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Goldfinger

Titel: Goldfinger
Autoren: Ian Fleming
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Achseln, folgte dem Mann hinter den
    Schalter und durch eine Tür zum Büro des BOAC-Stationsleiters. Da war der übliche Arzt in Weiß, mit Atemmaske und Impfnadel. »Der letzte?«
    »Jawohl, Doktor.«
    »Okay. Bitte, den Rock ausziehen und den linken Hemdsärmel hochstreifen. Unangenehm, daß sie in Gander so genau sind.«
    »Verdammt unangenehm«, sagte Bond. »Wovor haben die eigentlich Angst? Vorm Schwarzen Tod?«
    Es roch stark nach Alkohol, dann kam der Einstich.
    »Danke«, sagte Bond verdrossen. Er rollte den Ärmel hinunter, wollte seinen Rock von der Stuhllehne nehmen, seine Hand streckte sich danach aus, verfehlte ihn, ging hinunter, hinunter, sein Körper folgte ihr, hinunter, hinunter . . .
    Alle Lichter brannten, und eine Menge Plätze waren frei. Warum mußte er neben einem Fluggast kleben, der die ganze mittlere Armlehne für sich beanspruchte? Bond wollte den Platz wechseln, aber eine Welle von Übelkeit ließ ihn zurückfallen. Er schloß die Augen und wartete. Merkwürdig! Er wurde doch sonst nie flugkrank? Er spürte kalten Schweiß auf der Stirn. Taschentuch, abwischen. Er öffnete die Augen wieder und sah auf seine Arme hinunter: Seine Handgelenke waren an die Armlehnen gefesselt! Was war geschehen? Er hatte eine Spritze bekommen und mußte dann ohnmächtig geworden sein. Hatte er zu toben begonnen? Was, zum Teufel, war mit ihm los? Er blickte nach rechts und war entgeistert: da saß Fakto. Fakto in BOAC-Uniform!
    Fakto blickte ihn stumpf an und drückte die Stewardklingel. Bond hörte das freundliche Klingeln aus dem Anrichteraum. Dann raschelte es neben ihm, er blickte auf und sah Pussy Galore frisch und adrett in blauer Stewardessenuniform! Sie sagte: »He, Süßer!« Woher nur erinnerte er sich an ihren tiefen, fragenden Blick? »Um Himmels willen«, sagte er, »was ist hier los? Wo kommen Sie her?«
    Sie lächelte aufmunternd. »Vom Kaviaressen und Champagnertrinken. Ihr Engländer lebt wie Gott in Frankreich, wenn ihr sechstausend Meter hoch seid. Keine Spur von Brüsseler Sprotten, und wenn’s hier wo Tee gibt, dann hab’ ich ihn noch nicht gesehen. Aber bleiben Sie schön still, Onkel möchte mit Ihnen sprechen!« Mit wiegenden Hüften schlenderte sie nach vorn und verschwand durch die Cockpittür.
    Jetzt konnte Bond nichts mehr überraschen: auch nicht Goldfinger in der Uniform eines BOAC-Kapitäns! Sie war ihm etwas zu groß, er hatte die Kappe fest auf den Kopf gedrückt, schloß die Cockpittür hinter sich und kam durch den Gang heran.
    Grimmig sah er auf Bond nieder. »Nun, Mr. Bond, das Schicksal will, daß wir das Spiel zu Ende spielen. Aber diesmal haben Sie keine Karte mehr im Ärmel. Ha!« Ärger und Respekt sprachen aus seiner Stimme. »Mit Ihnen habe ich tatsächlich den Bock zum Gärtner gemacht!« Er schüttelte langsam den großen Kopf. »Warum habe ich Sie am Leben gelassen! Warum habe ich Sie nicht wie ein Ungeziefer zertreten! Ja, Sie haben mir geholfen, damit hatte ich recht. Aber es war Wahnsinn, dieses Risiko einzugehen, jawohl, Wahnsinn!« Er wurde ruhiger. »Und jetzt sagen Sie mir eines, Mr. Bond: Wie haben Sie das gemacht? Wie haben Sie Verbindung aufgenommen?« Bond sagte gleichmütig: »Wir werden uns darüber unterhalten, Goldfinger, aber erst, wenn diese Fesseln weg sind, und ich eine Flasche Whisky Bourbon, Eis, Soda und ein Paket Chesterfield habe. Und wenn Sie mir gesagt haben, was ich wissen will. Sie haben recht, meine Lage ist ungünstig oder scheint es zumindest zu sein. Ich habe also nichts zu verlieren, und wenn Sie etwas aus mir herauskriegen wollen, dann nur zu meinen Bedingungen.«
    Goldfinger blickte ernst zu Boden. »Aus Respekt vor Ihren Fähigkeiten habe ich nichts dagegen. Fakto, läute nach Miss Galore, mach ihm die Fesseln auf und setz dich ihm gegenüber! Hinten im Flugzeug kann er keinen Schaden anrichten, nur dem Cockpit darf er nicht nahe kommen! Nötigenfalls bringst du ihn um, aber ich möchte ihn lieber lebend ans Ziel bringen, verstanden?«
    »Arrgh.«
    Fünf Minuten später hatte Bond, was er wollte. Er goß sich einen Whisky ein, während Goldfinger in dem Sitz schräg gegenüber wartete. Bond nahm seinen Drink und nippte daran. Eben wollte er einen tiefen Schluck tun, als er etwas sah. Vorsichtig, damit das unten angeklebte Papier sich nicht löse, stellte er das Glas ab, zündete sich eine Zigarette an, griff erneut danach, nahm die Eiswürfel heraus und legte sie in den Eiskübel zurück. Dann trank er so viel von dem
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