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Glücksboten

Glücksboten

Titel: Glücksboten
Autoren: Katie Fforde
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gelang es ihr, jede Anrede zu vermeiden.
    Sie wurde in ihr Zimmer geführt, ein großes Schlafzimmer im ersten Stock mit Fenstern an zwei Seiten.
    »Das wird von jetzt an dein Zimmer sein, Kind«, hatte Kitty gesagt. »Meine anderen Gäste können den Dachboden nehmen. Wenn du während der Ferien bei mir wohnst, brauchst du einen Raum, der grundsätzlich dir gehört. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dir viel Spaß machen wird, bei einer alten Dame wie mir zu wohnen, aber deine Mutter meinte, es wäre niemand sonst da, dem sie dich anvertrauen würde.«
    Später fand Perdita heraus, dass Kitty eine ganze Menge einzuwenden hatte gegen Internate und gegen Eltern, die ihre Karriere über ihre Familien stellten, aber am Anfang hatte sie sich jeglichen Kommentars enthalten.
    Obwohl sie keine eigenen Kinder hatte, wusste Kitty instinktiv, wie sie Perdita das Gefühl vermitteln konnte, bei ihr zu Hause zu sein. Wahrscheinlich eher, so überlegte Perdita, weil sie keine Kinder hatte. Sie behandelte Perdita einfach wie eine Erwachsene, die ein wenig verhätschelt werden musste. Die Frage der Anrede wurde sehr schnell geklärt, als sie einander Gute Nacht wünschten. Perdita fing mit dem »Tante« an, und Kitty brachte sie sofort zum Schweigen. »Nenn mich Kitty, Liebes. Alle meine Freunde tun das, und ich glaube, wir werden sehr gute Freunde werden.«
    Seit jener ersten Begegnung waren viele Jahre verstrichen, und die Liebe zwischen ihnen war gewachsen und gediehen. Nach dem Scheitern von Perditas Ehe hatte ihr erster Instinkt sie zu Kitty geführt, die nicht lamentiert hatte: »Ich hab es dir ja gesagt«, obwohl sie Perdita davor gewarnt hatte, einen Mann zu heiraten, den sie erst so kurze Zeit kannte. Sie hatte lediglich verkündet: »Männer sind Mistkerle!«, und ihr einen ordentlichen Drink in die Hand gedrückt.
    Jetzt hatte sich das Gleichgewicht ein wenig verlagert, und sie sorgten beide füreinander.
    »Also, was gibt es Neues in der Welt?«, fragte Kitty, als sie zwei Schüsseln mit Tomatensuppe aus der Dose und einen Teller mit Brot und Butter auf den Tisch gestellt hatte. »Du kannst es mir erzählen, während ich uns Sherry nachschenke. Du kannst ja zu Fuß nach Hause gehen, wenn du dir wegen ›Alkohol am Steuer‹ Gedanken machst.« Sie wählte diese Worte mit dem ganzen Spott eines Menschen, der keinen Führerschein besaß, aber dem Alkohol recht stark zusprach, ganz so, als wäre »Alkohol am Steuer« eine Erfindung der Presse.
    Perdita schüttelte den Kopf. »Nein, ich muss den Wagen nach Hause bringen. Er macht wieder mal Mätzchen.«
    »Schon wieder? Warum erlaubst du mir nicht, dir einen neuen zu kaufen ...«
    »Das haben wir doch alles schon besprochen. Also, ich erzähle dir, was heute Morgen passiert ist.« Perdita wäre es lieber gewesen, Kitty mit der Neuigkeit zu verschonen, aber sie war keineswegs Kittys einzige Informationsquelle, sodass die ältere Dame es am Ende ohnehin erfahren würde. Und für Perdita war es besser, wenn sie sie persönlich ins Bild setzte. »Enzo arbeitet nicht mehr im Grantly House!«
    »Michael Grantly wusste eine gute Sache noch nie richtig zu schätzen. Ich fand, dass Enzo ein vorzüglicher Koch war. Jedenfalls an seinen guten Tagen.«
    »Genau! Und du wirst niemals erraten, wer an seine Stelle getreten ist!«
    »Dann erzähl es mir einfach. Du scheinst das ja sehr aufregend zu finden.«
    Perdita konzentrierte sich darauf, einen möglichst heiteren Tonfall anzuschlagen. Es war ein echter Schock für sie gewesen, Lucas an Enzos Stelle vorzufinden, aber sie wollte Kitty nicht aufregen. »Also! Es ist eine Riesenüberraschung.«
    »Wirst du es mir dann endlich erzählen? Oder werde ich ins Grab gehen, ohne deine Neuigkeit erfahren zu haben?«
    »Es ist Lucas! Lucas Gillespie! Mein Exmann!«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen. »Ich weiß ganz gut, wer Lucas Gillespie ist, Liebes. Aber er ist kein Koch, er ist Börsenmakler.«
    »Jetzt ist er Chefkoch. Anscheinend. Ronnie hat mir erzählt, dass Michael Grantly ihn in Frankreich entdeckt und daraufhin Enzo gekündigt hat, damit Lucas Grantly House in sämtliche Gourmet-Restaurantführer katapultieren kann.«
    Kitty runzelte die Stirn. »Nun, du scheinst ja sehr glücklich darüber zu sein, aber ich sehe da keinen Grund zum Jubeln.«
    »Natürlich bin ich nicht direkt glücklich darüber. Aber ich stehe auch nicht unter Schock. Immerhin liegt unsere Trennung Jahre zurück, und dank deiner Hilfe bin ich jetzt eine
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