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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft
Autoren: Beth Revis
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Generationen infiziert«, berichtet Chris. »Die FRX hat aber nicht mit Leuten wie uns gerechnet – Mutanten, die gegen Phydus immun sind.«
    »Es war klar, dass es irgendwann zu einer Mutation kommen würde«, sagt Zane mit einem Schulterzucken.
    Die Menschen, die kaum mehr sind als seelenlose Wesen, wandern roboterhaft die Straßen entlang. Sie sehen nicht einmal menschlich aus.
    Ich schaue an mir selbst herunter. Meine Muskeln und Knochen schmerzen immer noch von der Substanz, die sie mir gespritzt haben. Wer bin ich schon, darüber zu urteilen, wer menschlich aussieht und wer nicht?
    Zane betrachtet etwas hoch oben, und ich brauche einen Moment, um zu begreifen, dass es ein hoher Pfahl ist, an dem ganz oben Lautsprecher angebracht sind. »Früher waren die ganze Zeit über Leute von der FRX hier«, berichtet er. »Sie haben hier gelebt, bis ein Transport vollständig war, und dann kamen neue Sklaventreiber, bis die nächste Ladung verschickt werden konnte. Jetzt sparen sie sich das. Sie wissen genau, dass sie nur sagen müssen, was sie wollen, und meine Leute tun es.«
    So, wie er das ausspricht –
meine Leute
 –, erinnert es mich an Junior und wie er sich für seine Schiffsbesatzung eingesetzt hat. Ich schlucke den Kloß herunter, den ich plötzlich im Hals habe.
    »Mindestens ein Jahrzehnt lang haben sie ihre Befehle über Satellit gegeben. Das können sie jetzt nicht mehr, aber meine Leute schuften trotzdem weiter.«
    Und ich weiß genau, dass sie weiterarbeiten werden, denn auch ohne die FRX in ihren Köpfen wird das Phydus in ihrem System nicht zulassen, dass sie aufhören. »Die Gegengift-Formel, die Bartie mitbringt, wird funktionieren«, versichere ich Zane.
    Er zuckt mit den Schultern. Anscheinend will er sich keine allzu großen Hoffnungen machen. »Ich bin nur froh, dass die Männer von der FRX nicht mehr hier sind.« Er sieht auf mich herab und zwingt mich, ihm in die Augen zu schauen. »Es war schlimm, als sie hier waren. Manchmal frage ich mich …«
    »Was?«, hake ich nach. Im ersten Augenblick ist mir nicht bewusst, was ich gerade empfinde: Mitgefühl.
    »Ich frage mich, ob Hybriden wie ich nur mutiert sind, weil die Männer von der FRX  …« Er wendet sich ab, denn er kann nicht weitersprechen.
    Das ist auch nicht nötig … ich reibe unwillkürlich meine Handgelenke. Die Frauen, die hier leben, bereits mit Phydus geboren, waren für die Sklaventreiber nichts anderes als lebende Puppen. Männer, die keine Skrupel haben, Menschen in willenlose Roboter zu verwandeln, haben sicher auch kein Problem damit, den Frauen anzutun, was immer sie wollen – Frauen, die nicht einmal daran denken können, sich zu wehren.
    Ich schlucke trocken. Die Vergangenheit kann ich nicht ändern. Aber ich werde nicht zulassen, dass so etwas auf meinem Planeten, in meiner Heimat, jemals wieder passiert.

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73 Amy
    Die Friedensverhandlungen laufen erstaunlich gut. Zane lässt die Formel, die Bartie mitgebracht hat, von seinen eigenen Wissenschaftlern prüfen, und sie sind optimistisch, dass sie funktioniert.
    Trotzdem dauern die Verhandlungen eine Ewigkeit, vor allem, weil ich darauf bestehe, dass alles schriftlich festgehalten, bezeugt und von allen Beteiligten unterschrieben wird.
    »Eines will ich noch klarstellen«, sage ich, als wir fast fertig sind. »Meine Leute sind unabhängig von euren. Wir werden unsere Kolonien nicht vereinen. Wir bleiben unter uns, wählen unseren eigenen Anführer und machen unsere eigenen Gesetze.«
    Zane will etwas sagen, aber Bartie lässt ihn nicht zu Wort kommen – dabei hat er bisher kaum etwas gesagt. Er und die anderen Leute von der
Godspeed
müssen sich noch von ihrem Flug erholen. »Junior hätte es so gewollt«, sagt er.
    Ich betrachte Zane mit gehobenen Brauen und erwarte, dass er meine Forderung ablehnt. Aber das tut er nicht. Er nickt nur, fügt diesen Punkt dem Vertrag hinzu und unterschreibt ihn.
     
    Das Schlimmste war die erste Nacht. Als mir endgültig bewusst wurde, dass ich hier bin und er nicht. Dass ich lebe und er …
    In dieser Nacht habe ich geweint. Ganz allein in einem der Häuser, die die Hybriden nicht zerstört haben, habe ich geweint, bis meine Tränen für immer aufgebraucht waren.
    Jetzt habe ich die ganze Welt, aber ihn habe ich nicht.
     
    Zane steht zu seinem Wort. Am ersten Tag nach unserem Friedensvertrag beauftragt er die Hälfte seiner Hybriden, die Schäden an den Häusern zu beseitigen. Keiner von meinen Leuten – weder die
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