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GK446 - Der Geisterhenker

GK446 - Der Geisterhenker

Titel: GK446 - Der Geisterhenker
Autoren: A.F.Morland
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Tür.
    Mit nacktem Oberkörper ging ich in die Diele. Nachdem ich einen Blick durch den Spion geworfen hatte und feststellte, daß Lance Selby, mein Freund und Nachbar - ein bekannter Parapsychologieprofessor - draußen stand, öffnete ich.
    Er schaute mich verwundert an. »Bist du auf dem Weg zu ’nem Nudistencamp oder im Begriff, ein Sittenstrolch zu werden?«
    »Wie kommst du denn darauf, die Hosen habe ich doch noch an.«
    »Und wann fallen die?«
    »Irgendwann heute nacht.«
    »Dacht’ ich’s mir doch.«
    »Komm herein und klopfe deine dummen Sprüche drinnen. Es muß ja nicht jeder wissen, daß du im Grunde genommen ein geistiger Tiefflieger bist.«
    Lance zwinkerte schelmisch. »Gleich und Gleich gesellt sich gern, sagt man.«
    »Okay. Jetzt steht es eins zu eins. Möchtest du etwas trinken?«
    »Ehe ich mich schlagen lasse.«
    »Du weißt, wo die Bar ist. Bediene dich selbst.«
    Während Lance Selby meiner Aufforderung nachkam, begab ich mich ins Schlafzimmer, nahm ein frisches Hemd aus dem Schrank und zog es an. Anschließend ging ich in die Küche, öffnete eine Lade, griff nach dem Tranchiermesser und kehrte damit ins Wohnzimmer zurück.
    Lance wies grinsend auf das große Messer. »Schnitzt du dir neuerdings deine Zahnstocher selbst?«
    Ich ging wortlos auf ihn zu. Er schaute mich verwundert an.
    »Mit dir stimmt irgend etwas nicht, Tony. Hast in letzter Zeit wohl zuviel gearbeitet. Ich finde, du solltest einmal ausspannen. Wie wär’s, wenn du mich morgen nach Hannover begleiten würdest? Ich habe da eine Gastvorlesung zu halten. Diskussionen mit Interessierten. Meinungsaustausch mit Kollegen. Aber zwischendurch hätte ich viel Freizeit, die wir zusammen verbringen könnten. Das ist der Grund, weshalb ich noch zu dir herübergekommen bin. Da du ohnedies nichts zu tun hast und alle ausgeflogen sind, mußt du nicht unbedingt das Nest hüten.«
    Ich reichte ihm das Messer.
    »Was soll ich damit? Mir die Krawatte abschneiden?« fragte er.
    »Stich nach mir, Lance.«
    »Du bist wohl übergeschnappt. Warum sollte ich das tun?«
    »Weil ich dich dazu auffordere.«
    »Wenn du mich aufforderst, vom Dach eines Hochhauses zu springen, tu’ ich’s auch nicht.«
    »Setz mir das Messer an die Brust, Lance.«
    »Den Teufel werde ich«, sagte der Parapsychologe und legte demonstrativ das Tranchiermesser beiseite. »Verdammt noch mal, was ist denn los mit dir, Tony? Wieso spinnst du auf einmal?«
    Ich griff nach dem Messer, setzte die Klinge auf meinen Handrücken und zog durch, ehe Lance Selby es verhindern konnte. Die Augen meines Freundes weiteten sich.
    Ich spürte keinen Schmerz, und ich war auch nicht verletzt, obwohl ich ziemlich fest aufgedrückt hatte. Nicht den kleinsten Kratzer wies mein Handrücken auf. Das verblüffte Lance natürlich. Er schaute mich groß an.
    »Was sagst du dazu?« fragte ich ihn.
    »Phänomenal. Worin liegt der Trick?«
    »Es gibt keinen Trick.«
    »Also das kaufe ich dir nicht ab. Es muß einen Trick geben. Verrate ihn mir, Tony.«
    »Es gibt keinen Trick, Lance«, wiederholte ich. »Ich bin auf einmal unverwundbar.«
    Er schnippte mit dem Finger. »Einfach so.«
    »Ja, einfach so.«
    Lance schaute mich ungläubig an. »Ich habe immer noch das Gefühl, du willst mich leimen, Tony. Seit wann beherrscht du dieses Kunststück?«
    »Ich kam heute durch Zufall drauf. Zwei süchtige Straßenräuber fielen über mich her. Sie wollten mich erstechen, und sie hätten es auch getan, wenn die Messerklinge nicht an meinem Körper abgebrochen wäre.«
    »Donnerwetter, ist das tatsächlich wahr, Tony?«
    »Du solltest mir endlich glauben«, sagte ich ärgerlich. »Ich bin es langsam leid, immer wieder beteuern zu müssen, daß ich nicht spaße. Hat dir die Demonstration mit dem Messer nicht gereicht? Dann zeige mir eine Stelle an meinem Körper, in die ich stechen soll.«
    Lance winkte ab. »Laß nur, laß. Ich glaube dir auch so. Aber es ist verblüffend.«
    »Das ist es für mich auch. Ich kann es mir ebensowenig erklären wie du. Hierbei hatten weder Silver noch ich die Hand im Spiel. Ich meine, wir haben nichts dazu beigetragen, um diesen Zustand zu erreichen.«
    Lance Selby schüttelte den Kopf. »Tony Ballard, der Dämonenhasser, ist auf einmal unverwundbar. Rätselhaft. Aber es ist ein unschätzbarer Vorteil für dich, Tony. Schließlich riskierst du im Kampf gegen die Mächte der Finsternis immer wieder Kopf und Kragen. Da du nun unverwundbar geworden bist, verringert sich dieses Risiko
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