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Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)

Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)

Titel: Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
Autoren: Carola van Daxx
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Soll-Zahlen und Quartalsabschlüsse und nicht z uletzt um das Überleben der Klinik selbst. Teure Geräte waren angeschafft worden, offene Magnetresonanztomographen, in denen auch beleibtere Patienten oder panische Leute mit Platzangst und ähnlich lästigen Erkrankungen keine Zustände mehr bekommen sollten. Das alles hatte eine Menge Geld gekostet. Jetzt musste das irgendwie wieder reinkommen.
     
    Karsten und seine Kollegen wiesen bald niemanden mehr ab, der zur Beratung in die neu gegründete „Neuropädie“ kam, wie sich die Abteilung jetzt neumodisch nannte.
    Dort kamen vorwiegend solche Fälle an , wie ich es einer war.
    Mir jedoch riet niemand zur Operation. Dr. Sinner, ein niedergelassener Orthopäde, der mich behandelte, meinte nur, das sollte ich mal schön bleiben lassen. In den meisten Fällen regeneriere sich das wieder von selbst, die Bandscheiben würden sozusagen einfach austrocknen. Die Probleme, die ich hätte, seien muskulär oder stresssbedingt, so etwas könnte man nicht einfach wegoperieren. Das gab mir schon zu denken. Aber Dr. Sinner hatte auch nirgendwo Belegbetten und anscheinend keine Kumpels, zu denen er überwies...
    I m Vinzenz-Joseph-Klinikum mussten in der Regel alle „unters Messer“, egal wie. Kasse wurde gemacht und das ging nicht mit ein paar krankengymnastischen Übungen. Hier war die volle Dröhnung erforderlich. An allem wurde gespart, doch nicht, wenn es um Operationen ging.
    Und mein damaliger Lebensabschnittsgefährte operierte auf Teufel komm raus…
     
    *
     
    Wenn ich an den Karsten seiner Studentenzeit denke, dann sehe ich einen großen, schlanken Mann mit längeren, leicht lockigen Haaren vor mir. Total lässig. Er hatte seine Ideale, wollte Menschen von Krankheiten und allerlei Gebrechen heilen und möglichst ein großer Mann im weißen Kittel werden. Mit Titel, versteht sich…
    „ Meine Ideale sind mir lieb und teuer“, sagte er früher immer.
    Aber mit den Jahren wurden nur seine Schuhe immer teurer, zum Schluss ließ er sie extra anfertigen. In England!!!
    Nobel g ing die Welt zugrunde.
    Aber angeblich musste er ja den ganzen Tag auf seinen Füßen gehen und stehen, da war natürlich nichts gut genug. Mit dem hochwertigen Schuhwerk wurde auch die Frisur des angehenden Oberarztes immer akkurater, spießiger, angepasster. Und teurer ebenso. An sein Haupthaar ließ er nur noch einen einzigen Coiffeur, zu gewöhnlichen Frisören ging der Herr ja nicht mehr. Ein Engländer musste es auch noch sein – natürlich! Für die obere Etage des zukünftigen Stars unter der Ärzteschaft gerade gut genug! Dafür musste er auch noch extra nach Wiesbaden fahren (läppische zwei Stunden Fahrzeit, einfache Strecke wohlgemerkt, Stau in der Regel vorprogrammiert!).
     
    Aber seine Härchen wurden trotzdem immer weniger – und dünner. Frei nach dem Grundsatz „Je kürzer die Haare, desto länger die OP-Wartezeiten“. Das könnte man durchaus so nennen. Nur sein Konto wurde kein bisschen dünner.
    Das war das einzige, was richtig dick war an meinem Ex-Karsten. Dem Mann mit den einst hehren Idealen…
     
    Bei mir sah die Sachlage nach Trennung und Rauswurf jedoch ganz anders aus. Mit anderen Worten: klamm!
    Da habe ich dann ganz fix angefangen, noch sparsamer zu leben als vorher. Übung hatte ich ja schon, jetzt musste ich es nur noch zur Perfektion bringen.
    Mein ganzes Geld ausgeben, weil ich krank war und keinen Job mehr hatte? Das kam ja gar nicht in die Tüte !
    Meine Ersparnisse hatte ich schließlich für spätere Weltreisen auf dem Traumschiff vorgesehen oder für sündhaft teure Aufenthalte in Ayurveda-Resorts am Indischen Ozean, vielleicht einmal einen Lebensabend in einem Luxus-Seniorenheim in Thailand. Soweit der ursprüngliche Plan…
    Insofern war ich wenig gewillt, meine sauer abgesparten Euros in profane Lebenshaltung zu investieren.
     
    Also habe ich mich im Studieren von Angebotsblättern und Preisvergleichen geübt, mir Rezepte für Geizkragen heruntergeladen und die gute alte Resteküche kultiviert, bin fortan nicht mehr zum Frisör gegangen, Pony und Pferdeschwanz mussten reichen, und Blond in allen Schattierungen ( 50 Shades of Blond! ) gab’s ja in jedem Drogeriemarkt. Außerdem habe ich mir keine Kosmetikbehandlungen mehr gegönnt, mein Auto, einen schönen silbergrauen Benz, abgemeldet und bei Freunden untergestellt, bin auf mein altes Damenfahrrad umgestiegen (was beim Erstkontakt nach vielen Jahren ganz schön in die Knie gegangen ist…) und zu
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