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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Håkan Östlundh
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Schuhüberzüge zum dezent karierten dunkelbraunen Anzug wirkten etwas komisch.
    »Ob die Pferde Wasser brauchen? Vielleicht liegen die beiden schon seit einigen …«
    Beim Anblick der Leichen verstummte Gustav.
    »Um die Pferde kümmert sich jemand«, sagte Ove.
    Gustav schwieg immer noch. Im ersten Moment hatte der Anblick der Leichen auch Fredrik die Sprache verschlagen. Die Toten waren grau und stumm, doch dafür brüllten und schrien die Wände umso lauter. Wahnsinniger Hass musste in dem Täter explodiert sein.
    »Wissen wir, wer das ist?«
    »Die Frau heißt Kristina Traneus, sie ist hier gemeldet, aber wer der Mann ist …« Fredrik brachte den Satz nicht zu Ende. Die verunstaltete Leiche sprach für sich selbst. »Die Putzfrau hat Kristina Traneus identifiziert, aber nicht den Mann. Sie scheint auch nicht in der Stimmung zu sein, ihn sich näher anzusehen.«
    »Was man ihr nicht zum Vorwurf machen kann«, sagte Gustav. »Gibt es denn einen Herrn Traneus?«
    »Ja, Arvid Traneus. Und sie haben zwei Kinder laut der Putzfrau, aber die wohnen nicht mehr zu Hause.«
    »Man könnte also vermuten, dass da drüben Arvid Traneus liegt?« Gustav zog die Stirn in Falten.
    »Ja.« Ove strich sich über seine schwarzen Stoppeln.
    Gustav machte einen Schritt zur Seite. »Drei Wege führen hierher, zwei von Norden und einer von Süden.«
    Ove sah ihn an. »Ein idealer Ort für einen Mord.«
    Gustav nickte und schaute wieder zu den Leichen hinüber. Eine Weile gab niemand einen Laut von sich. Eine surrende Fliege setzte sich auf den Arm der Frau. Ove wedelte sie fort.
    »Raserei … beinahe Wahnsinn und ziemlich viel Kraft«, sagte Gustav.
    »Es kommt auch auf das Werkzeug an«, sagte Fredrik.
    »Werkzeug?«
    »Normalerweise rennen die Leute nicht mit Schwertern herum. Wenn der Täter also kein mit einem Schwert bewaffneter Irrer ist, müsste er irgendein Werkzeug benutzt haben.«
    Plötzlich wurden sie von einer viel zu lauten Stimme und Schritten, die sich für einen Tatort viel zu schnell bewegten, aus ihrer Konzentration gerissen. Alle drei drehten sich gleichzeitig zum Hauseingang um. Nun rüttelte jemand an der Tür.
    »Lasst mich los!«
    Zwei kräftige junge Polizisten mussten den offensichtlich weit über Siebzigjährigen von der Tür fernhalten. Er stemmte die Füße in den Boden und warf den Oberkörper nach vorn. Seine abgewetzte Wildlederjacke war ihm von den Schultern gerutscht.
    »Ich will ins Haus.«
    Die aufgerissenen Augen starrten auf das Haus und sahen nur die Tür, die Ove vorhin hinter sich zugemacht hatte. Das Gesicht war weiß, aber am Hals traten kleine rote Flecken hervor. Der Mann atmete mühevoll und keuchend.
    Ove, Gustav und Fredrik eilten den Kollegen zu Hilfe. Fredrik stellte sich dem Mann in den Weg und versuchte seinen Blick aufzufangen, aber der Mann sah durch ihn hindurch.
    »Warum wollen Sie da rein?«, fragte Fredrik, aber der Weißhaarige reagierte nicht.
    »Bitte antworten Sie uns«, sagte Gustav.
    »Das haben wir auch schon versucht«, ächzte einer der Kollegen, die sich bemühten, den Mann ruhig zu halten.
    Der Alte deutete mit dem Kopf auf die beiden Autos in der Einfahrt.
    »Das ist doch sein Auto. Das Auto steht doch da, kapiert ihr das nicht? Wenn er da drin ist, bring ich das Schwein um.«
    Er schrie mit lauter und kräftiger Stimme, aber man hörte deutlich, dass sie jeden Augenblick vor Verzweiflung brechen konnte.
    Ove sah abgespannt aus. »Setzt ihn in ein Auto, bis er sich beruhigt hat.«
    Die Kollegen nickten krampfhaft und schleiften den widerspenstigen und strampelnden Mann in einen Streifenwagen. Mit sanfter Gewalt bugsierten sie ihn auf die Rückbank. Gustav folgte ihnen und beugte sich durch die Beifahrertür hinein.
    »Wer ist Ihrer Meinung nach da drin?« Er flüsterte fast.
    »Mein Sohn. Das ist doch sein Auto.«
    Die Stimme des Mannes klang plötzlich flehentlich, als hoffte er, die fünf Polizisten würden ihm widersprechen, ihn davon überzeugen, dass er sich geirrt hatte, und ihn von hier fortbringen.
    Fredrik und Ove standen schweigend daneben, um Gustav, der nun anscheinend an den Mann herangekommen war, nicht zu stören.
    »Wer ist Ihr Sohn?«
    Als hätte er nicht begriffen, um was es ging, ließ der Mann mit der Antwort auf sich warten. Seine Stimme drang nur gedämpft aus dem Wagen. Gustav verstand »Traneus« und beugte sich weiter hinein.
    »Arvid Traneus?«
    Es war, als wäre eine Schalter umgelegt worden. Der Mann warf sich wütend gegen die Tür.
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