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Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Titel: Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)
Autoren: Michelle Paver
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befand.
    Wütend auf sich selbst, stolperte sie keuchend über die Kiesel, streifte schließlich die Sandalen ab, die ihr ständig von den Füßen rutschten, und lief barfuß weiter.
    Telamon hatte sie noch nicht bemerkt. Er schrie aus Leibeskräften und suchte nach einem Weg die Felsen hinauf zum Wrack. Vielleicht gelang es ihr, sich anzuschleichen, ihn mit einem Stein auszuschalten, den Speer zu packen, irgendwie das Wrack zu erklimmen …
    Telamon packte gerade einen Ginsterbusch, der sich auf halber Höhe an den Felsen klammerte, und zog sich daran hoch.
    »He, du da!«, brüllte Pirra.
    Er drehte sich um und wäre vor Verblüffung beinahe abgestürzt.
    »Hast du nicht schon Unheil genug angerichtet, du hinterhältiges kleines Wiesel?«
    Wutverzerrt schrie er: »Halt dich da raus! Du hast doch keine Ahnung!«
    Fauchend versuchte sie, an den Felsen hochzuspringen, rutschte aber an dem glatten Gestein ab.
    Irgendwo hoch oben schrie Hylas gellend auf. Was ging dort vor sich?
    Trotz des Speeres in der einen Hand hatte Telamon das Wrack inzwischen beinahe erreicht. Pirra schickte eine Handvoll Kiesel hinter ihm her.
    »Verräter!«, schrie sie.
    »Ich will ihm helfen!«, blaffte er.
    »Lügner.«
    Als sie einen Schritt zurückwich, um besser zielen zu können, geriet ein Stein unter ihr ins Rollen. Sie verlor das Gleichgewicht, ging unsanft zu Boden, und die Brandung sprühte ihr eine Ladung Gischt ins Gesicht.
    Noch auf den Knien erstarrte sie und blickte ungläubig auf den Stein, der sie zu Fall gebracht hatte. Telamon, Wind oder Meer waren plötzlich vergessen. Dieser Stein dort neben ihrem Fuß war gar kein Stein.
    Das ist doch einfach unmöglich, dachte sie.
    Aber da lag er und rollte in der Brandung hin und her.
    Die Tritonmuschel bestand aus reinem weißen Marmor.
    Es war dieselbe Tritonmuschel, die sie in der Höhle gefunden hatte.

K ratos kam mit Schwert und Dolch auf ihn zu. Hylas wich seitlich zurück und umklammerte sein nutzloses Stück Tau.
    Vom Strand ertönten Schreie. Er erkannte Telamons Stimme und noch eine zweite. War das Pirra?
    Kratos griff ihn von rechts an und Hylas sprang in die entgegengesetzte Richtung. Aber es war nur eine Finte gewesen, denn nun schnellte Kratos nach rechts, und Hylas musste sich abermals mit einem Sprung in Sicherheit bringen. Der Dolch hatte ihn um Haaresbreite verfehlt. Hinter ihm rollte ein Ruder über die Planken. Er rutschte aus und griff haltsuchend nach dem abgeknickten Mast. Der schwang herum und beförderte Hylas auf die andere Seite des Frachtraums und über das schwarze Wasser tief unter ihm. Als er sich aufrappelte und umdrehte, sah er, dass er das Ende des Wracks erreicht hatte. Unmittelbar hinter ihm ging es hinab in die hungrigen Wellen.
    Kratos rückte unerbittlich näher.
    Draußen auf dem Meer glitt ein schimmernder Körper durch die Wogen.
    Du kannst mir nicht helfen , sagte Hylas stumm. Schwimm schnell weg von hier, sonst geht es dir auch noch an den Kragen.
    Erneut schraubte sich Filos aus dem Wasser empor und ließ sich mit einem nachdrücklichen Platscher zurückfallen. Plötzlich verstand Hylas die Botschaft des Delfins. Spring, ich bringe dich in Sicherheit.
    Es war seine einzige Chance, aber etwas hielt ihn zurück. »Wo ist meine Schwester?«, rief er dem Anführer der Krähen zu. »Was habt ihr mit Issi gemacht? Du tötest mich sowieso, also kannst du es mir sagen.«
    Mit schwarz glitzernden Augen ging Kratos zum Angriff über. Hylas holte mit dem Tau aus und traf die Schwerthand des Kriegers, der vor Schmerz zischend seinen Griff lockerte. Hylas stieß einen gellenden Triumphschrei aus, als das Schwert klatschend in den unter Wasser stehenden Frachtraum fiel.
    Kratos packte die lose Ruderpinne und stieß damit nach dem Jungen wie ein Fischer, der eine Krabbe hinter einem Felsen hervorscheuchen will. Hylas ergriff das andere Ende, was sich als schwerer Fehler erwies. Kratos stieß erneut zu, und der kraftvolle Stoß hätte Hylas beinahe ins Meer befördert.
    Keuchend taumelte er außer Reichweite. Sein Tau hatte er verloren, und etwas anderes, womit er sich verteidigen konnte, war nirgends zu sehen.
    Kratos schleuderte die Pinne beiseite. Der Dolch des Koronos schimmerte in seiner Hand. Eine andere Waffe benötigte er nicht. Hylas fiel auf, dass er den Dolch zur Sicherheit mit einem Riemen am Handgelenk festgebunden hatte.
    Die Hitze konnte Kratos offenbar nichts anhaben, während Hylas nach Luft schnappte und schweißgebadet war. Er würde
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