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Glaub an das Glück, Madeline

Glaub an das Glück, Madeline

Titel: Glaub an das Glück, Madeline
Autoren: JESSICA BIRD
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werden.
    Ein paar Meilen hinter der Stadt kam sie schließlich zu den beiden Steinsäulen, die die Einfahrt zum Maguire-Anwesen markierten. Auf der Bronzeplatte war der Name in altenglischen Buchstaben eingraviert.
    Langsam steuerte sie den Wagen durch die Baumallee, die zum Haus führte, und ihr wurde bewusst, wie fest sie das Lenkrad umklammert hielt.
    Entspann dich, versuchte sie sich zu beruhigen. Es wird alles gut gehen.
    Sie atmete ein paar Mal tief durch und konzentrierte sich auf die wunderbare Landschaft, die sie umgab. Über ihr formten die ausladenden Ahornbäume einen grünen Tunnel. Durch die Blätter fiel vereinzelt Sonnenlicht, das die Straße und Wiese daneben mit goldenen Tupfen versah.
    Was für ein schönes Gelb, dachte sie. Wie Spikes Augen.
    Verflixt, jetzt war es schon wieder passiert. In letzter Zeit musste sie ständig an ihn denken, meist, wenn sie es am wenigsten erwartete. So wie jetzt. Oder kurz vor dem Einschlafen.
    Wenn sie nur ein bisschen mehr Zeit miteinander gehabt hätten … Aber das hätte wohl auch nichts gebracht. Er stand auf Frauen wie die Livingston-Schwestern, das war auf der Party ja offensichtlich gewesen.
    Trotzdem hoffte sie, ihn irgendwann wiederzusehen. Vielleicht auf Alex’ und Cassandras Hochzeit, wenn ihr Regattaplan das zuließ.
    Vor ihr tauchte das Haus auf, in dem sie ihre Kindheit verbracht hatte – ein wuchtiger Kasten aus roten Ziegelsteinen und weißen Säulen mit fünfundzwanzig Zimmern auf einem riesigen Grundstück. Ihr Vater hatte es gekauft, als er mit der Supermarktkette Value Shop in den siebziger Jahren an die Börse gegangen war, und selbst in dieser wohlhabenden Gegend wirkte es protzig.
    Der Rasen hatte ihr immer gut gefallen, weil man darauf barfuß laufen konnte. Der Rest ließ sie kalt. Die ganze durchgestylte Pracht wirkte auf sie wie eine Fassade, hinter der ihre Familie die seelischen Abgründe versteckte.
    Sie suchte sich auf der runden Auffahrt einen Parkplatz, nahm ihre Sporttasche vom Rücksitz und stieg aus. Vor Aufregung bekam sie fast keine Luft mehr. Verdammt, wieso ließ sie sich von dieser Umgebung so einschüchtern?
    Bewusst straffte sie die Schultern, richtete sich auf und ging mit festen Schritten zur Tür.
    Den Butler, der ihr öffnete, kannte sie nicht, aber er trug dieselbe gestreifte Uniform wie seine Vorgänger. Auch eine der Traditionen ihres Vaters, die Richard offenbar beibehalten hatte.
    „Sie wünschen?“, fragte der Mann. Er wirkte in seiner Aufmachung wie ein Schauspieler, aber nicht unfreundlich.
    „Ich bin Richards Halbschwester Madeline. Madeline Maguire.“ Fast war sie versucht, ihm ihren Ausweis zu zeigen.
    „Oh – ja, Sie werden erwartet.“ Offenbar hatte er sich Richards Halbschwester anders vorgestellt. „Darf ich Ihre Tasche auf Ihr Zimmer bringen?“
    „Danke. Hat das Abendessen schon begonnen?“
    „Ja.“ Er nahm ihr die Tasche ab, hielt dann inne. „Vielleicht möchten Sie sich noch umziehen, bevor Sie hineingehen?“
    „Nein.“ Sie war sowieso schon zu spät dran. „Trotzdem danke.“
    Jetzt musste sie also in die Höhle des Löwen. Vom Geräuschpegel, der aus dem Esszimmer drang, schätzte sie die Dinnergesellschaft auf etwa zwanzig Personen – das war die Anzahl der Gäste, die auch ihr Vater bevorzugt hatte.
    Als sie durch die Flügeltür ins Esszimmer trat, blickte Richard ihr von seinem Platz am Kopfende des Tisches entgegen.
    Er hatte sich nicht verändert. Er war genauso blond, braun gebrannt und schlank wie bei ihrer letzten Begegnung, und noch immer war sein Blick durchdringend und eisig.
    Während die Gespräche am Tisch verstummten, musterte er sie von Kopf bis Fuß, und sein angewiderter Gesichtsausdruck zeigte deutlich, was er von ihrer Aufmachung in Poloshirt und Kakihosen hielt.
    Mad verspürte den dringenden Wunsch, zum Auto zurückzulaufen und Reißaus zu nehmen. Stattdessen riss sie sich zusammen und betrachtete abwartend die anderen Gäste. Sie waren ordentlich in Pärchen am Tisch aufgereiht, alle exquisit gekleidet und perfekt frisiert. Und sie wirkten entsetzlich langweilig.
    „Tut mir leid, dass ich zu spät komme“, sagte sie in die Runde.
    „Der Verkehr war sicher schrecklich“, erwiderte Richard glatt. Er machte eine Kopfbewegung zu einem leeren Stuhl zu seiner Rechten. „Du sitzt hier.“
    Unter den Blicken und dem Gemurmel der Gäste ging sie den langen schmalen Raum entlang zum anderen Ende der Tafel. Wie das hässliche Entlein, das sich in eine Misswahl
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