Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glauben Sie noch an die Liebe

Glauben Sie noch an die Liebe

Titel: Glauben Sie noch an die Liebe
Autoren: Jan Philipp Burgard , Justus Bender
Vom Netzwerk:
Geschichten, es gibt ein Verlangen, eine Sucht. Aber es kommt der Moment, wo es nicht mehr um Mann und Frau geht, sondern um Abwicklung, um Arrangement. Dann fängt es an, nach ranziger Socke zu stinken, und dann ist man auch so unehrlich und hält sich nicht etwa die Nase zu. Nein, das tut man nicht. Man parfümiert die ganze Geschichte, mit einem Kind, mit teuren Gegenständen, die man kauft, man parfümiert mit Urlaub. Die Scheiße stinkt, und man sprüht mit einer riesengroßen Sprühflasche den Duft überallhin.
    Und was ist die Lösung?
    Sage ich euch gleich, erst gebe ich meine Bankverbindung durch, wenn ich euch schon glücklich machen soll. Nein, die Lösung ist: Man muss in verschiedenen Schritten auf die Fresse fallen. Mit der Frau seines Herzens zusammenziehen, heiraten, das ist an sich überhaupt kein Fehler. Oder das andere, was ich liebe, was andere lieben: unbeständig sein. Entweder eine Wochenendbeziehung haben oder immer wieder Affären haben – egal, was man macht, man fällt auf die Fresse.
    Aber was ist die Lösung, um nicht auf die Fresse zu fallen?
    Die Lösung ist die Abschaffung der Unehrlichkeit. Wir langweilen die Frauen mit unserer Unehrlichkeit. Die Probleme beginnen in dem Moment, in dem man unehrlich ist und denkt, sich zivilisiert verhalten zu müssen. Wir wollen ja nicht Harmonie, wir wollen nicht die völlige Auflösung der Gegensätze. Doch ab diesem Punkt langweilt man sogar die Frau, die zwar sanft und schüchtern ist, aber subtil Signale aussendet, die wir übersehen. Wenn jemand zu uns kommt und sagt: »Du hast so eine blöde Fresse, ich kann dich nicht leiden«, dann verstehen wir das. Dann verstehen wir: »Er mag mich nicht.« Aber wenn eine Frau, mit der wir zusammengezogen sind oder mit der wir uns verlobt haben, sich ab und zu mal nach einem anderen Mann umsieht, dann merken wir das nicht. Wenn ich selber nicht so oft auf die Fresse gefallen wäre, wenn ich mich nicht als ahnungslos ansehen würde, und das ist keine Koketterie, dann könnte ich nicht so frei reden. Aber irgendwann ist Schluss mit der Unehrlichkeit.
    Wie genau soll denn die »Abschaffung der Unehrlichkeit« aussehen?
    Ich bin, das vorneweg, einer, der keinen Schimmer hat, der keine Regeln aufstellen kann, der rechts und links immer eine gedonnert bekam, der oft auch verlassen worden ist. Aber ich habe es nicht dazu kommen lassen, etwas weiterzumachen, was schon tot war. Ich kann das für mich klar äußern: Ich habe den Verdacht, dass das, was ich für mich äußere aufgrund meiner Betrachtungen und Alltagsbeobachtungen, nicht nur für mich gilt. Es gibt keine allgemeine Regel, aber jeder für sich kann nicht vage, sondern ganz deutlich sagen, was er auf Dauer nicht dulden mag. Der eine mag verschmuste Abende, ich hasse so was. Der eine hasst Beständigkeit, der andere hasst die Unbeständigkeit, aber Gift ist doch die Harmonie. Wenn man sich einrichtet und glaubt, das ginge eine Weile gut, und tatsächlich geht es eine Weile gut, dann wird die Maulschelle, die man irgendwann bekommt, umso heftiger ausfallen. Also, seid ehrlich und scheißt auf den Haussegen.
    Aber wer sich nicht hier und da zurücknimmt und Kompromisse eingeht, riskiert einen Dauerstreit. Das kann doch auch nicht das Ziel sein, oder?
    Das Ziel ist ja auch nicht die Überwindung der Fremdheit zwischen Mann und Frau. »Wir verstehen uns so toll.« Ja wie? Bin ich der beste Freund? Ich will mich nicht mit einer Frau toll verstehen, was soll denn das? Viele Leute, die mehr als einen Löffel Grips in der Birne zu haben glauben, besuchen eine Universität und wandern dann in alle möglichen Sektoren ab. Nur nehmen sie viel aus der studentischen Kultur mit, unter anderem auch dieses Mann-Frau-Ding. Aber was man an der Uni erlebt ist Mädchen – Junge. Die Mädchen mit ihrer hohen Piepsstimme und die Jungs mit ihrer Ponysträhne in der Fresse wollen immer lange aufbleiben, das macht sie munter. Aber diese Pseudomunterkeit kannst du doch nicht hinüberretten in das Leben und glauben, das Harmonisieren sei toll.
    Haben Sie denn irgendwann mal die Harmonie ausprobiert?
    Ja, mit einer Frau war ich drei Jährchen zusammen. Morgens war ich aufgeregt wie ein Kind. Wenn ich morgens aufstehe und mich im Spiegel angucke, muss ich schreien vor Angst. Aber wenn sie aufwachte – wie schön sie war, wie heiß war ihr Körper! Ich kann nicht kochen, aber Spiegeleier, irgendetwas habe ich immer gemacht. Ich wollte ihr gefallen. Was habe ich nicht alles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher