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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz
Autoren: Buerkl Anni
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Familie.
    Ellen lehnte mit dem Rücken am Geländer der Brücke. Sie hatte tatsächlich noch nichts mitbekommen. Beneidenswert. Noch konnte man sich umdrehen und gehen, einfach gehen …
    Schmelzwasser gluckerte und glitzerte in der aufs Neue hervorkommenden Sonne. Am Kirchturm begannen die Glocken zu läuten. Zwölf Uhr Mittag.
    »Schön hier, nicht wahr?« Ellen rekelte sich wohlig, als würde sie gleich losschnurren. Ihre hellviolette Jacke passte wunderbar zu ihren schwarzen Haaren.
    »Ein herrlicher Tag«, sagte Berenike und beobachtete, wie die Wolke die Sonne komplett freigab.
    »Grüß dich!«, tönte eine forsche Männerstimme hinter ihnen. Ein großer Blonder in knallrotem Anorak und fast ebenso roten Backen war stehen geblieben.
    »Servus, Johnny!«, grüßte Ellen zurück. »Du hier? Du kennst doch Johnny Fellerer, Berenike?« Ellen sah von einem zum anderen.
    »Natürlich, wie auch nicht?« Den Mann mit seiner ungewöhnlich hellen Haut und den wässrig grünen Augen konnte man schwerlich vergessen. Sie fragte sich nur, wie man sich in den Alpen Johnny nennen konnte? Nur weil man nicht zum Hansi werden wollte?!
    »Man kann eben nirgends inkognito hingehen.« Johnny zwinkerte Berenike zu. »So ist das, wenn man für die Medien schafft.«
    Ihr blieb auch nichts erspart – da ging es Berenike wie Kaiser Franz Josef selig. Sie atmete tief durch und setzte ein neutrales Gesicht auf. Dann starrte sie auf das Etwas im Wasser. Vielleicht doch angeschwemmtes Holz?, hoffte sie wider alle Vernunft.
    Johnny beugte sich neben ihr über die hölzerne Brüstung. »Was ist denn da?«
    »Ich dachte, du bist heute privat unterwegs, Johnny! Und du, Berenike, was schaust du so schief?«
    »Ich schaue immer schief, schon vergessen? Das ist mein Markenzeichen. Ich bin zur Transzendenz geboren.«
    »Hör auf!« Ellen machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich will nicht wissen, was dir irgendein Verrückter mal geweissagt hat. Du hast was, mach mir nichts vor.«
    »Soll ich bei einer Leiche vielleicht nicht mein inneres Gleichgewicht verlieren?«
    »Eine Leiche?« Ellen wurde blass. »Wovon sprichst du?«
    »Ah, da!«, rief der Reporter und schob den Oberkörper über die Brüstung.
    »Das da vorne im Wasser. Kein Baumstamm, oder?«
    Der Journalist setzte einen Fuß auf die Sprosse des Brückengeländers, stemmte sich mit beiden Armen hoch. Ein Balken knirschte. Er achtete nicht darauf, fasste den Fund im Wasser ins Auge.
    Ellen kniff die Brauen zusammen. »Ich kann nicht wirklich was erkennen gegen das Sonnenlicht.«
    Die Kirchenglocken dröhnten überlaut. Es roch nach Knoblauch und Schweinsbraten, typisch Sonntag. Irgendwo läutete quäkend ein Handy. Berenike verspürte Übelkeit, die sich zu ihrer Verspannung gesellte. Jetzt bloß nicht noch eine Kopfschmerzattacke!
    »Grüß dich, Ellen.« Ein Dicker im schwarzen Lodenjanker stand bei Ellen.
    Ellen fuhr herum. »Oh, servus, Anton.«
    »Was schaut ihr denn?«, fragte der Dicke und beugte sich ebenfalls übers Geländer, auf dem Johnny bereits halb balancierte.
    »Dieses Unglück letzte Nacht«, murmelte Ellen und kletterte die nasse Böschung neben der Brücke hinunter. »Das wird doch nicht …«
    »Was für ein Unglück?« Berenike sah Ellen nicht an, hielt eine Hand vor Augen. Johnny stieg zurück über das Brückengeländer und sprang auf die Straße, knickte mit dem Knöchel um, stieß einen Schmerzensschrei aus, humpelte Ellen hinterher, außen herum den Abhang hinunter.
    »Beim Schützenfest drüben in Sankt Gilgen.« Ellen rutschte auf dem feuchten Matsch und fuchtelte mit beiden Armen, um das Gleichgewicht zu halten. »Hab ich dich nicht ebenfalls da gesehen, Berenike?« Ellen sah zu ihr hoch. Sie lehnte an der Brücke, ihre Ledersohlen waren zu dünn und rutschig für den Matsch.
    Sie musste vorsichtig herausfinden, wie viel Ellen wusste. »Ich war dort, das schon …«
    Der Dicke glotzte, er roch ein wenig streng, wie er so neben Berenike stand. Johnny war fast bei Ellen angekommen.
    »Du warst bei der Demo, oder?«, fragte Ellen.
    »Das ist nicht verboten.« Zeit schinden, Berenike! »Was hat das mit der Leiche zu tun?«
    »Die Demo, jaja.« Wenn dieser Johnny nur mit dem Zwinkern aufhören würde!
    »Hast du nicht mitbekommen, was am Rande davon passiert ist, Berenike?« Ellen hielt auf halber Höhe der Böschung inne.
    »Was meinst du?«
    »Eine Schlägerei, habe ich gehört«, fing Ellen an, wurde aber durch einen Aufschrei unterbrochen.
    Johnny in
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