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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Feuer. Ich werde es auf sie schleudern, während du hindurchgehst. Wenn die Temperatur tief genug ist, bleibt der Schnee für kurze Zeit von allein.«
    »Schön. Dann wollen wir, ehe sie durchs Tor bricht.«
    Hyultif schloß die Augen und fuhr damit fort, sich zu wiegen und vor sich hin zu murmeln. Jay beobachtete den Regen, der an dem Baumstumpf herablief, welcher die andere Seite des Tores bildete. Es war Wasser, und es blieb Wasser, und sie begann schon zu glauben, daß Hyultif seine Fähigkeiten übertrieben hatte. Dann, ganz plötzlich, wurde aus dem Zischen des Regens das Donnern von Hagel, gemischt mit eisigem Regen und einem Wirbel von Schneeflocken.
    Aidris schrie frustriert auf und starrte zum Himmel empor. »Was, bei allen Dämonen des Spalts, soll das bedeuten?«
    Jay zog ihr Schwert. »Ja.«
    Der Schnee wurde dichter, und auch Eis und Hagel fielen weiter. Geisterhafter Wind heulte durch den Wald, formte die Flocken zu Spiralen und dichten Schwärmen. Grüne Blätter und tote Zweige, die von den Hagelkörnern abgerissen wurden, bildeten einen zweiten Vorhang, der die Sicht noch weiter verringerte. Das Tosen von Wind und Hagel und Eisregen verschluckte Aidris’ wütendes Geschrei, und der immer dichter fallende Schnee machte sie unsichtbar.
    »Jetzt das Tor«, sagte Jay, und Hyultif schlug die Augen auf.
    »Oh, gütiger Himmel«, murmelte er. »Das hatte ich nicht erwartet.« Dann stahl sich ein Lächeln auf seine Schnauze, und seine nadelspitzen Zähne glitzerten. »Aber natürlich! Jedesmal, wenn sie ihre Konzentration verlor, brach ihr Zauber zusammen, aber die Energie konnte nirgendwohin. Sie war einfach da draußen und baute sich immer weiter auf.« Er rieb sich die Pfoten. »Oh, wie schön. Die Schlange hat sich in ihren eigenen verdammten Schwanz gebissen.«
    »Das Tor«, wiederholte Jay.
    Hyultif nickte, und Jay sah, wie das Innere des Tores in einem warmen, goldenen Licht zu glühen begann. Das hatte sie vergessen. Der goldene Schimmer würde auch auf der anderen Seite zu sehen sein - vielleicht sogar durch Hyultifs Schneesturm. Wahrscheinlich sogar.
    »Sie wird wissen, daß ich komme. Beeil dich mit dem Feuer, oder ich bin tot, ehe ich sie erreichen kann.«
    »So schnell ich kann.«
    Jayjay hatte ihr Schwert in der rechten Hand, den Dolch in der linken. Sie kletterte in die Gabelung des Torbaums, wo sich die beiden Hauptstämme teilten, und blieb dort hocken. Sie beschloß, geduckt hinauszuspringen, nach links abzurollen und neben der Schutzherrin auf die Beine zu kommen. Vielleicht würde das reichen, um zu überleben.
    Vielleicht.
    Schnee, Eisregen und Hagel trommelten weiter gegen die unsichtbare Barriere zwischen ihr und Aidris. Dann, ohne Vorwarnung, traf das Unwetter sie. Blind sprang Jayjay los und rollte sich ab. Heftig blinzelnd kam sie auf die Füße und drehte sich in die Richtung, wo sie die Schutzherrin vermutete.
    Sie konnte nicht das geringste sehen.

KAPITEL FÜNFUNDSECHZIG
     
    Hyultif konnte es kaum glauben, daß ihm ein solch gewaltiger Schneesturm gelungen war. Er überlegte, ob er auch ein genauso eindrucksvolles Feuer zustande bringen könnte, überlegte, ob die verirrte Magie der Schutzherrin eine Feuersbrunst ebenso nähren konnte wie das Unwetter. Als das Tor zufiel und Aidris noch für eine Weile wirksam ausgeschlossen war, begann er mit dem Feuerzauber. Doch ehe er ihn loslassen konnte, hörte er schnelle, verstohlene Schritte hinter sich. Er fuhr gerade noch rechtzeitig herum, um zu sehen, wie sein Onkel mit einem schweren Hammer auf seinen Kopf zielte.
    Hyultif schrie auf und sprang zur Seite. »Onkel! Nein! Wir können die Schutzherrin noch immer besiegen. Nicht!«
    Er duckte sich, als Callion, über dessen Gesicht Blut rann, schnaubte und erneut mit dem Hammer ausholte. »Du hast dich eingemischt, Bursche!«
    »Aber die Omen, Onkel. Ich habe die Omen geprüft, und wenn du an deinem Plan festgehalten hättest, wäre es unser Untergang gewesen. Du hättest nicht gewinnen können!«
    Callion machte einen Satz nach vorne und schwang den Hammer, der schwere Metallkopf pfiff an Hyultifs Ohr vorbei und traf ihn schwer an der Schulter.
    Hyultif hörte Knochen brechen, während er zu Boden stürzte. Er schrie und trat um sich, um seinen Onkel loszuwerden. Er rollte sich auf die rechte Seite, und mit dem unverletzten Arm stieß er sich hoch. Sein linker Arm hing nutzlos herab.
    »Deine Omen sind mir egal! Ich hätte gewinnen können!« Callion schwang den Hammer erneut, aber
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