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GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde

GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde

Titel: GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde
Autoren: John Norman
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Altgoreanisch gehalten, e i ner Sprache, die nur von den Wissenden gesprochen wurde, so daß ich mich nicht weiter darum kümmerte. Ich hatte ohnehin das Gefühl, daß zwischen der Kaste der Schriftgelehrten und der Kaste der Wissenden ein g e spanntes Verhältnis bestand.
    Die ethischen Lebensregeln auf Gor sind im wesentl i chen in den Gewohnheiten der Kasten festgehalten – Sammlungen von Hinweisen, deren Ursprünge sich in der Geschichte verlieren. Ich wurde besonders nach dem Kodex der Kriegerkaste erz o gen.
    »Du würdest ohnehin nie einen guten Schriftgelehrten abgeben«, sagte Torm.
    Der Kodex der Krieger war von einer besonderen Ri t terlichkeit bestimmt und unterstrich die Loyalität gege n über den Oberen und dem Heimstein. Es waren harte R e geln, doch sie kannten Rücksichtnahme und Sinn für E h re, den ich verstehen und mir a n eignen konnte.
     
    Auch wurde ich im Doppelten Wissen unterwiesen – das heißt, ich erfuhr, was die Menschen im allgemeinen wu ß ten und was die Intellektuellen im b e sonderen erfuhren. Manchmal bestand ein überraschender Unterschied zw i schen den beiden Elementen. Zum Beispiel wurden die Menschen unter den Hohen Kasten in dem Glauben g e lassen, daß die Welt eine breite flache Scheibe war. Vie l leicht sollte damit jeder Versuch einer Erforschung ve r hindert werden. Andererseits erfuhren die Hohen Kasten – Krieger, Hausbauer, Schriftgelehrte, Wi s sende und Ärzte – die Wahrheit über solche Dinge. Ich begann mich allerdings zu fragen, ob nicht das Zweite Wi s sen, das der Intellektuellen, ebenso begrenzt war wie die U n terwe i sung auf der unteren Ebene, ob es nicht auch den Wi s sensdrang der Menschen zügeln und unterbinden sollte. Ich hatte das Gefühl, daß es noch ein Drittes Wi s sen gab, das den Priesterkön i gen vorbehalten ist.
     
    »Der Stadtstaat«, sagte mein Vater eines Nachmittags, »ist die normale politische Einheit auf Gor – feindliche Städte, die das Territorium in ihrem Umfeld kontrollieren, u m geben von einem Niemandsland aus freien Gebi e ten.«
    »Wie wird die Führung in diesen Städten festgelegt?« fragte ich.
    »Die Herrscher werden aus jeder beliebigen Hohen K a ste gewählt.«
    Ich runzelte die Stirn. »Nur aus Hohen Kasten?«
    »Das Kastensystem«, sagte mein Vater geduldig, »ist relativ unbeweglich, doch es ist nicht eingefroren und hängt nicht nur völlig von der Geburt ab. Wenn zum Be i spiel ein Kind in der Schule unter Beweis stellt, daß es für eine höhere Kaste geeignet ist, wird ihm das gestattet. Aber es gibt auch den umgekehrten Fall, wenn ein Kind nicht den Standard entwickelt, der von seiner Kaste e r wartet wird.«
    »Ich verstehe«, sagte ich, ohne wirklich zufriedeng e stellt zu sein.
    »Die Hohen Kasten jeder Stadt«, sagte mein Vater, »wählen auf eine bestimmte Zeit einen Administrator und einen Rat. Kommt eine Krise auf, wird ein Krieg s führer, ein Ubar, benannt, der als Alleinher r scher regiert, bis die Krise nach seiner Auffassung vorüber ist.«
    »Nach seiner Auffassung?« fragte ich skeptisch.
    »Gewöhnlich stellen die Ubars ihr Amt nach der Krise zur Verfügung«, sagte mein Vater. »Das gehört zum K o dex der Krieger.«
    »Aber was geschieht, wenn er sein Amt nicht a b gibt?« fragte ich. Ich wußte inzwischen, daß man sich nicht immer auf die Einhaltung der Kastenregeln verlassen kon n te.
    »Will ein Ubar nicht zurücktreten, lassen ihn gewöh n lich seine Leute im Stich. Der Kriegsführer bleibt allein in seinem Palast zurück, den wütenden Volksmassen hil f los ausgeliefert.«
    Ich nickte und stellte mir einen leeren Palast vor, in dem ein Mann einsam auf seinem Thron saß, in Staatsr o ben gehüllt, und darauf wartete, daß die Menschenme n gen hereinstürmten.
    »Aber«, fuhr mein Vater fort, »manchmal vermag ein Ubar die Herzen seiner Männer zu gewinnen, und dann bleiben sie bei ihm. Dann wird er ein T y rann und herrscht, bis er auf die eine oder andere Weise gewaltsam beseitigt wird.« Das Gesicht meines Vaters war hart g e worden. Er schien einen so l chen Mann zu kennen. »Bis er gewaltsam beseitigt wird«, wiederholte er langsam.
     
    Am nächsten Morgen folgten neue, endlose Lektionen bei Torm. Gor war keine Kugel, sondern ein Sphäroid, etwas schwerer in der südlichen Hemisphäre. Die Ne i gung seiner Achse war etwas größer als die der Erde, doch nicht so groß, daß das Klima keinen Wechsel von Jahreszeiten kannte. Gor hatte zwei Polargebiete und e i ne Äquatorzone,
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