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Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)

Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)

Titel: Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
Autoren: Carola van Daxx
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wollte.
    Das war ja auch schon mal was wert…
     
    Mich hat das allerdings nur peripher betroffen, ich wohnte ja im Schwesternwohnheim. Und da herrschte ein anderer Grundton, nur um das Wort militärisch hier nicht zu gebrauchen.
    Es gab dort noch sogenannte „Oberinnen“, die hatten aber nichts mit Kellnern, wie wir sie heute kennen, gemein. Sie brachten auch nichts zu trinken, nichts zu essen. Sie brachten es im Großen und Ganzen überhaupt nicht, sie waren eher für schlechte Grundstimmung unter den Schwesternschülerinnen zuständig. Wahrscheinlich war dies auch ihre Kernkompetenz.
    Es handelte sich bei diesen Oberinnen meist um Fräuleins, die ganz im Sinne der Heiligen Elisabeth von Marburg ihr Seelenheil einst in der barmherzigen, aufopfernden Pflege der Kranken gesucht und gefunden hatten. Im Laufe ihrer langen Schwesternkarrieren waren sie aber oftmals zu Drachen mit Häubchen mutiert. Und hier findet das Wort „Sahnehäubchen“ bewusst keine Anwendung mehr.
    Das Motto hieß vielmehr: h arte Schale, noch härterer Kern. Hier hatte Schimmelbildung außerhalb des Schwesternschulunterrichts keine Chance. Insofern war ich also Zucht und Ordnung gewohnt.
    Die Schwestern Oberinnen spielten ihre Macht aus, das war ihr Lebenselixier, besonders die Mutter Oberin, so mussten wir sie korrekterweise ansprechen, hatte es hierin zu einer Art Meisterschaft gebracht…
     
    Nur wenn ich Karsten in seiner WG besuchte, kam ich in Kontakt mit der ungeschminkten Realität: Tellerstapel (schätzungsweise aus den letzten zwei Wochen), angetrocknete Ravioli-Dosen mit Krabbeltieren drin, explodierende Joghurtbecher, Mehlwürmer, die an der Decke hingen oder Bettlaken, die rituell nur zum Jahreszeitwechsel gewaschen wurden. Fasching wurde als Jahreszeit nicht dazu gerechnet.
    „Damit es sich auch lohnt!“, sagte Karsten damals immer. Passende Ausreden hatte er schon immer in petto…
    Das Studium der Mikrobiologie und Hygiene fand jedenfalls nur  in Büchern, Ordnern oder Heften seinen Platz. Oder in der Uni selbst. Ansonsten taten Karsten und seine Kommilitonen so, als würde sie das alles nicht weiter betreffen. 
    Sie stützten sich auf die Aussage ihres Lieblingsprofessors , der in jeder Vorlesung die Weisheit vom „Dreck, der gesund hält“ kundtat. 
    Unsere mehr gefürchtete als geschätzte Frau Mutter Oberin, die hochwohlgeborene Antonie Freifrau von und zu Kreuzfelder , hielt von dieser Theorie nicht allzu viel. Sie hatte eine andere tägliche Lehre: „Wir essen nicht wie die Schweine, also hausen wir auch nicht wie dieselbigen.“
    Ohne diesen Spruch ging gar nichts, wann immer sie einen ihrer gefürchteten Rundgänge durch die Schwesternzimmer machte. Kein Staubkorn war vor ihr sicher, darin war sie allerdings wie ein Trüffelschwein. Sie konnte es geradezu riechen, wenn eine der Schwestern einmal vergessen hatte, irgendwo bis hin zur Keimfreiheit zu putzen.
     
    Manchmal habe ich davon geträumt, dass sie einmal, also nur ein einziges Mal , zu Karsten in die Mediziner-WG käme und dort einen Reinlichkeitstest vornähme. Mit blütenweißen Handschuhen! Seit diesen Träumen wusste ich plötzlich um die Bedeutung eines „inneren Reichsparteitages“…
    In den nächsten Jahren sollten allerdings wenige dieser Parteitage folgen, aber das wusste ich damals noch nicht.
    Es ist nicht immer das Schlechteste, dass die Zukunft ein es der strengst gehüteten Geheimnisse ist…

Vom Speihen der Haubendrachen
     
    Die Unbarmherzigkeit der ursprünglich so barmherzigen Mutter Oberin von und zu Kreuzfelder war jedoch ein absolut offenes Geheimnis in und vor den dicken Mauern des Schwesternwohnheims. Niemand von uns Lernschwestern konnte diesen Drachen mit gestärkter Schwesterhaube leiden.
    Von den Ärzten, die diesen Schwestern ungewöhnlicherweise auch noch unterstellt waren, mochte sie auch niemand wirklich. Wahrscheinlich konnte sie sich selbst auch nicht ausstehen. Und das mit gutem Grund.
    An ihr war nichts, aber auch rein gar nichts Nettes !
     
    Sie war eben eine andere Generation…
    Und als ich im zarten Alter von 19 Jahren zur folgsamen Ler nschwester Theodora wurde, war sie bereits – für meine Begriffe jedenfalls – uralt und dazu noch gritzegrau. Ihre Haare hatte sie ihr Lebtag nie gefärbt, einen Friseursalon höchstwahrscheinlich niemals von innen gesehen. Was an und für sich kein Fehler sein musste, aber in diesem speziellen Fall sicher hilfreich gewesen wäre. Dieses Gritzegrau war nämlich mehr als
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