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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft
Autoren: Beth Revis
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von der Erde noch die vom Schiff – will mit ihnen arbeiten.
    »Die haben unsere Leute umgebracht«, sagt Tiernan, einer der Männer vom Schiff. Er hat eine Waffe in der Hand, die er einem der toten Soldaten abgenommen hat, und zeigt damit auf die Geländewagen, in denen die Hybriden vorgefahren kommen. »Die haben Junior umgebracht!«
    »Sie haben unsere Leute getötet. Und meine Eltern«, bestätige ich und sehe ihm in die Augen, bis er wegschaut, weil er den Anblick meiner ovalen Iris nicht mehr ertragen kann. »Aber Junior haben sie nicht umgebracht. Junior hat den Tod gewählt. Und er hat es getan, damit wir hier leben können. Mit denen.«
    Eine Gruppe vom Schiff hat sich um mich geschart. Der Himmel ist wolkenverhangen und es ist schwül. Es wird später noch ein Gewitter geben. Aber sie wissen jetzt, was Gewitter sind und dass man sie überlebt. Eine der Frauen legt schützend die Hand auf ihren Bauch, was mich daran erinnert, dass die meisten Frauen schwanger sind. In ein paar Monaten werden in unserem kleinen Dorf Babys zur Welt kommen, die die
Godspeed
nie sehen werden. Ihre Eltern werden ihnen Geschichten von Metallwänden und einem gemalten Himmel erzählen, aber sie werden es nicht begreifen. Weil sie nie in einem Käfig leben werden.
    Sie werden nie wissen, welche Opfer nötig waren, damit sie unter dem weiten unendlichen Himmel leben können.
    »Wir können denen nicht trauen …«, sagt Tiernan, der seine Waffe zwar senkt, aber nicht wegsteckt.
    »Das müssen wir«, sage ich und lege ihm eine Hand auf den Arm. »Wir werden in dieser Welt ohne Hilfe
nicht
überleben. Sieh dich doch um. Wir haben fast nichts. Die Vorräte von der
Godspeed
helfen zwar, aber wir brauchen mehr. Wir brauchen ihr Wissen und Hilfe und Anleitung.«
    »Das gefällt mir nicht«, knurrt Tiernan.
    »Mir auch nicht.« Ich werfe einen weiteren Blick hinter mich und sehe dann an Tiernan vorbei zu den anderen Leuten vom Schiff, die um ihn herumstehen, die Augen weit aufgerissen und mit ängstlicher Miene. »Aber es ist Zeit, das Kriegsbeil zu begraben«, sage ich so laut, dass es alle hören können. »Das hätte Junior so gewollt.«
    Und das ist Juniors wahres Vermächtnis: Seine Leute sind bereit, Frieden zu schließen.
     
    Einige Tage nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags kommt Zane in einem seiner großen Geländewagen vorgefahren. »Ich wollte, dass ihr bei der ersten Behandlung dabei seid«, sagt er.
    Bartie und ich fahren als Abgesandte unserer Kolonie mit. Zane und Chris sitzen uns gegenüber. Die Anspannung ist fast greifbar – nicht nur zwischen uns und ihnen, sondern auch, weil Bartie krampfhaft bemüht ist, mir nicht zu nahe zu kommen. Er wirft mir immer wieder verstohlene Blicke zu, wenn er denkt, dass ich nicht hinsehe, und vergleicht mich mit dem Mädchen, das er bisher kannte.
    Er hält mich jetzt noch mehr für einen Freak als vorher, das merke ich genau.
    Zane hat sein Hauptquartier in einem der Tunnel, in denen die ersten Kolonisten geschürft haben – eine Verlängerung desselben Tunnels, den Junior beim Graben der Latrinen zufällig entdeckt hat. Der Eingang ist durch eine hochmoderne Tür verschlossen, die der des Kommunikationszentrums ähnelt. Zane scannt seinen Daumenabdruck ein und auf dem Schirm erscheint HYBRID . Ich schaue auf meine Hände. Sie fühlen sich nicht anders an, nicht seit die Transformation abgeschlossen ist, aber ich weiß, wenn ich meinen Finger auf diesen Scanner drücken würde, erschiene ebenfalls HYBRID . Nicht Mensch. Nie wieder Mensch.
    Ich frage mich, was Junior wohl über mich denken würde, wenn er noch am Leben wäre. Meine Augen sind jetzt blau und nicht mehr grün und die Iris ist oval. Ich sehe jetzt alles viel klarer und kann viel weiter sehen. Ich spüre, aus welcher Richtung der Wind weht, noch bevor er mein Gesicht berührt; ich kann die Augen schließen und immer noch sagen, wo sich jeder befindet, weil ich sie rieche.
    Junior ist ein Klon, er muss wissen, wie es ist, wenn man sich fragt, ob einem die eigene DNA überhaupt gehört.
    Und dann durchsticht es mich wie ein Pfeil: Junior ist nicht mehr da.
    Etwas in meiner Seele reißt wie eine zu straff gespannte Schnur, aber ich setze trotzdem einen Fuß vor den anderen und blicke stur geradeaus.
    Zane steuert die Labors an – auch wenn sein Hauptquartier in einer stillgelegten Mine liegt, hat er die FRX doch schon lange genug bestohlen, um seine Basis mit so viel Hightech auszurüsten, wie wir sie auf dem
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