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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall
Autoren: Marian Keyes
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so jung und kommt zu dem Schluss, dass John Joseph besser für sie ist. Sie heiraten also, und er importiert sie nach Irland. Aber Zeezah lässt Sie nicht in Ruhe, richtig? Sogar in ihren Flitterwochen gesteht sie Ihnen, sie habe mit der Heirat einen schrecklichen Fehler begangen. Daraufhin sind Sie sogar nach Rom geflogen. Aber Zeezah ist bei John Joseph geblieben. Alle kommen nach Irland zurück, und Zeezah und Sie treffen sich weiter. So wie es aussieht, sind Sie ein anständiger Typ. Der Betrug nagt an Ihnen. Jeden Tag sind Sie mit John Joseph bei den Proben zusammen, und es wird Ihnen alles zu viel – die Schuldgefühle, die Wut. Außerdem neigen Sie zu Depressionen. Liege ich einigermaßen richtig?«
    »Ganz richtig.«
    »Dann hören Sie, dass Zeezah schwanger ist. Es besteht die gute Chance, dass Sie der Vater sind. Möglicherweise weckt das Erinnerungen an die schreckliche Zeit, als Ihre Frau schwanger war und herauskam, dass Shocko O’Shaughnessy der Vater war. Sie sind sehr … unglücklich. Oder, um es mit Ihrem Wort zu sagen, Sie sind selbstmordgefährdet. Deshalb rufen Sie am Donnerstagmorgen Ihren Arzt an, Ihren …« Ich hustete diskret, ich wollte nicht andeuten, dass er verrückt war, schließlich war ich selbst ja auch nicht ganz richtig im Kopf. »… Ihren Psychiater, und der rät Ihnen hierherzukommen, in diese Klinik, und obwohl ein Bett so schwer zu bekommen ist wie eine Parklücke am Heiligabend, verspricht er, alle Hebel in Bewegung zu setzen, und dass jemand sich umgehend mit Ihnen in Verbindung setzen würde, sobald es eine gute Nachricht gebe. Sie werden angerufen, das Krankenhaus schickt einen Fahrer, der Sie abholt – Digby, es ist doch Digby, oder?«
    Er nickte.
    »Sie werfen ein paar Sachen in eine Tasche, Medikamente brauchen Sie nicht einzupacken, davon gibt es hier reichlich. Digby fährt vor, Sie kommen aus dem Haus, verstauen Ihre Tasche im Kofferraum und laufen noch einmal zurück ins Haus, um etwas zu holen, was genau, weiß ich nicht …« Dann, in einem Moment der Erleuchtung, wusste ich es plötzlich. »Ihre Gitarre, stimmt’s?«
    »Stimmt.« Er war offenkundig beeindruckt. Ich auch, um ehrlich zu sein.
    »Digby fährt Sie zum Krankenhaus, und da sind Sie.«
    »Genau so ist es gewesen.«
    »Und was ist das Passwort für Ihren Computer?«
    »Raten Sie doch.« Konnte sein, dass er lächelte.
    Plötzlich kam ich mir furchtbar dumm vor. Ich wusste es. Sie hatte es mir selbst gesagt. »Doch nicht etwa … Zeezah, oder?«
    »Natürlich Zeezah.«
    Am ersten Abend, als ich sie in der mittelalterlichen Ritterhalle kennengelernt hatte, war es ihre Idee gewesen, dass Zeezah das Passwort sein könnte, und ich hatte angenommen, es sei ein Fall von Egomanie. Sie hatte es nicht gewusst, nicht wirklich gewusst (sonst hätte sie es mir gesagt, denn ihr war es ebenso wichtig wie den anderen, dass Wayne gefunden wurde), sie meinte es eher als Scherz. Aber, wie ich immer wieder gesagt habe, in allem, was die Menschen sagen, ist ein Körnchen Wahrheit, auch wenn sie es selbst nicht wissen.
    »Und der Code der Alarmanlage? Null-acht-null-neun?«
    »Mein Geburtstag«, sagte er. »Achter September.«
    Ich runzelte die Stirn. »Es heißt immer, man solle nicht das Geburtsdatum nehmen, es sei zu offensichtlich.« Ich brach ab. War vielleicht keine gute Idee, seinen Ängsten neue Nahrung zu geben. Schnell wechselte ich das Thema und sagte: »Ich bewundere Ihr Haus.«
    »Dann sind Sie die Einzige. Alle anderen sagen, es sei rich tig deprimierend. Sie haben was gegen die Farben.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst! Das sind Holy-Basil-Farben. Sie sind fantastisch!«
    Plötzlich fügte sich alles zusammen. Was sagte es über einen Mann aus, der sein Schlafzimmer in Schorf , Schimmel und Gemetzel streicht? Dass er an Melancholie leidet, oder? Kein Wunder, dass ich mich in seinem Haus so wohlgefühlt hatte.
    »Noch eins«, sagte ich. »Was weiß Ihre Familie? Ihre Mut ter, Connie?«
    »Alles.«
    »Dass Sie hier sind?«
    »Natürlich. Sie sind meine Familie.«
    »Auch Ihr Bruder in Upstate New York?«
    »Ja.«
    »Aber Ihre Mutter hat mich am Sonntag angerufen und gefragt, ob ich Sie gefunden hätte.«
    Er nickte. »Sie war hier bei mir, als sie angerufen hat. Sie fand, wir würden Sie am ehesten von uns fernhalten, wenn sie alle so taten, als ob sie keine Ahnung hätten und sich riesige Sorgen machten.«
    Mann! »Sie hat nur so getan? Sie hat gespielt?«
    »Sie hat es meinetwegen getan.«
    »Also … ich zolle
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