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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
Autoren: Christian Jacq
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gleich.«
    »Majestät, trotzdem möchte ich unterstreichen, wie gefährlich …«
    »Die Sache ist erledigt, Henat. Was ist mit der zweiten Geschichte?«
    »Soeben wurde ein grauenhafter Massenmord begangen.«
    Die Miene des Königs verdüsterte sich.
    »Ein Aufstand?«
    »Nein, aber alle Leute, die im Übersetzeramt gearbeitet haben, wurden ermordet. Vielmehr fast alle. Zwei von ihnen blieben verschont. Wir suchen gerade nach ihnen.«
    »Ist der Leiter des Amts unter den Opfern?«
    »Leider ja.«
    Amasis wirkte niedergeschlagen.
    »Ich habe ihn sehr geschätzt. Er war unbestechlich, immer in der Lage, die besten Schreiber zu finden, und leistete tadellose Arbeit. Mit ihm verlieren wir einen wertvollen Mann, einen sehr wertvollen Mann sogar. Wer hat diese schrecklichen Verbrechen begangen und warum?«
    »Richter Gem selbst kümmert sich um die Ermittlungen.«
    Jetzt wurde Amasis ärgerlich.
    »Ich habe ihn wegen seiner Unbescholtenheit zum Leiter des Richteramts ernannt, aber er ist alt, und sein Verstand arbeitet nur noch langsam. Ist er mit einer derart wichtigen Angelegenheit nicht überfordert?«
    »Das müsst Ihr entscheiden, Majestät.«
    »Spiel mir jetzt nicht den Schmeichler, Henat! Ich will deine Meinung hören.«
    »Noch nie zuvor haben wir ein Unglück dieser Tragweite erlebt. Handelt es sich dabei um die Tat eines Irren, geht es um Rache oder ist es ein Angriff auf die Sicherheit des Landes? Bis jetzt habe ich nicht die geringste Ahnung. Richter Gem wird auf seine Art ermitteln, ich tue es auf meine Art. Wir sollten alle Kräfte sammeln, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.«

8
    V erärgert leerte Amasis zwei Kelche Süßwein, ehe er sich zur Königin begab, einer eindrucksvollen Frau, die sehr viel jünger war als er. Die frühere Ladike aus Kyrene hatte den Namen Tanit angenommen, der auf ihre hethitische Herkunft hinweisen sollte. Von liebenswürdigem Wesen, zierlich und vornehm, verzieh sie ihrem Mann seine gelegentlichen Seitensprünge großzügig und gestaltete den vergnüglichen Teil des Hoflebens mit großem Geschick.
    »Kyros ist tot«, berichtete ihr der König.
    »Nun, ein Tyrann weniger! Wer wird sein Nachfolger?«
    »Kambyses, sein Sohn.«
    »Das ist eine schlechte Nachricht.«
    »Warum seht Ihr da so schwarz, Tanit?«
    »Er ist jung, ehrgeizig, ein Krieger … Wird er nicht auf den Gedanken kommen, uns zu überfallen?«
    »Er kennt unsere kriegerische Stärke und wagt es nicht, uns anzugreifen.«
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr Euch auf unser Verteidigungsnetz verlassen könnt?«
    »Phanes von Halikarnassos ist ein hervorragender Heerführer, das könnt Ihr mir glauben! Und unsere Flotte ist den Persern weit überlegen, sie lässt sie nicht bis an unsere Küsten kommen.«
    »Was ist mit dem Landweg?«
    »Unsere Truppen aus erfahrenen griechischen Söldnern werden ihnen den Zugang versperren. Ich versichere Euch: Kein einziger Perser wird auch nur einen Fuß ins Delta setzen! Außerdem ist unser Bündnis mit den griechischen Königtümern und Fürstentümern besser denn je. Ägypten steht keine Gefahr bevor, und Kambyses wird sich damit begnügen, sein großes Reich zu verwalten. Die schwierigen inneren Angelegenheiten werden seine ganze Zeit in Anspruch nehmen. Und dann haben wir ja auch noch unseren lieben Krösus! Er setzt sich bestimmt unermüdlich für unsere Belange ein und wird dem Kaiser eine maßvolle Handlungsweise empfehlen. Ein Krieg ist immer verheerend, Frieden gereicht uns allen zum Vorteil. Oder habe ich dieses Land etwa nicht reich und glücklich gemacht?«
    »Wir alle sind Euch dafür dankbar, Amasis, und kein Mensch will dieses Glück aufs Spiel setzen. Warum aber macht Ihr einen so besorgten Eindruck, wenn Ihr von den Persern nichts zu befürchten habt?«
    »Die amtlichen Übersetzer wurden ermordet.«
    Tanit wollte nicht glauben, was sie gehört hatte.
    »Mörder, hier bei uns, in Sais?«
    »Ja, es handelt sich um einen richtigen Massenmord. Der alte Gem leitet die Untersuchungen.«
    »Ist er denn dazu überhaupt noch in der Lage?«
    »Henat steht ihm zur Seite und ist mit Sicherheit sehr tüchtig. Ich fürchte, es handelt sich um Spitzelei. Wer unsere besten Übersetzer aus dem Weg räumt, stört unsere friedlichen Verhandlungen mit den Nachbarländern. Eine Vielzahl geheimer Schriftstücke ist durch die Hände unseres ersten Übersetzers gegangen, einem überaus fähigen und ergebenen Diener. Jetzt muss ich einen neuen Leiter für dieses wichtige Amt finden, und das
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