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GK470 - Die Teufelsschlange

GK470 - Die Teufelsschlange

Titel: GK470 - Die Teufelsschlange
Autoren: A.F.Morland
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schlich nicht mehr so apathisch durch das Haus, wie er es die Tage davor getan hatte, weil er nach wie vor um Roxane, die Hexe aus dem Jenseits, trauerte, die er im Reich der grünen Schatten verloren hatte.
    Er beteiligte sich wieder an den Gesprächen und war wieder etwas lebhafter.
    Wir saßen im Wohnzimmer. Ich hielt ein Glas Pernod in der Hand. Draußen herrschte kaltes, klares Spätherbstwetter. In den Morgenstunden war ein Sturm über London hinweggebraust, der uns aus tiefstem Schlaf gerissen hatte. Er hatte geheult und georgelt. Im Radio war davon die Rede, daß er Häuser abgedeckt hatte und daß es in der Stadt einige Verletzte durch umstürzende Bäume und fallende Kräne gegeben hatte.
    Vicky Bonney betrat den Raum. Sie trug eine weiße Seidenbluse und modische Kniebundhosen. Die Schriftstellerin setzte sich neben mich und ließ mich lesen, was sie geschrieben hatte. Sie gab sehr viel auf mein Urteil.
    Während ich las, nahm sie mir das Pernodglas aus der Hand und trank von der goldenen Flüssigkeit.
    Vickys Werke wurden in acht Sprachen übersetzt und turnten auf unzähligen Bestsellerlisten herum. Ein Buch war sogar schon in Hollywood verfilmt und zu einem Kassenschlager geworden.
    Einen zweiten Streifen, zu dem Vicky - wie beim ersten - wieder das Drehbuch geschrieben hatte, befand sich in Vorbereitung.
    Genau genommen tat Vicky nichts anderes, als das niederzuschreiben, was ich erlebt hatte, und während ich die Seiten überflog, die sie mir zum Durchlesen gebracht hatte, wurden in mir Erinnerungen wach. Ich erlebte noch einmal das Grauen und die Angst, die mich damals fest im Griff gehabt hatten, und ich dachte unwillkürlich: Eigentlich grenzt es an ein Wunder, daß du immer noch lebst. Was du schon alles hinter dich gebracht hast.
    »Ist es so authentisch?« erkundigte sich Vicky, nachdem ich ihr die Blätter zurückgegeben hatte.
    »Ja«, bestätigte ich. »Und es packt einen, geht einem regelrecht unter die Haut.«
    »Das soll es«, sagte die blonde Schriftstellerin und hauchte mir einen Kuß auf die Lippen.
    Es schellte.
    »Turtelt ruhig weiter«, sagte Mr. Silver und erhob sich. »Ich sehe nach, wer draußen ist.«
    »Hast du für heute abend schon etwas vor?« fragte ich meine Freundin.
    »Ich bin ein bißchen im Zeitdruck.«
    »Dann werde ich wohl Mr. Silver zum Dinner einladen müssen.«
    »Nicht nötig. Die Zeit zwicke ich mir schon irgendwie ab.«
    »Dann ist es also abgemacht?«
    »Abgemacht«, sagte Vicky Bonney, stupste mit dem Zeigefinger meine Nase und kehrte in ihr Arbeitszimmer zurück.
    In der Diele lachte jemand, und ich hörte Mr. Silvers dröhnende Stimme. Er schien über den Besuch erfreut zu sein, und Augenblicke später war ich es auch, denn Jir Karobec, der Hellseher, den wir im Verlaufe unseres letzten Falles kennengelernt hatten, trat ein.
    Der Zigeuner war ein dunkelhäutiger Typ mit schwarzen Kohleaugen. Er trat zur Zeit in einem Londoner Varietétheater auf und verblüffte sein Publikum mit einer Show, die auch Mr. Silver und mich beeindruckt hatte.
    Miles Manda hatte aus Jir Karobec ein willenloses Werkzeug gemacht, das er zweimal gegen uns einsetzte. Beim zweitenmal wollte mich der Zigeuner mit einem magischen Dolch umbringen. Auf der Wunde, die er mir am linken Arm zugefügt hatte, klebte heute ein breiter Pflasterstreifen.
    Grinsend stellte der Wahrsager zwei Flaschen Champagner auf den Tisch. »Die brauchen Sie nicht einmal kaltzustellen, Mr. Ballard. Auf der Straße ist es derzeit nämlich kälter als in Ihrem Kühlschrank.«
    Ich ging ihm entgegen und reichte ihm die Hand. »Geht es Ihnen gut, Mr. Karobec?«
    Der Zigeuner warf sich stolz in die Brust. »Sie haben einen Hausbesitzer vor sich.«
    Ich staunte. »Sie haben sich das Haus des Wiedergängers gekauft.«
    Jir Karobec nickte. »So, wie es mir Mr. Silver geraten hat. Gleich heute morgen rief ich den Makler an. Er wollte es nicht glauben, daß dieses alte Spukhaus nach so vielen Jahren doch noch jemand haben wollte. Er überließ es mir zu einem Spottpreis, nur, damit ich es mir nicht im letzten Moment noch anders überlegte. Und nun bin ich hier, um mit Ihnen, meinen Freunden, auf den Abschluß anzustoßen.«
    »Das freut uns«, sagte ich, bot dem Zigeuner Platz an, holte Vicky, stellte sie ihm vor, brachte Champagnergläser, und dann wurde gefeiert.
    Er blieb zweieinhalb Stunden, und wir amüsierten uns köstlich. Seit es den Mörder mit der Geisterschlinge nicht mehr gab, war ein harter Druck von unserer
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