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Gott ist tot

Titel: Gott ist tot
Autoren: Ronald F Currie
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verunsichert.
    »Deshalb bin ich ja überhaupt nur im Amt«, fuhr Powell fort. »Weil ich schwarz bin. Pervers, hmm? Ich habe den Job, weil ich schwarz bin, und mein Boss redet nicht mit mir, weil ich schwarz bin.«
    »Wenn ich offen sprechen darf, Sir«, sagte der Beamte, »ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie nun unbedingt als schwarz bezeichnen würde.«
    Powell durchbohrte ihn mit einem Blick, den er von Samuel Jackson abgeschaut und nach unzähligen Stunden vor dem Videorecorder inzwischen perfekt draufhatte. »Ach ja?«, sagte er.
    Der Beamte, dem zu spät klar wurde, in was für einen Fettnapf er da hineingetreten war, versuchte zurückzurudern. »Na ja, ich meine, ethnologisch gesehen sind Sie selbstredend schwarz, Sir. Gar keine Frage. Ich dachte eher an Ihre Erscheinung , diesen angenehmen, unbedrohlichen Ascheton, der …«

    »Ich bin kohlrabenschwarz, Sie Wichser!« Mit großer Geste zeigte Powell auf die Scharen der Dinka, die den Suburban umdrängten. »Diese Leute da draußen«, sagte er, »sind meine Brüder und Schwestern. Meine Familie .«
    »Aber natürlich«, sagte der Beamte. »Entschuldigung, Sir.«
    »Entschuldigung angenommen. Volltrottel.«
    »Wenn ich jetzt vielleicht auf die Schlüsselwörter für heute Abend zurückkommen dürfte, Sir.«
    »Schießen Sie los.«
    »Gut, also, Thema der Pressekonferenz ist die sudanesische Regierung und unsere Haltung zu ihr. Schlüsselwörter hinsichtlich der humanitären Situation hier sind unter anderem, aber nicht ausschließlich: ›Konsequenz‹, ›Forderung‹, ›feste Hand‹, ›die Dschandschawid in den Griff bekommen‹, ›angemessen reagieren‹ und ›Lösung‹.«
    »Verstanden«, sagte Powell.
    »Schlüsselwörter hinsichtlich der sudanesischen Regierung sind unter anderem, aber nicht ausschließlich: ›ausweichen‹, ›ableugnen‹, ›Verantwortung‹, ›Militarismus‹, ›Rassismus‹ und - das ist Ihr Pik-Ass im Ärmel, Sir - ›konterkarieren‹.«
    »Was zum Henker heißt das denn?«
    »Durchkreuzen, hintertreiben. Gibt dem ›Ausweichen‹ und ›Ableugnen‹ einen zusätzlichen Dreh. Glauben Sie mir, Sir, damit bringen Sie den Saal zum Rasen.«
    »Sie müssen’s ja wissen«, sagte Powell. »Okay, ich stell mich also hin und zieh die Samtpfötchen-Show ab. Geb den Cowboy mit Herz, dem das Ganze nicht am Arsch vorbeigeht.«
    Draußen erhob sich plötzlich ein Tumult. Powell blickte auf und sah zwei Leibwächter auf die schönste junge Schwarze zuhechten, die ihm je unter die Augen gekommen war. Die
Männer versuchten mit vereinten Kräften, die Frau von dem Suburban abzudrängen. Einer zerrte an dem grünen Stoff ihres Kleides, während der andere sie im Würgegriff hielt und dabei sehr korrekt die Aufforderung an sie ergehen ließ, Vernunft anzunehmen und sich geschlagen zu geben. Die Frau rief Powell durch das spiegelnde, kugelsichere, bombenfeste Glas der Scheibe etwas zu. Ein dritter Agent, seine Pistole gezückt und auf den Kopf der Frau gerichtet, stürzte sich ebenfalls ins Getümmel.
    Powell stieß die Tür des Suburban auf. Trockene Hitze traf ihn wie eine Keule. »Seid ihr Kerle noch zu retten?«, schrie er. »Lasst sie los!«
    Der Agent, der sie würgte, lockerte seinen Griff. »Sie hat sich dem Fahrzeug genähert, Sir«, sagte er.
    Mit einer wütenden Handbewegung beorderte Powell den Mann zu sich herüber. »Vielleicht sind Ihnen die hundert oder mehr Kameras hier entgangen«, zischte er durch zusammengebissene Zähne. »Vielleicht ist Ihnen außerdem entgangen, dass die Frau verletzt ist. Vielleicht ist Ihnen zu allem Überfluss auch noch entgangen, dass sie ein lupenreines, akzentfreies Englisch spricht - was doch ein klein wenig seltsam erscheint in so einer Gegend, finden Sie nicht, Sie Flachwichser?«
    »Doch, Sir, ich denke schon.«
    »Dann nehmen Sie die Pfoten weg, und lassen Sie sie reden!«
    Der Agent drehte sich um und machte seinen Kollegen ein Zeichen, worauf diese zur Seite traten. Die Frau hob ihren heruntergefallenen Stoffbeutel aus dem Staub auf, zog sich ihr Kleid zurecht und trat näher.
    Powell lächelte sie an. »Womit kann ich dienen, Sugar?«
    »Mr. Secretary«, sagte die Frau, deren große Augen von Tränen schwammen, »ich brauche Ihre Hilfe.«

    »Wir dringen auf ein Ende des Militarismus «, sagte Powell. »Wir dringen darauf, dass die Regierung die Dschandschawid-Milizen in den Griff bekommt und zerschlägt, damit die Menschen gefahrlos die Flüchtlingslager verlassen und in ihre Dörfer
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