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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod
Autoren: Jonathan Kellerman
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medienscheu. Gab es Reifenspuren von anderen Wagen in der Nähe?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Also fragst du dich, ob der Mörder mit Mate zusammen hier heraufgefahren ist.«
    »Oder er hat weiter unten geparkt, als wir überprüft haben. Oder keine Reifenspuren hinterlassen - das passiert oft; du weißt, wie selten die Ergebnisse der Spurenermittler einem tatsächlich weiterhelfen. Niemand hat gemeldet, dass er andere Fahrzeuge gesehen hat. Andererseits hat niemand den verdammten Lieferwagen bemerkt, und der hat hier ein paar Stunden herumgestanden.«
    »Was ist mit Schuhabdrücken?«
    »Nur von denen, die den Wagen gefunden haben.«
    »Und die geschätzte Todeszeit?«, sagte ich.
    »Früher Morgen, zwischen eins und vier.« Er warf einen Blick auf seine Timex, deren Glas zerkratzt und angelaufen war. »Mate wurde unmittelbar nach Sonnenaufgang entdeckt - um Viertel nach sechs oder so.«
    »In den Zeitungen stand, die Leute, die ihn gefunden haben, hätten einen Spaziergang gemacht«, sagte ich. »Das müssen Frühaufsteher gewesen sein.«
    »Ein Yuppie-Pärchen mit seinem Hund. Sie sind aus dem Valley hochgekommen, um sich ein bisschen Bewegung zu verschaffen, bevor es ins Büro ging. Sie wollten den Feldweg nehmen und haben den Lieferwagen bemerkt.«
    »Ist sonst niemand vorbeigefahren?« Ich zeigte auf die Straße, in Richtung Encino Hills Drive. »Ich bin früher oft hierher gekommen und kann mich an eine Wohnsiedlung erinnern, die damals im Bau war. Die Häuser dürften inzwischen bezogen sein. Man sollte annehmen, dass um die Zeit ein, zwei Wagen hier vorbeikommen.«
    »Yeah, die Gegend ist bewohnt«, sagte er. »Teure Häuser. Offenbar neigen die Wohlhabenden dazu, auszuschlafen.«
    »Einige der Wohlhabenden sind es durch Arbeit geworden. Wie wär’s mit einem Makler, der sich früh in den Markt einklinken will, oder einem Chirurgen, der unterwegs zu einer Operation ist?«
    »Möglich, dass jemand vorbeigefahren ist und etwas gesehen hat, aber wenn das der Fall war, gibt er es nicht zu. Unsere ursprüngliche Haus-zu-Haus-Befragung hat nichts in dieser Richtung ergeben. Wie viele Wagen hast du gesehen, seit wir hier sind?«
    Keinen einzigen.
    »Ich bin zehn Minuten vor dir gekommen«, sagte er. »Ein Lastwagen. Ende. Ein Gärtner. Und selbst wenn jemand vorbeigefahren ist, musste er den Lieferwagen nicht unbedingt bemerken. Keine Straßenbeleuchtung, also ist es vor Sonnenaufgang stockfinster. Und falls jemand zufällig den Wagen gesehen hat, hatte er keinen Grund, darüber nachzudenken, geschweige denn anzuhalten. Das County hat hier oben bis vor ein paar Monaten irgendetwas gebaut, irgendeinen Entwässerungsgraben oder so was. Trupps von CalTrans haben die ganze Zeit ihre Lkws über Nacht stehen lassen. Ein zusätzlicher geparkter Wagen würde nicht auffallen.«
    »Den Yuppies ist er aufgefallen«, sagte ich.
    »Ihrem Hund ist er aufgefallen. Einer dieser aufmerksamen Retriever. Sie wollten an dem Lieferwagen vorbeigehen, aber der Hund hat rumgeschnüffelt und gebellt. Er wollte nicht mitkommen, also haben sie schließlich einen Blick reingeworfen. Du gehst spazieren, um etwas für deine Gesundheit zu tun, und dann so was. Diese Art Anblick kann einen lange Zeit von seiner Morgengymnastik abhalten.«
    »Schlimm?«
    »Auf jeden Fall nichts, was ich mir als Ansporn zur sportlichen Betätigung vorstellen könnte. Dr. Mate war an seine eigene Maschine angeschlossen.«
    »Das Humanitron«, sagte ich. Mates Etikett für seinen Todesapparat. Stille Überfahrt für glückliche Reisende.
    Milos schiefes Lächeln war schwer zu deuten. »Nach allem, was man so von dem Ding hört, all die Leute, bei denen er es benutzt hat, würde man irgendein Hightech-Gerät erwarten. Es ist ein Stück Schrott, Alex. Sieht aus wie ein Projekt bei einem Physikwettbewerb in der Junior High School, das nie im Leben einen Preis gewinnt. Die Schrauben passen nicht richtig, und alles wackelt. Als hätte Mate es aus Ersatzteilen zusammengeschustert.«
    »Es hat funktioniert«, sagte ich.
    »O ja. Es hat prima funktioniert. Fünfzig Mal. Was ein guter Ausgangspunkt wäre, oder? Fünfzig Familien. Vielleicht war jemand nicht angetan von Mates Art der Reisevermittlung. Damit reden wir von Hunderten möglicher Verdächtiger. Nur haben wir leider große Schwierigkeiten, sie zu erreichen. Anscheinend sind viele von Mates Auserwählten nicht aus Kalifornien - viel Spaß bei der Suche nach den Hinterbliebenen. Das Department hat mir zwei frisch
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