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Gnadenlos (Sara Cooper)

Gnadenlos (Sara Cooper)

Titel: Gnadenlos (Sara Cooper)
Autoren: Petra Richartz
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spendete. Mia legte ihre Arme schützend um sich und zog die Schultern hoch. In der Ecke stand ein Polizist, der starr geradeaus guckte und sie keines Blickes würdigte. Vorsichtig setzte sie sich auf den klapprigen Stuhl und blickte sich ängstlich um. Sie atmete tief ein und kam langsam wieder zu sich, wurde wieder Herr ihrer Sinne. Ihr erster Gedanke war: ein Telefon. Sie hatte das Recht auf einen Anruf. Dann ging die Tür auf und ein Mann im Anzug trat ein. Er war kein Asiate, in Mia keimte sofort Hoffnung auf. Mit ihm würde sie reden können. Sie sprang auf. „Bitte helfen Sie mir. Ich muss meine Eltern anrufen. Wo bin ich?“
    Der Mann musterte sie argwöhnisch, sagte aber nichts. War das Überraschung in seinen Augen? Er hatte markante Gesichtszüge und trug sein Haar streng zurückgekämmt. Er stellte seine Aktentasche neben den Tisch, holte ein paar Unterlagen heraus und legte sie vor sich ab. Während er sich setzte, öffnete er sein Jackett. Seine Bewegungen drückten Entschlossenheit aus. Er fixierte sie, und was Mia in dem schwachen Licht in seinen wachen Augen sah, beruhigte sie keinesfalls. Sie waren kühl, genauso sein Tonfall, als er zu sprechen anhob. „Setzen Sie sich bitte. Mein Name ist Robert White, ich bin Ihr Anwalt. Sie hatten bereits einen Anruf. Sie haben Ihre Eltern angerufen und die haben mich hierher geschickt.“ Sein Kiefermuskel zuckte. Mia überlegte fieberhaft. Sie konnte sich an keinen Anruf erinnern, aber eigentlich konnte sie sich an nichts mehr erinnern, was während der letzten Tage passiert war.
    „Sie meinen, meine Eltern wissen Bescheid, dass ich hier bin?“
    Er nickte. „Ja, Ihre Eltern wissen Bescheid. Und sie wissen auch, dass es nicht gut für Sie aussieht. Und um Ihre letzte Frage zu beantworten, Sie befinden sich in Bangkok.“
    Mia verstand kein Wort. „Was ist mit den anderen?“, fragte sie.
    „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Ich bin Ihr Anwalt und nicht der von den anderen “, antwortete White knapp und schlug die Akte auf. „Und glauben Sie mir, Sie haben im Moment andere Sorgen. Zum Sachstand: Sie wurden mit einer beachtlichen Menge Kokain erwischt und die Behörden gehen davon aus, dass Sie als Drogenkurier arbeiten.“
    Mia riss die Augen auf. „Hören Sie, ich habe nichts mit diesen Drogen zu tun. Das müssen Sie mir glauben!“ Ihre Unterlippe bebte und war schon ganz aufgerissen vom ständigen Draufbeißen.
    White klappte die Akte wieder zu und legte seine gefalteten Hände darauf. „Es spielt keine Rolle, was ich glaube, sondern was das Gericht glaubt.“
    Mias Herz pochte immer schneller. „Gericht? Wie meinen Sie das?“, fragte sie.
    „Ihnen wird ein Prozess gemacht. Ein Prozess wegen Drogenbesitzes und Hehlerei. Ich werde jetzt Ihre Verteidigung vorbereiten.“
    Mia konnte den Mund nicht mehr schließen, sie bekam keine Luft. „Prozess?“ Sie hörte das Zischen ihres eigenen Atems. Sofort schossen ihr Bilder in den Kopf, die sie aus den Medien kannte. White stand auf und ging Richtung Tür. „Ich komme morgen wieder. In der Zwischenzeit überlegen Sie sich genau, was passiert ist. Ich hoffe, die Einzelheiten fallen Ihnen wieder ein. Es ist nicht einfach, als Farang in Thailand freigesprochen zu werden.“
    Mia hörte ihm nur noch halb zu. Bevor er den Raum verließ, drehte er sich noch einmal um. „Mrs Reynolds, in Thailand steht auf Drogenbesitz und Hehlerei die Todesstrafe.“ Das Wort Todesstrafe riss sie aus ihrer Lethargie. Ihr Kopf schnellte zu ihm herum, doch White hatte den Raum schon verlassen.

Kapitel 9
    Bangkok
    Sara schreckte aus dem Halbschlaf hoch, und der Schmerz fuhr wie ein Messerstich in ihren Nacken. Sie war eingenickt. Die Maschine befand sich bereits im Landeanflug auf Bangkok. Sara hasste Flugzeuge – umso mehr, wenn sie fast 24 Stunden darin verbringen musste. Schlagartig wurde ihr der Grund der Reise wieder bewusst. Mia. Sie musste Mia finden. Schnell packte sie ihre Sachen zusammen, klappte den Tisch nach vorne und zog ihren Anschnallgurt fest, um sich für die Landung bereit zu machen. Bangkok lag wie eine Legostadt direkt unter ihr, winzige Punkte krochen die Straße entlang. Sie hatte keine Ahnung, was sie in Thailand erwarten würde, schließlich war sie noch nie hier gewesen. In ihrer Ablage steckte ein Reiseführer, aber sie hatte ihn nur flüchtig durchgeblättert.
    In Thailand war früher Nachmittag, als Sara durch die Passkontrolle ging. Wenig später stand sie am Gepäckband und starrte auf die
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