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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag
Autoren: Garth Nix
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zerfrisst, während sie sich gleichzeitig darauf vorbereitet, ebenfalls Erhabene Samstag anzugreifen; und Arthur hat inzwischen hoffentlich Teil Sechs des Vermächtnisses und wird versuchen, den Sechsten Schlüssel zu bekommen …
    Das Ganze ist wie ein äußerst kompliziertes Spiel, grübelte Susi, während sie sich wieder in Richtung des Zaungasts drehte. Ich frage mich, ob irgendjemand wirklich weiß, was vor sich geht.
    Bei dem Gedanken an Spiele kam ihr eine Idee. Gewandte Ruher waren zu irre und zu gefährlich, als dass man sie austricksen konnte, aber dieser Zauberkundige Zaungast war mehr als ein normaler Bürger.
    »Weißt du, wenn du mich reinkurbelst, könnten wir Schach spielen«, schlug Susi vor. Sie zeigte mit dem Zeh auf das Schachspiel, das auf dem nächsten Schreibpult lag. Es schien sich um eine sehr edle Ausführung zu handeln, mit Elfenbeinfiguren, deren Augen aus geschliffenen Rubinsplittern bestanden.
    »Das ist eins von Mittags Spielen«, erklärte der Zaungast. »Das dürfen wir nicht anfassen! Außerdem bin ich in Schach durchgefallen.«
    »Wir könnten Dame spielen! Wir sollten irgendwas spielen, bis meine Befreier aufkreuzen und dich vom Gebäude schmeißen«, meinte Susi.
    »Was?«, fragte der Zaungast. Er blickte sich nervös um. Anders als der Großteil von Samstags Turm war der Gefängnisbereich auf Ebene 61620 (tatsächlich auf Stockwerk 1620, aber auch das war noch hoch genug) eine stabile, vorspringende Plattform, die am Hauptgebäude angebracht worden war. Er bestand auch nicht aus offenen Bürowürfeln mit Eisenrahmen, sondern war eine breite, elegante Veranda mit Teakholzboden, die auf einer Länge von etwa dreißig Metern am Turm entlanglief. Der Außenrand wurde von einem Dutzend Kränen gesäumt, die so montiert waren, dass sie sich drehen und über den Rand hinausschwenken konnten, um Gefangene in fünftausend Metern Höhe über dem Boden hängen zu lassen.
    Im Augenblick baumelte nur an einem der Kräne ein Gefangener. Die Internen Revisoren, die normalerweise die Aufsicht über die Gefängnisebene führten, waren alle weg; sie hatten sich Samstags Überfall auf die Unvergleichlichen Gärten angeschlossen und vermutlich vorher alle übrigen Gefangenen ins Jenseits befördert. Jetzt war nur noch Susi da, bewacht von zwei Zauberkundigen Zaungästen. Der eine studierte das Handbuch, die andere strich vor der großen, ledergepolsterten Tür, die in den eigentlichen Turm zurückführte, hin und her. Dabei murmelte sie etwas über sagenhafte Verantwortung und darüber, dass prinzipiell immer alles schiefgehen musste. Dieser Zaungast hatte bisher nicht ein einziges Mal zu Susi hinübergeschaut, gerade als wollte sie durch Nichtbeachtung die Existenz der Gefangenen leugnen.
    »Was meinst du damit – Befreier?«, hakte der Zaungast mit dem Handbuch nach. »Und warum sollten sie mich vom Turm schmeißen?«
    »Ich bin ein Pfeiferkind, richtig?«, fragte Susi. »Und wer greift den Turm an?«
    »Der Pfeifer«, antwortete der Zaungast. »Oh … ich verstehe! Aber so weit wird er nie kommen!«
    »Da wär ich mir nich so sicher«, widersprach Susi. »Immerhin hat sich Samstag mit ihren besten Kämpfern aus dem Staub gemacht, oder? Ich meine, ihr geht’s gut, nicht? Sie wird sich oben in den Unvergleichlichen Gärten ein angenehmes Leben machen, mit ihren Gewandten Ruhern und Internen Revisoren und allem. Ihr arme Typen seid es, die mir leid tun.«
    »Wir kriegen immer die miesesten Jobs«, gab der Zauberkundige Zaungast zu. »Weißt du, wie uns die hohen Tiere nennen? Maden , so nennen sie uns! Jedenfalls hat mich mal einer so genannt …«
    »Und wie is dein richtiger Name?«, fragte Susi. »Ich bin Susi Türkisblau.«
    »Giac«, antwortete der Zaungast. Er schaute über den Rand und seufzte. »Ich hab’s genossen, so hoch oben zu sein, bis du gesagt hast, dass ich vielleicht runtergeschmissen werde.«
    »Vielleicht wirst du ja gar nicht runtergeworfen«, meinte Susi nachdenklich.
    »Ich wette, ich werde!«, sagte der Zaungast. »Kann ja nicht anders sein, bei meinem Pech!«
    »Vielleicht schneiden sie dir auch einfach nur den Kopf ab«, fuhr Susi fort. »Die Neunichtse, mein ich. Die Soldaten des Pfeifers. Große, hässliche Scheusale, o ja … mit geladenen Streitäxten und all so ’nem Zeug. Ich sag dir, ich bin froh, dass ich auf derselben Seite stehe wie sie.«
    »Die werden nie so weit kommen«, wiederholte Giac besorgt.
    »Wir könnten uns genauso gut ein bisschen amüsieren,
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