der Mutter und des Vaters.«
    »Kann man die Namen unter dem Durchgestrichenen nicht
entziffern?«, fragte die Kommissarin aufgeregt.
    Wir steckten die Köpfe zusammen, aber die Buchstaben waren
auf der Fotografie nicht zu erkennen.
    »Da bräuchte man das Original, dann hätte man eine Chance.«
    Die Blonde zog ihr Handy aus der Tasche.
    »Hallo, Herr Härmle.«
    Sie erklärte ihrem
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