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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park
Autoren: Martin Cruz-Smith
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rasch, dass sie nur schemenhafte schwarze Gestalten in ihren Käfigen waren. Ihre hektische Aktivität verblüffte Arkadi.
    Sie waren wild, keineswegs zahm, fauchten, zischten und versuchten, ihn durch das Gitter zu erreichen. Arkadi blickte auf dem Rücken liegend unter den Käfigreihen hindurch und erkannte zwei Beinpaare. Einer der beiden Männer bückte sich, um unter den Käfigen hindurchzusehen. Arkadi sah, dass George auf ihn zielte, und rollte sich blitzschnell zur Seite. Die Kugel surrte als Querschläger davon.
    Arkadi hob seinen Revolver, obwohl ihm die Entfernung noch immer zu groß erschien, und wollte eben abdrücken, als ein Gewehrschuss fiel. George stolperte rückwärts, ließ seine Waffe fallen, machte noch einige steife Schritte und klappte mit einem erstickten Aufschrei zusammen. Arkadi wälzte sich unter der Käfigreihe hervor.
    »Arkadi Wassiljewitsch!« sagte Rurik laut.
    Der KGB-Offizier stand mit einer Makarow in der Hand über ihm. Jetzt bringen wir Osborne gemeinsam zur Strecke! dachte Arkadi, aber Rurik erkannte seine Feinde besser und war dazu ausgebildet, nicht zu zögern. Er hob seine Pistole und zielte mit beiden Händen auf Arkadi. Bevor er abdrücken konnte, zerfetzte ein Schuss ihm den Hinterkopf, so dass der Rothaarige nach vorn torkelnd zusammenbrach und im Schnee liegen blieb.
    Arkadi sah unter den Käfigreihen hindurch und erkannte Osbornes Beine mindestens zehn Reihen entfernt. Der andere hatte den großen Vorteil, mit einem Zielfernrohr schießen zu können. Und Ziele unter den Käfigen waren bestimmt noch leichter zu treffen! Arkadi wälzte sich unter der nächsten Reihe hindurch und stand auf.
    Der Mittelgang der beiden nächsten Schuppen war leer. Als Osborne hinter dem dritten Schuppen auftauchte und sein Gewehr an die Backe riss, verschwand Arkadi in dem Gang zwischen den Käfigen.
    Die Zobel liefen aufgeregt in ihren Käfigen hin und her und sprangen fauchend am Drahtgitter hoch.
    Solange er und die Zobel in Bewegung blieben, hatte er eine Chance - mit einem sechsschüssigen Revolver gegen ein Repetiergewehr. Arkadi schlug mit der Hand gegen die Käfige, an denen er vorbeilief. Er bildete sich ein, das Zielfernrohr auf sich gerichtet zu fühlen, während Osborne versuchte, ihn ins Fadenkreuz zu bekommen, ohne eines der Tiere zu treffen.
    Arkadi erreichte mit zwei großen Sprüngen den nächsten Schuppen, schlug auf beiden Seiten gegen die Käfige und schreckte die Zobel durch gellendes Geschrei auf. Dann fand er sich plötzlich mit einem Oberschenkeldurchschuss auf dem Betonboden wieder; nicht allzu schlimm, er kam auf die Beine und konnte sogar weiterhumpeln. Arkadi sah, dass er an einem leeren Käfig vorbeigekommen war; Osborne hatte diese Chance genutzt und abgedrückt, aber die Kugel musste abgelenkt worden sein, sonst wäre der Schuss tödlich gewesen. Er sah Osborne draußen rennen, um ihn abzufangen, wenn er am anderen Ende aus dem Schuppen kam. Arkadi würde sich in den Fäkalientrog unter einer der Käfigreihen werfen und zuerst schießen. Aber er stolperte, weil sein verletztes Bein gefühllos wurde.
    Dann hörte er Irinas Stimme. Sie stand draußen vor den Stallungen und rief seinen Namen. Sie konnte ihn offenbar nicht sehen.
    Osborne forderte sie auf, stehen zu bleiben. »Komm raus, Arkadi!« rief Osborne. »Du kannst deinen Revolver behalten, und ich lasse euch beide laufen. Komm raus, sonst erschieße ich sie!«
    »Lauf weg, Irina!« brüllte Arkadi.
    »Ich lasse euch beide laufen, Irina«, versprach Osborne ihr. »Ihr könnt mit dem Auto wegfahren. Arkadi ist verwundet; er braucht einen Arzt.«
    »Ich gehe nicht ohne dich!« rief Irina Arkadi zu.
    »Ihr seid beide frei, Arkadi«, sagte Osborne laut. »Das verspreche ich euch. Aber wenn du nicht sofort rauskommst, erschieße ich sie! Komm endlich raus!«
    Arkadi war wieder bei dem leeren Käfig angelangt, der offenbar erst vor kurzem instand gesetzt worden war. Ein Werkzeugkasten stand darunter. Er griff nach einem Stemmeisen, das obendrauf lag, und schob es durch den mit einem Schloss gesicherten Riegel des nächsten Käfigs. Der Riegel brach heraus, als Arkadi das Stemmeisen herunterzog. Sobald die Käfigtür aufging, sprang der Zobel gegen Arkadis Brust, dann in den Gang und rannte ins Freie. Arkadi schob das Stemmeisen hinter den nächsten Riegel und zog es herunter.
    »Nein!« kreischte Osborne.
    Arkadi fing den Zobel, als er aus dem Käfig kam, und presste ihn an sich. Osborne stand mit angelegtem
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