Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition)
Autoren: Kerstin Hohlfeld
Vom Netzwerk:
rausschmeißen, wenn ich so einen Pfusch wie du abliefern würde. Du kannst froh sein, wenn du ein halbwegs vernünftiges Zeugnis von ihr bekommst.«
    Mir ist hundeelend und mein Liebster dreht noch das Messer in der Wunde um.
    Ich ziehe an seinem Arm, damit er zu mir unter die Decke kommt. Er soll mich streicheln und trösten. Mies fühle ich mich schon von ganz allein. Aber Rob schüttelt genervt meine Hand ab. Dann schnappt er sich ein Handtuch und geht duschen. Mir ist kalt unter meiner XXL-Bettdecke, unter der ich so gern mit ihm kuschele und die für mich allein viel zu groß ist. Mein Leben und der Ruf von Helena Senner sind ruiniert. Ich glaube, es ist besser, wenn ich sterbe. Bevor ich noch mehr Schaden anrichte. Rob scheint mein Tod ja egal zu sein. Aber meine Lila gibt mich nicht so einfach auf.
    »Hier ist dein Kaffee, meine Süße, mit extra viel Zucker«, flötet sie. Sie kommt fröhlich lächelnd in mein Zimmer. So, als wäre nichts geschehen.
    »Danke«, brumme ich. Ich beschließe, mit dem Sterben noch zu warten, bis ich etwas Milchkaffee im Bauch habe. Mein Mund fühlt sich ganz trocken an. Hinter meiner Stirn pocht ein fieser Kopfschmerz. Gierig nehme ich Lila die Tasse aus der Hand und trinke. Meistens bin ich morgens brummig und unausgeschlafen, aber schon nach ein paar Schlucken Kaffee fließen Energie und Lebensfreude durch meinen Körper. Normalerweise. Aber heute nicht. Nach der ersten Tasse geht es mir kein bisschen besser.
    »Du musst jetzt aufstehen«, fordert Lila.
    Ich verschlucke mich beinahe an dem heißen Getränk. »Niemals! Du glaubst doch nicht etwa, dass ich heute zur Arbeit gehe?«, kreische ich entsetzt. »Außerdem ist Samstag.«
    »Betriebsausflug, mein Engel. Schon vergessen?«
    Lila stemmt ihre Hände in die Hüften und betrachtet ärgerlich das Chaos in meinem Zimmer. Sie hasst es, wenn ich ihr nicht beim Aufräumen helfe und in diesem Fall hat sie auch wirklich recht. Die schmutzigen Teller stehen seit gestern Abend auf dem Fußboden, daneben die Schüssel mit dem Wackelpuddingrest, der sich mit der Vanillesoße zu einer unappetitlichen Pampe vermischt hat. Vor meinem Bett liegt die leere Sektflasche. Ich ekle mich vor dem ganzen klebrigen Zeug.
     
    Aber gestern Abend war mir alles egal. Ich wollte nur allein sein und mich unter meiner Decke verstecken. Wann ist eigentlich Rob zu mir ins Bett gekommen?
    Ich kann mich, außer an die Riesenpanne mit meinem Kleid, an nichts erinnern. Kann man von einer halben Flasche Sekt einen Filmriss kriegen?
    Ich überlege, ob ich Lila fragen soll. Aber dann lasse ich es. ›Sag mal, weißt du vielleicht, ob mein Freund letzte Nacht bei mir im Bett war‹? Nein, das ist zu blöd. Wo soll er denn sonst gewesen sein? Außerdem habe ich im Moment ganz andere Sorgen.
    »Ich komme nicht mit«, sage ich trotzig zu Lila.
    Sie stapelt gerade die schmutzigen Teller übereinander. »Was soll das denn heißen?«
    »Ich bleibe im Bett«, beschließe ich. »Sag ihnen, dass ich Kopfschmerzen habe. Du weißt, was passiert, wenn ich Annemarie und Nora unter die Augen trete.«
    Schon der Gedanke an die hämischen Kommentare der Kolleginnen versetzt mich in Angst und Schrecken. Sie werden mich gnadenlos zum Heulen bringen. Da hilft auch kein süßer Kaffee mehr. Kaum denke ich ans Weinen, da geht es auch schon los.
    »Ich gehe nicht«, jammere ich und ziehe mir die Decke über den Kopf.
    »Aber du musst«, sagt Lila schonungslos. »Du kannst dich jetzt nicht verstecken wie ein bockiges Kind.«
    Und ob ich das kann.
    »Sieh deinem Schicksal ins Auge.«
    »Du klingst schon wie Annemarie«, schniefe ich.
    »Nun trink noch eine Tasse Zuckerbrühe, dann wird es schon gehen.« Lila hebt meine Decke hoch, guckt mich kopfschüttelnd an und gibt mir ein Taschentuch. Sie ist wie meine Mutter. Die hat auch immer was zum Schnäuzen in Reichweite.
    »Ich bin so blamiert.«
    »Wenn du willst, entschuldige ich dich für einen Tag«, bietet Lila an. »Aber denk mal nach! Was soll das bringen, außer dass du das ganze Wochenende im Bett rumhängst und jammerst?«
    Wir haben zusammen mit den Kolleginnen einen Ausflug ins Berliner Umland geplant – mit der Draisine auf einer stillgelegten Bahnstrecke, Picknick inklusive. Eigentlich habe ich mich seit Wochen darauf gefreut.
    Ich denke über Lilas Worte nach. Dann nicke ich zaghaft. Sie hat recht. Genauso gut kann ich gleich heute vor Frau Senner und Co treten. In den nächsten Tagen werden sie, so oder so, die Schnäbel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher