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Goldfinger

Titel: Goldfinger
Autoren: Ian Fleming
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verdient, doch Scotland Yard beschloß, ihn vorläufig weiterverdienen zu lassen, um die Bezugsquelle zu ermitteln. So kam man über den VictoriaBahnhof auf den mexikanischen Kurier, und damit mußte der Geheimdienst eingreifen, der Bond beauftragte, die Bezugsquelle des Kuriers aufzuspüren und zu vernichten.
    Auftragsgemäß flog Bond nach Mexiko und begab sich als Londoner Aufkäufer in die Madre de Cacao . Dort nahm er Kontakt mit dem mexikanischen Großproduzenten auf, der ihn freundlich aufnahm und an Blackwell weiterverwies. Von diesem war Bond eher eingenommen. Zwar wußte er nichts von dessen Schwester, doch schien die Verbitterung dieses offensichtlichen Amateurs über das Londoner Verbot echt zu sein. In einer der folgenden Nächte brach Bond in Blackwells Lagerhaus ein und hinterließ Eine Bombe. Dann betrachtete er aus einem Café, zwei Kilometer vom Tatort, den Feuerschein am Himmel und lauschte dem Gebimmel der Löschzüge. Am nächsten Morgen rief er Blackwell an.
    »Zu dumm, daß Sie Ihren Betrieb verloren haben! Ich fürchte nur, die Versicherung wird Ihr Lager nicht decken.«
    »Wer ist dort? Wer spricht?«
    »Ach, ich komme aus England, wo Ihr Zeug schweren Schaden angerichtet hat. Santos wird mit seinen Diplomatenkoffern nicht mehr bei uns einreisen, und Schwab sitzt hinter Schloß und Riegel. Auch dieser Bond, Sie kennen ihn ja, geht uns nicht durch die Lappen, wir sind schon hinter ihm her.« Damit hängte Bond auf.
    Blackwell hätte das Spiel nicht durchschaut. Es war der Mexikaner; denn obwohl Bond das Hotel gewechselt hatte, trat ihm auf dem Heimweg am Abend ein Mann in schmutzigweißem Leinenzeug in den Weg. Unter einer zu großen Chauffeurkappe blitzte ein Paar nadelscharfer Marihuana-Augen; die Backenknochen zeigten blauschwarze Schatten.
    »Mögen Frau? Machen hopphopp?«
    »Nein.«
    »Farbiges Mädchen? Feine Urwaldkatze?«
    »Nein.«
    »Vielleicht pikante Foto?«
    Der Griff zur Rocktasche war Bond so altbekannt, daß ihn der blitzende Messerstoß gegen seine Kehle nicht überraschte.
    Ganz mechanisch konterte er mit der »Parry-Abwehr gegen heimtückischen Dolchstoß«: Sein rechter Arm fing den Stoß auf, schlug die Messerhand des Mexikaners aus ihrer Zielrichtung und beraubte diesen für den Moment eines krachenden, kurzen Kinnhakens seiner Deckung. Der Schlag warf den Mann beinahe vom Gehsteig. Als er zurücktaumelte, sauste Bonds tödlicher Handkantenschlag gegen den Adamsapfel - die letzte Waffe aller Kommandotruppen. Der Mexikaner schlug als Toter auf dem Boden auf.
    Sekundenlang sah Bond schwer atmend auf den Knäuel Staub und billige Kleider nieder. Dann blickte er die Straße entlang. Autos fuhren vorbei. Der Kampf hatte sich im Schatten abgespielt. Bond kniete neben dem Körper nieder: kein Puls; die eben noch blitzenden Augen schon glasig; das Haus, aus dem der Mexikaner gekommen war, leer. Bond zerrte die Leiche zur Mauer im tieferen Schatten, klopfte sich den Staub vom Anzug und setzte den Weg zum Hotel fort.
    Früh am Morgen hatte er sich rasiert und war zum Flugplatz gefahren, um mit der erstbesten Maschine das Land zu verlassen. Da sie Caracas anflog, hatte er im Transit-Wartesaal von Caracas auf den Start der Transamerican Constellation nach Miami gewartet, die ihn noch diesen Abend nach New York bringen würde.
    Wieder summte es im Lautsprecher. »Transamerican bedauert wegen Maschinenschadens die Verschiebung ihres Fluges TR 618 nach New York. Neue Abflugzeit morgen, acht Uhr früh. Alle Passagiere wollen bitte zum Kartenschalter von Transamerican kommen, um die Übernachtungsarrangements zu treffen. Vielen Dank.«
    Auch das noch! Was tun? Umbuchen oder die Nacht in Miami verbringen? Bond griff nach dem vergessenen Drink und stürzte den Rest hinunter. Auch gut! So würde er die Nacht in Miami bleiben und sich besaufen, so sehr, daß das Luder, das er sich anlachte, ihn würde ins Bett schleppen müssen! Diese zusätzliche Nacht, er würde sie nützen, würde sich endlich einmal gehenlassen. Teufel auch, warum brütete er über den Tod dieses Mexikaners? Töten oder getötet werden, das war die Losung, immer und überall. Das letzte Tageslicht war geschwunden. Unter dem nachtblauen Himmel spiegelten sich die grün-gelben Blinklichter auf der öligen Betonfläche. Mit Donnergetöse brauste eben eine DC 7 die grüne Hauptbahn entlang. Die Fenster des Wartesaals erklirrten leise.
    Bonds Mund verzog sich. Nach so viel Tod braucht der Mensch ein bißchen Leben, leicht,
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