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GK446 - Der Geisterhenker

GK446 - Der Geisterhenker

Titel: GK446 - Der Geisterhenker
Autoren: A.F.Morland
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erheblich. Darüber solltest du dich freuen.«
    »Vielleicht würde ich mich freuen, wenn ich den Grund für diese Wandlung kennen würde. Da ich ihn aber nicht kenne, bin ich beunruhigt.«
    Lance nickte langsam. »Das kann ich verstehen.«
    Ich schob mir ein Lakritzbonbon zwischen die Zähne und setzte mich. Wir schwiegen eine Weile. Plötzlich leuchteten Lance Selbys Augen.
    »Ich hab’s.«
    »Was?« fragte ich.
    »Ich glaube, das ist die Lösung des Geheimnisses, Tony.«
    »Was denn?«
    »Dein Abenteuer mit den gelben Drachen. Du hast mir davon erzählt. Erinnerst du dich noch daran?«
    »Als ob es gestern gewesen wäre.«
    »Du hast mit Mr. Silver im Drachenblut gebadet. Junge, du bist ein moderner Siegfried. Du hast ein Tauchbad im Drachenblut genommen, und nun bist du unverwundbar.«
    Ich staunte. So einfach war die Lösung. Lance Selby hatte recht. Es wunderte mich, daß ich nicht selbst daraufgekommen war.
    »Siegfried Ballard«, witzelte der Parapsychologe.
    Ich wäre in dem Blut ertrunken, es wäre mir beinahe zum Verhängnis geworden, wenn Mr. Silver mich nicht gerettet hätte. Und auf einmal stellte sich heraus, daß mich dieses Drachenblut auf geheimnisvolle Weise gepanzert hatte.
    Das war ein Ding.
    Mit dieser neuen Erkenntnis mußte ich erst noch fertigwerden. Sie eröffnete für mich ganz neue Perspektiven. Konnte ich im Kampf gegen die Ausgeburten der Hölle noch mehr als bisher wagen? Oder vermochten Höllenwesen meinen neuen Panzer zu knacken?
    Es würde sich bald herausstellen, denn neue Begegnungen mit Wesen aus dem Schattenreich ließen erfahrungsgemäß niemals lange auf sich warten. Man kann fast sagen, sie begegneten mir auf Schritt und Tritt.
    »Was ist nun, Siegfried«, sagte Lance Selby. »Kommst du mit nach Hannover?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Warum nicht? Das Haus bleibt auch ohne mich stehen.«
    »Sehr richtig«, sagte der Parapsychologe erfreut. »Dann klingle ich morgen um sieben an deiner Tür.«
    ***
    Dort baumelte der Gehenkte.
    Oliver Kirste war immer noch nicht fähig, sich von der Stelle zu rühren. Er schloß die Augen und schüttelte den Kopf. Er kniff sich in beide Wangen. Aber sobald er die Augen wieder öffnete, sah er nach wie vor den Toten am Seil. Er träumte nicht. Das war grauenvolle Wirklichkeit. Ein Mensch war vor seinen Augen hingerichtet worden.
    Der Geisterhenker hatte es getan!
    Oliver wagte sich nicht näher an den Toten heran. Er schaute sich nervös um. Ganz allein war er mit dem Gehenkten. Ein fürchterliches Gefühl war das. Es war Oliver unmöglich, den Heimweg fortzusetzen.
    Er raffte seinen ganzen Mut zusammen, wandte sich um und verließ den finsteren Park.
    Du hättest ihn retten können! raunte ihm eine innere Stimme vorwurfsvoll zu. Er hat Hilfe von dir erwartet, aber du bist ihm nicht beigestanden. Du bist ein Feigling, Oliver.
    Keuchend hetzte er aus dem Park, und die Straße zurück, die er - vor wenigen Minuten in der entgegengesetzten Richtung entlanggeschlendert war. Nein, nein, nein! Er ließ das nicht gelten, er war kein Feigling. Er kannte niemanden, der in dieser gruseligen Situation anders gehandelt hätte als er. Jedermann hätte sich still verhalten, um von den durchsichtigen Menschen nicht bemerkt zu werden.
    Wenn sie ihn entdeckt hätten, wäre er von ihnen vielleicht eingefangen und ebenfalls zum Galgen geschleppt worden.
    O Gott!
    Schwitzend lief Oliver Kirste bis zu dem Haus, in dem Torsten Klenke wohnte. Sein Freund war bereits daheim. In seinem Zimmer brannte Licht. Oliver holte seine Schlüssel aus der Hosentasche. Er nahm einen davon vom Ring herunter und warf ihn so lange gegen das Fenster im ersten Stock, bis es geöffnet wurde.
    Torsten erschien.
    Erstaunt schaute er auf seinen Freund hinunter. »Was machst du denn hier? Wieso bist du noch nicht zu Hause?«
    »Komm herunter, Torsten. Schnell!«
    »Hör mal, ich bin froh, daß ich daheim bin. Ich möchte mich in die Falle hauen und pennen.«
    »Komm herunter, ich bitte dich!«
    »Was ist denn passiert?« fragte Torsten.
    »Etwas Schreckliches.«
    Genau so sah Oliver aus. Verstört. Unruhig. Ängstlich. »Okay«, sagte Torsten. »Ich bin gleich unten.« Er schloß das Fenster, und Oliver Kirste wartete nervös auf seinen Freund. Er nagte an der Unterlippe und trat von einem Bein auf das andere. Endlich öffnete sich das Haustor.
    »Das hat aber lange gedauert«, sagte Oliver.
    »Hör mal, ich mußte mich erst wieder anziehen. Also was gibt’s? Ist dir ein Zombie über
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