Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück
Autoren: A. Lee Martinez
Vom Netzwerk:
Barbaren sagen«, sagte Bob. »Sie schaffen es natürlich nie in die Letzte Schlacht – nicht solange sie nicht ein paar Kanonen in die Aufstellung holen. Mit Schwertern und Äxten kommt man heutzutage nicht mehr weit.«
    Katapulte schleuderten mehrere lodernde Geschosse, die über das Feld segelten und explodierten. Ein Drache brüllte sein grässliches Todesröcheln, während Soldaten ihn mit halb automatischem Maschinengewehrfeuer durchsiebten. Die Legionäre rückten weiter auf die Festung der Barbaren vor, doch noch immer war alles offen. Die Menge jubelte.
    Und Lucky hätte es nicht gleichgültiger sein können.
    Eigentlich hätte ihn das Ganze von seinen Problemen ablenken sollen. Doch das Schicksal verschwor sich gegen ihn. Das Schicksal, billige Plätze, Walküren, die ihn absichtlich ignorierten (da war er sich ziemlich sicher). Und Bob. Er konnte Bob nicht verdrängen.
    »Ich habe Gerüchte gehört, dass sie darüber nachdenken sollen, nächstes Jahr auch Sherman-Panzer zuzulassen.«
    Lucky sprang von seinem Sitz, ohne sich zu entschuldigen. Bob redete wahrscheinlich immer noch. Lucky sah nicht zurück, um es nachzuprüfen. Er näherte sich der Walküre.
    »Einen Met Light, bitte.«
    Sie schenkte ihm einen strengen, richtenden Blick, aber das war ein Standardausdruck bei Walküren. Vor allem bei Walküren in Miniröcken, die Hotdogs und Truthahnkeulen verkaufen mussten.
    »Tut mir leid, Sir. Wir sind ausverkauft.«
    »Dann einen normalen Met, bitte.«
    »Der ist auch aus.«
    »Na gut. Ich nehme das da.« Er deutete auf den letzten Becher auf ihrem Tablett. »Egal, was es ist.«
    »Oh, das hab ich leider eben verkauft.«
    »Verkauft? An wen?«
    »An diesen Herrn.« Sie reichte den Becher einem Kunden, der in Reichweite saß.
    Er sagte: »Entschuldigen Sie, das habe ich nicht …«
    »Doch, haben Sie.«
    »Aber …«
    »Geht aufs Haus. Mit unseren besten Empfehlungen, Sir.« Sie drehte sich um und ging.
    Er zuckte die Achseln und nahm einen Schluck.
    Lucky rannte der Walküre nach.
    »Was sollte das, Lady? Wissen Sie, wer ich bin? Ich bin gut befreundet mit dem alten Einäugigen höchstpersönlich. Ich könnte Sie feuern lassen …«
    »Du erinnerst dich nicht an mich, oder?«, fragte sie.
    Er fluchte unterdrückt. »Klar erinnere ich mich!«
    Sie hielt ihr Namensschild zu. »Wie heiße ich?«
    »Brunhilde.«
    Die Walküre knurrte. »Zufallstreffer.«
    Sie hatte recht, und er fühlte sich schuldig, weil sie ihn erwischt hatte.
    »Sagt dir der Hundertjährige Krieg irgendetwas?«, fragte Brunhilde.
    »Könntest du konkreter werden?«
    »Regnerische Nacht. Heuboden.«
    »Da klingelt nichts«, sagte er.
    »Du sagtest, du würdest dich melden.«
    »Ja, na ja, das hatte ich auch vor, aber …«
    Er hielt inne.
    »Weißt du was? Ich hab jetzt keine Lust auf den Mist. Es ist mir egal, welches Unrecht ich dir deiner Meinung nach angetan habe. Es war eine Nacht. Ich wollte nur höflich sein. Also komm drüber weg, Kleine.«
    »Arsch.«
    Sie ging. Lucky inspizierte den Essensstand und versuchte, die Begegnung zu vergessen. Wenn irgendeine langbeinige Blondine es nicht gut sein lassen konnte, war das nicht sein Problem. Aber er bekam ihren vernichtenden Blick nicht aus dem Kopf. Nachdem er sich seinen Met und einen Truthahnschenkel gekauft hatte und zu seinem Platz zurückgekehrt war, konnte er beides nicht genießen. Und das lag nicht an Bob oder dem unbequemen Plastiksitz oder den bösen Blicken, die ihm alle Verkäuferinnen jetzt zuwarfen. Vielleicht getrieben von Walküren-Solidarität. Vielleicht aber auch, weil er mit mehreren von ihnen einen Heuschober geteilt hatte. Er konnte sich nicht erinnern. Sie sahen alle gleich aus, also war es wirklich nicht seine Schuld.
    Doch tatsächlich waren nicht sie das Problem. Es war die Kombination aus Ekel und Enttäuschung, die ihm an die Nieren ging. Und obwohl sie blond und muskulös waren und überhaupt nicht wie Janet aussahen, hatte er immer ihr Gesicht vor seinem inneren Auge.
    Und Janets Gesicht führte zu Teris Gesicht, und von da ging es zu Phils Gesicht, das wieder zu Gorgoz führte und zu Syph und Quick und dem ganzen verworrenen Chaos.
    Er hatte sich eingelassen. Die Standardvorschrift war, auf Abstand zu bleiben, wenn es um Sterbliche ging. Vor tausend Jahren war es so einfach gewesen. Die Götter oben, die Sterblichen unten. Ganz simpel. Seit wann war eigentlich alles so verflucht kompliziert geworden?
    Lucky gab seine Snacks an Bob weiter und suchte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher