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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller
Autoren: Michael Lister
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jetzt stirbst.«
    Daniel will ihm sagen, dass alles in Ordnung ist, damit Brian weiß, dass er keine Macht über ihn hat, doch es reicht nur für ein Wort.
    »Frieden.«
    Brian wendet sich vom Fenster ab.
    »Wirklich? Es macht dir nichts aus zu sterben? Wie ist das, wenn du weißt, dass ich Sam und Ben verbrennen werde? Wie ist das, wenn du weißt, dass ich Sam vorher ficken werde, dass ich ihr wehtun werde? Ist das auch Frieden für dich?«
    Daniel schweigt.
    »Du verdienst keinen Frieden. Du verdienst es, zu brennen.«
    »Warum? Warum ich? Warum die anderen?«
    »Wandten sich gegen die eigenen Leute – oder wurden geboren, weil ihre Eltern oder Großeltern das taten. Ergeben sich einfach dem, was ignorant ist, hasserfüllt, rückwärtsgewandt. Sie hassen sich selbst und ihresgleichen und verraten deshalb äußerst verletzliche Menschen, die sie schützen sollten. Es liegt an dem kranken, fehlgeleiteten Sündenpfuhl, der hier als Kultur durchgeht. Aber das sehen die Menschen nicht. Tja, ich zwinge sie dazu. Ich halte sie vor das Kupferbecken, damit sie ihre Gräueltaten sehen. Die Menschen verraten sich selbst und ihre eigenen Leute.
Meine
Leute haben für die gottverdammten Nazis gearbeitet. Das ist unvorstellbar. Undenkbar. Das ertrage ich nicht – ein Verrat, der so tief geht. Das Feuer kommt herab. Und richtet alle.«
    »Wie habe ich –«
    »Du bist der Schlimmste von allen.«
    »Ich?«
    »Ja, zum Teufel, du. Du weißt es besser. Du bist besser. Und was machst du? Du versteckst dich vor der Welt. Stehst du für irgendwas? Tust du was, um zu helfen, zu lehren, etwas zu ändern? Du hast so viele Bücher gelesen und häufst Wissen und Informationen in dir an, und dann machst du nichts damit. Ich habe dir eine Chance gegeben, etwas damit zu machen, aber es ist zu wenig, zu spät. Du wirst brennen wie alle anderen auch.«
    »Aber ich –«
    »Weißt du, wie die Nazis sechs Millionen von uns so effizient umbringen konnten? Durch IBM . Die haben die Lochkartengeräte zur Verfügung gestellt, durch die man die Morde an sechs Millionen Menschen mit Präzision verwalten konnte. Die haben ihre Geräte nicht verkauft, die haben sie vermietet. Die haben sie gewartet. Die wussten, wofür die Geräte benutzt wurden, und haben trotzdem Profit damit gemacht. Die werden behaupten, dass sie für sechs Millionen Tote nicht verantwortlich sind, aber sind sie das nicht doch? Und was ist mit dir? Wie viele gute Menschen sind deinetwegen tot oder leben in der Hölle? Wie Burke schon sagte – für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun. Du hast nichts getan. Die Welt um dich herum gerät ins Wanken, aber du machst dir nicht mal die Mühe, einen Finger zu rühren, deinen winzig kleinen Teil im Kampf gegen die ganze Scheiße zu tun. Und weißt du was? Wenn du nichts tust, gehörst du nicht mehr zu den Guten. Und du wirst brennen.«
    Brian wendet sich wieder ab und betrachtet weiter die Szenerie unter ihnen, während Daniel mühsam versucht, die Streichholzschachtel mit den Fingern der Hand zu öffnen, in der er sie hält. Das wäre schon mit einer funktionsfähigen Hand nicht einfach, doch in seinem augenblicklichen Zustand ist es unmöglich, und die Schachtel fällt hin.
    Er tastet nach ihr, findet sie schließlich und merkt, dass sie sich leichter öffnen lässt, wenn sie auf dem Boden liegt.
    Wenn er die Schachtel oben mit dem Daumen festhält und mit dem Zeigefinger gegen das Ende drückt, geht sie auf.
    Es dauert eine Weile, aber schließlich zieht er ein einzelnes Streichholz heraus.
    Er hält es mit Daumen und Zeigefinger fest und drückt mit den anderen drei Fingern auf die Schachtel.
    Brian blickt auf ihn herab und lacht los.
    »An dir klebt viel mehr Brandbeschleuniger als an mir«, sagt er.
    Es gelingt Daniel, mit der Spitze des Streichholzes über die Schachtel zu streichen, die Reibung schlägt einen Funken – ein winziges Flämmchen, eine kleine Chance.
    Als Brian begreift, was da gerade geschieht, stürzt er sich auf Daniel.
    Daniel wartet, bis das Monster fast bei ihm ist und macht dann eine Bewegung aus dem Handgelenk, die gerade ausreicht, um das Streichholz nach Brian zu werfen.
    Sobald es mit seiner brennstoffgetränkten Kleidung in Berührung kommt, laufen Flammen über Brians Körper, breiten sich aus, lodern, verzehren, verschlingen.
    Die alte Kabine brennt wie Zunder, und bald steht der ganze Ausguck in Flammen. Das Feuer erreicht Daniel, verschlingt sein Hemd, leckt an seinem Fleisch.
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