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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
Autoren: Christian Jacq
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und hast Hilfe geholt?«
    »Weil einer der Schreiber, mein Freund, der Grieche Demos, sich nicht unter den Toten befand. Ich war ganz sicher, dass er krank sei und wollte mit ihm reden. Aber er ist verschwunden.«
    »Allmählich dreht sich mir alles im Kopf!«, stöhnte Bebon.
    »Ist der verschlüsselte Papyrus der Grund für den Mordanschlag oder nicht? Ist Demos Opfer oder Mittäter? … Ich bin verloren.«
    Die beiden Freunde gingen durch eine belebte Hauptstraße, in der Nähe war ein Markt.
    »Da ist eine Kleinigkeit, die ich nicht verstehe«, meinte Bebon nach einer Weile. »Du und verschlafen! Warum denn?«
    »Zu meiner großen Überraschung bin ich zu einem Festmahl mit lauter Würdenträgern eingeladen worden. Das war mir irgendwie unangenehm, weil meine Anwesenheit dort eigentlich mehr als unpassend war. Als ich nach Hause kam, war mir schwindlig, und ich musste mich hinlegen. Ich hatte einen Albtraum nach dem anderen und bin dann mitten am Vormittag erschrocken aufgewacht.«
    »Hattest du viel getrunken?«
    »Mäßig.«
    »Und keinen seltsamen Geschmack im Mund?«
    »Doch, schon … Woran denkst du?«
    »An ein Schlafmittel.«
    »Als ob ausgerechnet mir jemand Rauschmittel verpassen würde! Du spinnst ja!«
    »Wer waren denn diese … Würdenträger?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Könnte dir ein anderer Gast dabei helfen, ihre Namen herauszufinden?«
    Das wunderschöne Gesicht von Nitis tauchte vor Kel auf.
    »Vielleicht … Nein, das geht nicht.«
    »Jetzt sag schon, wie heißt sie?«
    »Nitis, sie ist Neith-Priesterin, aber …«
    »Mit meinen Beziehungen ist es für mich sehr einfach, sie zu finden. Man hat dich ganz eindeutig gezwungen, zu lange zu schlafen, Kel. Fragt sich nur, warum. Du bleibst jetzt erst mal bei meiner neuen Freundin, sie kommt erst an Neumond wieder nach Hause. Und ich rede mit Nedi, das ist so ziemlich der einzige wirklich anständige Wachmann von ganz Sais, den ich kenne. Er kann mir bestimmt sagen, an wen du dich wenden musst, damit du dich mit einer Aussage nicht in Schwierigkeiten bringst und diese schreckliche Geschichte möglichst schnell los bist. Aber jetzt ruhst du dich erst einmal aus.«

7
    P harao Amasis herrschte seit einundvierzig Jahren. Mit seinen weit über sechzig Jahren erinnerte er kaum noch an den stolzen und gefürchteten Feldherrn, der sich, getragen von der Begeisterung seiner Männer, des ägyptischen Thrones bemächtigt hatte – zum Schaden von Pharao Apries, der mit dem libyschen Prinzen von Kyrene verbündet war und Krieg gegen die Griechen geführt hatte.
    Der Feldherr war in Siuph in der Provinz Sais geboren und erfreute sich großer Beliebtheit. Jeden Tag erinnerte er sich daran, als die Armee sich gegen Apries erhoben und ihn zum neuen Pharao erkoren hatte.
    Sollte er annehmen und einen Bürgerkrieg auslösen? Jedenfalls konnte Amasis niemand vorwerfen, er hätte seinen unglücklichen Gegner schlecht behandelt. Nachdem er Apries in der Nähe von Memphis besiegt und getötet hatte, gestand er ihm das Anrecht auf ein königliches Begräbnis zu.
    Auf diesen harten Kampf folgten Frieden und Wohlstand. Trotzdem hatte Amasis, der Thronräuber aus dem Volk, lange Zeit unter der Verachtung der Oberschicht zu leiden. Der König musste noch immer lachen, wenn er an die Götterstatue aus Gold dachte, vor der sich die Menschen verneigten. Vergnügt erläuterte er ihren Ursprung: Es waren die Reste eines Beckens, das dazu gedacht war, die Füße zu waschen. »Ich wurde genauso verwandelt wie dieser Gegenstand«, hatte er erklärt. »Erst war ich nur ein kleiner Mensch, jetzt bin ich Euer König. Deshalb sollt Ihr mich achten.«
    Geachtet, ja sogar verehrt, herrschte Amasis nun uneingeschränkt über ein mächtiges Land, das mehr als drei Millionen Einwohner zählte. Priester und Schreiber, Handwerker, Bauern und Soldaten interessierten sich nicht mehr für die Herkunft ihres obersten Herrn und auch nicht dafür, wie er an die Macht gekommen war.
    Einige hochrangige Beamte hielten zwar nicht viel von seinem Herrschaftsstil, mussten aber einsehen, dass er sich in seinem Alter wohl kaum noch ändern würde. Früh am Morgen, wenn die Märkte zu neuem Leben erwachten, ging er in aller Eile die Unterlagen durch, traf die notwendigen Entscheidungen und begab sich anschließend zu seinen Gästen, um mit ihnen ein üppiges, reichlich begossenes Mahl einzunehmen. Amasis vergaß die Sorgen, die die Macht mit sich bringt, und ließ es sich so gut wie möglich gehen.
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