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Goldfinger

Titel: Goldfinger
Autoren: Ian Fleming
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Whisky, daß die Worte durch den Boden des Glases lesbar wurden. Sie lauteten: »Ich halte zu dir. XXX. P.«
    Bond wandte sich um, machte sich’s bequem und sagte: »Also, Goldfinger, zunächst, was geht hier vor, wo haben Sie dieses Flugzeug her, und wohin fliegen wir?«
    Goldfinger kreuzte die Beine und starrte den Gang entlang. Dann begann er im Plauderten: »Ich bin mit drei Lastwagen bis in die Gegend von Kap Hatteras gekommen. Einer davon enthielt meinen persönlichen Goldschatz, in den beiden anderen waren meine Fahrer, Reservepersonal und die Gangster. Da ich außer Miss Galore keinen von ihnen brauchen konnte, behielt ich nur die wichtigsten Leute des Personals, zahlte die anderen aus und setzte sie nach und nach auf dem Weg ab. An der Küste hielt ich an einem verlassenen Ort mit den vier Gangsterführern eine Besprechung ab, nachdem ich Miss Galore unter einem Vorwand bei den Wagen gelassen hatte. Ich erschoß dann alle vier in meiner üblichen Art - eine Kugel für jeden. Jetzt waren wir sechs Männer, eine Frau und das Gold. Ich charterte ein Flugzeug nach Newark, New Jersey, wobei ich das Gold als Bleiplatten für Röntgenaufnahmen deklarierte. Dann fuhr ich allein nach New York, von wo ich über Funk mit Moskau sprach und das Mißlingen der >Operation Großer Schlag< durchgab. Gesprächsweise erwähnte ich dabei Ihren Namen. Meine Freunde, die Ihnen ja bekannt sein dürften« - Goldfinger blickte Bond scharf an - »laufen unter der Bezeichnung SMERSH. Sie kannten den Namen Bond und sagten mir das Nötige. Nun war mir vieles klar. Da SMERSH sich an Ihrer Person interessiert zeigte, faßte ich jenen Plan, dessen Ausführung Sie jetzt erleben. Ich gab mich als Ihren Freund aus und erfuhr so, für welchen Flug Sie gebucht hatten. Drei meiner Leute waren früher bei der Luftwaffe und meinten, es wäre nicht schwierig, dieses Flugzeug zu fliegen. Der Rest war nur mehr Kleinarbeit: durch kalten Bluff, ^eaterspielen und eine gewisse Gewaltanwendung erhielten alle BOAC-Angestellten in Idlewild, die Besatzung und die Passagiere die nötigen Spritzen, von denen sie sich jetzt erholen werden. Wir tauschten die Kleider, das Gold wurde verladen, Sie wurden per Tragbahre hinausgeschafft. Dann bestieg die neue Besatzung samt Stewardess die Maschine und flog ab.« Goldfinger hob die Hand. »Natürlich gab es kleine Schwierigkeiten. Man sagte uns, wir sollten Rollbahn Alpha zur Startbahn vier nehmen, und das gelang uns nur, indem wir einer KLM-Maschine folgten. Die Routine von Idlewild war nicht leicht zu meistern, und wir müssen etwas ungeschickt und unerfahren gewirkt haben. Aber mit Selbstsicherheit, starken Nerven und schroffem, einschüchterndem Auftreten, Mr. Bond, setzt man sich rasch über die Beamtenmentalität der kleinen Angestellten hinweg. Der Funker sagte mir übrigens, daß man uns bereits sucht. Man hat schon angefragt, bevor wir noch aus dem Ultrakurzwellenbereich von Nantucket heraus waren. Dann suchte uns das Fernwarnungsnetz auf Kurzwelle. Das hat mich weiter nicht gestört, wir haben genügend Treibstoff. Von Moskau haben wir schon Landeerlaubnis für Ost-Berlin, Kiew oder Murmansk. Unsere Route wird vom Wetter abhängen. Sollte es noch Schwierigkeiten geben, dann werde ich sie über Sprechfunk beilegen. Niemand wird so rasch ein wertvolles BOAC-Flugzeug abschießen. Die allgemeine Verwirrung wird uns helfen, und sind wir erst weit genug über Sowjetterritorium, dann verschwinden wir natürlich spurlos.«
    Seit Bond die Einzelheiten der »Operation Großer Schlag« kannte, schien ihm nichts mehr unmöglich, was mit Goldfinger zusammenhing. Der Diebstahl dieses Stratocruisers war nicht unerhörter als Goldfingers Methoden des Goldschmuggels oder gar der Erwerb des Atomsprengkopfes. Goldfinger war ein Künstler, ein Wissenschaftler des Verbrechens.
    »Und nun, Mr. Bond vom britischen Geheimdienst, was haben Sie mir jetzt zu sagen? Wer hat Sie auf mich angesetzt? Wie haben Sie meinen Plan verhindert?«
    Bond sagte Goldfinger nicht die ganze Wahrheit. Er erwähnte nichts von SMERSH und dem »Briefkasten«, er sagte auch nichts über den »Homer«, der den Russen vielleicht unbekannt war, und schloß mit den Worten: »Sie sehen also, Goldfinger, daß Sie nur ganz knapp davongekommen sind. Wäre mir in Genf nicht Tilly Masterton dazwischengekommen, Sie säßen jetzt in einem Schweizer Gefängnis und sähen Ihrem Abtransport nach England entgegen. Sie unterschätzen uns Engländer. Wir sind vielleicht
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