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Gomorrha

Gomorrha

Titel: Gomorrha
Autoren: Thomas Gifford
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saß in seinem weichen Bademantel da und schaute mir nach. Hinter ihm lag der Dunst des heißen Vormittags.
    »Ehrlich, Benjamin. Es war nur ein Scherz« , sagte er. »Du bist einer von uns … und das waren die anderen eigentlich doch nicht, oder?«
    »Ich gehe zum Präsidenten.«
    »Wie du willst, Benjamin. Aber schraube deine Hoffnungen nicht zu hoch. Sarrabians Beweise werden nicht standhalten. Er ist selbst verdächtig. Und es wird ein schlechtes Licht auf Drew und die gute alte Kanzlei werfen.«
    »Das Risiko gehe ich ein.«
    »Selbstverständlich, und meines gleich mit.«
    Dann sagte er noch etwas: »Kopf hoch, Ben. Es ist Showbusiness; so mußt du das sehen. Wir sind – wie alles andere – nur ein Ableger des Showbusiness.« Er lächelte. »Eigentlich ist es zum Lachen. Wir nehmen uns viel zu ernst.« Er winkte mir zu. »Geh schon, Ben. Geh und lebe dein Leben. Möge es dir immer gutgehen.«
     
    Der Präsident fand nachmittags für mich Zeit. Er machte noch die letzten Änderungen an seiner Rede zur Annahme der Nominierung. Man hatte sich darauf geeinigt, daß der Parteitag eine Art Selbstreinigung brauchte. Heute abend wollten sie Charlie und David Manders nominieren. Dann sollte Manders sich kurz vorstellen, ehe Charles Bonner der Toten gedenken und sich an die Nation wenden würde, um die unterschiedlichen Menschen unwiderruflich an sich zu binden.
    »Ben, du bist schon sehr lange mein Freund. Aber was du in dieser Woche für mich getan hast …« Plötzlich versagte ihm die Stimme. Das hatte ich bei ihm noch nie erlebt. »Ich hätte nie geglaubt, so viel Freundschaft zu verdienen … und vielleicht tue ich es nicht. Aber du hast sie mir gegeben … Ich habe in dieser Woche mehrere Dinge gelernt, Ben. Ich habe herausgefunden, daß ich durch und durch ein Politiker bin. Wirf mich in einen Schmelzofen – die Schlacke ist reiner Politiker.« Er rieb sich die Nase mit einem schneeweißen Taschentuch. Wir waren allein. »Und du … du bist ein großartiger Mann … Ich kenne nur zwei solche Männer. Drew Summerhays und dich. Das ist alles, was ich dazu zu sagen habe und wohl je sagen werde. Doch ich werde nie vergessen, was Erzengel für mich getan hat.«
    Sehen Sie, wie er es machte? Er hatte mich. Ich gehörte ihm. Er war in meine Brust gedrungen und hatte auf den richtigen Knopf gedrückt. Er kannte die Wahrheit über sich und gab sie ohne Schnörkel an mich weiter. Damit brachte er mich auf den Gedanken, daß seine Meinung über mich – ganz gleich wie heftig ich auch widersprechen würde – vielleicht doch richtig war.
    »Ich will nicht mit dir streiten. Aber ich bin kein großartiger Mann, und es fällt mir verdammt schwer, ein guter zu sein. Im Augenblick geht es mir ziemlich dreckig. Ich müßte dir ein paar Sachen erzählen, aber, ich schwöre bei Gott, ich weiß nicht, warum; denn es würde keinen Unterschied machen … Du bist, was du bist. Du hast alles ziemlich gut gemeistert. Man wird dir die Nominierung nicht mehr wegnehmen. Ich werde nie vergessen, wie du in die Schußlinie gesprungen bist, um Sherman Taylor aufzufangen. Ich frage mich, ob es noch einen Mann im öffentlichen Leben gibt, der das getan hätte, der jeden Selbsterhaltungsinstinkt bezwungen hätte, nicht in Deckung gegangen wäre, um dem verwundeten Widersacher zu helfen.« Jetzt war ich selbst den Tränen nahe. Ich fühlte mich wie der letzte Trottel. »Ich würde aber gern etwas wissen. Was hast du dir in diesem Moment gedacht?«
    »Willst du das wirklich wissen, Sportsfreund?«
    »Ja.«
    »Genau kann ich es dir nicht sagen. Aber ich weiß, daß ich gedacht habe, was für ein verdammt phantastisches Foto das ergäbe. Damit würde ich in die Geschichte eingehen.« Um seine Augen bildeten sich Fältchen. Er schenkte mir sein Filmstarlächeln, wie einer aus The Wild Bunch. »Bei Gott, Ben, ich bin ein oberflächlicher Schweinehund.« Die altbewährte Masche.
    »Es gibt da Dinge, Charlie, darüber müßte ich aber mit dir reden.«
    »Komm nach Washington. Nach dem Parteitag. Im Augenblick bin ich etwas abgelenkt.« Er zeigte auf die Papiere auf dem Tisch. »Und dann muß ich noch die Wahl gewinnen … Ich habe aber endlich etwas Gescheites getan, Ben. Ich habe Larkie zum Leiter des Wahlkampfs gemacht. Er hat die natürliche Begabung dazu.«
    »Du hast recht, Charlie. Und ich fahre nach Hause. Mir reicht’s.«
    Er lachte. »Ja, du hast ’ne Menge durchgemacht, das muß ich zugeben.« Kurze Pause. »Ach, übrigens, da ist ein
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